Gemeinsame Erklärung zur Initiative „Wohnraum: jetzt!“ ist unterzeichnet 5.3.2024

Schaffung von Wohnraum liegt in breiter Verantwortung von Wirtschaft und Kommunen

Die Region Ostwürttemberg hat sich im Rahmen der Offensive „Zukunft Ostwürttemberg“ in engen Schulterschluss der Verantwortlichen auf den Weg gemacht, die Rahmenbedingungen für wirtschaftliche Prosperität weiter zu verbessern. Dazu gehört die Schaffung von genügend Wohnraum für alle Bevölkerungsschichten.
Am 4. März 2024 wurde das Engagement der Verantwortlichen dazu deutlich sichtbar: Bei der IHK Ostwürttemberg in Heidenheim haben die beiden Landräte Dr. Joachim Bläse (Ostalbkreis) sowie Peter Polta (Landkreis Heidenheim), die Oberbürgermeister der Städte Aalen, Frederick Brütting, Ellwangen, Michael Dambacher, Giengen, Dieter Henle, Heidenheim, Michael Salomo, Schwäbisch Gmünd, Richard Arnold, und IHK-Präsident Markus Maier, IHK-Vizepräsident Ulrich Betzold als Unternehmensvertreter sowie IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler eine gemeinsame Erklärung unterschrieben.
Die Unterzeichnenden haben sich auf einen umfangreichen Maßnahmenkatalog verständigt, der in den kommenden Monaten bearbeitet werden wird. Dazu zählen Handlungsleitlinien für Kommunen ebenso wie das Motivieren von Unternehmen, sich dem Thema Wohnungsbau stärker anzunehmen. Förderszenarien sollen bestmöglich ausgeschöpft und regional untermauert werden. Wo möglich, sollen Planungsverfahren beschleunigt und innovative Ansätze, wie beispielsweise die Standardisierung im Wohnbau verfolgt werden.
In den zurückliegenden Jahren hat sich die Situation auf dem Wohnungsmarkt drastisch verschärft. Die Ursache hierfür lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen. Dazu zählen ein Bevölkerungswachstum sowie eine wachsende Urbanisierung, welche die Nachfrage nach Wohnraum erhöht haben. Ein weiterer Einflussfaktor ist der Mangel an sozialem oder mietpreisgedämpftem Wohnungsbau. Veränderte Rahmenbedingungen sorgen für zunehmende Flächenrestriktionen. Lange Planungsverfahren erschweren ein rasches Gegensteuern. Aktuell kamen der enorme Bau- und Grundstückspreisanstieg sowie stark erhöhte Baukreditzinsen hinzu.
Auch in Ostwürttemberg wird sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt weiter verschärfen, wenn nicht gegengesteuert wird – da sind sich die Unterzeichner der Erklärung „Wohnraum: jetzt!“ einig. Die Zukunft der wirtschaftlichen Prosperität in Ostwürttemberg hängt zunehmend von einer positiven Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt in der Region ab.

Vor dieser Ausgangslage haben sich die regionalen Akteure dazu entschlossen, im engen Schulterschluss aktiv für Verbesserungen des Wohnungsmarkts in der Region sowie der Rahmenbedingungen einzustehen.
„Dafür soll die gemeinsam unterschriebene Erklärung der Startschuss sein, dem weitere Lösungsansätze, Projekte und Aktivitäten folgen werden“,
erklärt IHK-Präsident Markus Maier.
„Gegenüber der Landes- und Bundespolitik sollen notwendige Hilfen, die für die raschere Schaffung von mehr Wohnraum notwendig sind, aufgezeigt und klar benannt werden“,
ergänzt IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler.
Das Vorgehen soll eng mit dem Regionalverband abgestimmt werden. Sowohl für Unternehmen wie für Kommunen ist es wichtig, Wohnen und Arbeiten vor Ort zu verbinden. Es bildet die finanzielle Grundlage der Kommunen und unterstützt die Mobilitätswende.
Weitere Ziele der nun gemeinsam gestarteten Initiative sind, funktionierende Strukturen der Wohn- und Immobilienwirtschaft in der Region zu erhalten und maßgeblich zu unterstützen. Quartiere sollen nachhaltig entwickelt werden: Im Fokus stehen dabei Brachen, Innenentwicklung oder das Aktivieren von leerstehendem Wohnraum. Gemeinsam mit Unternehmen sollen Modelle entwickelt werden, um mithilfe von Förderszenarien an der Behebung der Wohnungsknappheit mitzuwirken.

Statements der Unterzeichner
Landrat Dr. Joachim Bläse:
„Wohnen hat sich zunehmend vom weichen zum harten Standortfaktor entwickelt. Die Zukunftssicherung des Wirtschaftsstandorts Ostalbkreis und der Region Ostwürttemberg hängt daher mit Blick auf die notwendigen Fach- und Arbeitskräfte und deren Familien mit davon ab, ob kurz-, mittel- und langfristig genügend Wohnraum zur Verfügung steht. Gemeinsam mit den Unternehmen und den regionalen Akteuren gilt es, vorhandene Potenziale zu nutzen sowie neue und realisierbare Konzepte zu entwickeln. Der Masterplan Ostwürttemberg 2030 bildet dafür eine hervorragende Basis.“
Landrat Peter Polta:
„Fehlender Wohnraum kann soziale Ungleichheiten innerhalb unserer Gesellschaft verstärken. Es muss daher unser Ziel sein, ausreichend Wohnraum für alle und unabhängig vom sozioökonomischen Hintergrund der potenziellen Bewohnerinnen und Bewohner zu schaffen. Wir wollen gemeinsam mit den Kommunen versuchen, den Neubau von Wohnraum zu erleichtern und Investoren animieren, in unserer Region aktiv zu werden.“
IHK-Präsident Markus Maier:
„Zu einer attraktiven Region gehört auch zunehmend, dass für Fachkräfte genügend Wohnraum bereitsteht, damit sich der Faktor Wohnen nicht zum Hemmnis für die regionale Wirtschaft entwickelt. Als Unternehmer ist es unerlässlich, sich dem Thema aktiv anzunehmen.“
Ulrich Betzold:
„Ich sorge mich angesichts des knappen Wohnraumangebots um die Attraktivität der Region. Jeder neu geschaffene Wohnraum ist wichtig und schafft durch Umschichtung auch wieder bezahlbaren Wohnraum an anderer Stelle. Deshalb möchte ich mich aktiv in der Initiative miteinbringen.“
OB Frederick Brütting:
„Aalen wird in den kommenden Jahren deutlich wachsen. Gemeinsam mit Bauträgern und der städtischen Wohnungsbau Aalen wollen wir möglichst viele Wohneinheiten neu bauen. Bestehende Wohnquartiere sollen attraktiv gehalten und nachverdichtet werden.“
OB Michael Salomo:
„Der Invest in Wohnungen ist wichtig und richtig. Es geht darum, dass Menschen, die unter einem gewissen Jahreseinkommen verdienen, Anspruch auf eine mietpreisgebundene Wohnung haben und diese auch zur Verfügung stehen.“
Richard Arnold:
„Der soziale Friede vor Ort ist an das Bereitstellen von genügend Wohnraum gekoppelt. Es gibt bereits viele gute Ansätze in der Region. Wir wollen unsere Städte als Wohn-, Arbeits- und Lebensraum attraktiv halten.“
OB Michael Dambacher:
„Als Stadt müssen wir die Chancen nutzen, die sich aus der Erschließung von Konversionsflächen ergeben. Durch eine Steigerung der Attraktivität lassen sich lebenswerte Quartiere entwickeln, in denen Wohnen ein zentraler Bestandteil ist.“
OB Dieter Henle:
„Als zertifizierter attraktiver Wohnort für Fach- und Führungskräfte kooperieren wir eng mit unseren Unternehmen. Mitarbeitende sollen sich in Giengen dauerhaft wohlfühlen: Die sehr verkehrsgünstige Lage, ein hoher Freizeitwert und das attraktive kulturelle Angebot tragen dazu ebenso bei wie neu entstehende, verdienstgruppenorientierte Wohnformen.“

Zum Hintergrund: IHK Ostwürttemberg hat Expertenkreis gegründet
Die IHK Ostwürttemberg hat zudem im Januar 2024 einen Expertenkreis „Wohnen und Bauen“ ins Leben gerufen. Im Gremium wirken rund 30 Vertreter aus Unternehmen der Wohnungsbau- und Immobilienwirtschaft, Maklern, Banken, Architekten sowie Projektentwicklern aus der Region mit. Bei künftigen Treffen sollen konkrete Arbeitspunkte diskutiert und Positionen gegenüber der Politik formuliert werden.
Zudem ist die IHK Ostwürttemberg seit Beginn des Jahres 2024 federführend innerhalb des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK) für das Thema Wohnungsbau und Immobilienwirtschaft tätig. Sarah Wörz hat diesbezüglich zum 1. Januar 2024 die Position der Referentin für Wohnungsbau & Immobilienwirtschaft übernommen.
Über den BWIHK und als federführende IHK erfolgt regelmäßig ein Input in den Strategiedialog des Landes zum bezahlbaren Wohnraum, der seit Ende 2022 seine Arbeit aufgenommen hat. Ulrich Grath aus Heidenheim gehört zudem seit Mai 2023 dem neu geschaffenen DIHK-Immobilienausschuss an.