„Liebe die Kultur und die Sprache“

Die Zöliakie, also eine Glutenunverträglichkeit ist schuld. Sie hat dazu geführt, dass Gabriela Moraes Malandrin sich selbstständig gemacht hat. Denn die gebürtige Brasilianerin hatte am eigenen Leib zu spüren bekommen, was Laktoseintoleranz bedeuten und wie schmerzhaft sie sein kann. Sie hat aber auch gelernt, wie gut es für die eigene Gesundheit ist, wenn man bei Zutaten auf Qualität Wert legt. Daran lässt sie seit einem knappen Jahr andere Betroffene teilhaben: Sie hat in Giengen „Gabrielas Küche“ eröffnet und inzwischen einen Kundenstamm gewonnen, der über die Region Ostwürttemberg hinausreicht. Eines der wenigen Angebote dieser Art zwischen München und Stuttgart. „Ich bin zufrieden“ sagt die sympathische junge Frau, wenn sie auf ihr Geschäft blickt.

Dabei ist sie eigentlich vollkommen fachfremd. Aufgewachsen ist sie in Campinas, einer 1,3 Millionen Einwohner zählenden Großstadt, eine Autostunde nördlich von   Sao Paulo  entfernt, der Hauptstadt des gleichnamigen brasilianischen Bundesstaates. In Campinas hat sie Geschichte studiert und an der Universität den Master in Demografie gemacht. 2014 hat sie geheiratet. Ihr Mann hatte ursprünglich bei Bosch in ihrer gemeinsamen Heimat Brasilien gearbeitet und ist 2010, als das Werk in Südamerika geschlossen wurde, für seinen Arbeitgeber nach Deutschland umgezogen.

Nach der Hochzeit sollte hier auch seine Frau ihre neue Heimat finden. Sie sprach damals kein Wort Deutsch, was sich in der Zwischenzeit natürlich signifikant geändert hat, und sie hat einen Integrationskurs absolviert. Doch es gab zwei Stolpersteine: Zum einen wurde ihr Universitätsabschluss in Deutschland nicht anerkannt, sie konnte also faktisch nichts damit anfangen. Zum anderen machten sich gesundheitliche Probleme bei ihr bemerkbar, eben die Zöliakie. Dabei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der der Körper auf das Klebeeiweiß Gluten reagiert, das in vielen Getreidearten vorkommt. Gabriela Malandrin musste daher ihre Ernährung umstellen. Es zeigte sich, dass auch Freunde derartige gesundheitliche Probleme hatten. Und dies alles brachte sie schließlich auf die Idee, Konditorin zu werden, um für sich selbst und später dann auch für andere Betroffene gesunde Lebensmittel herstellen zu können.

Hochzeitstorte zur Prüfung

Doch auch dies gestaltete sich schwieriger als gedacht. Denn wegen der Unverträglichkeit konnte sie die praktische Ausbildung nicht absolvieren, musste am Ende aber dennoch eine Prüfung ablegen. Und so paukte die junge Brasilianerin, inzwischen Mutter eines fünfjährigen Jungen und eines achtjährigen Mädchens, in einem Fernkurs viel Theorie. Bei der praktischen Abschlussprüfung in Mannheim erstellte sie eine zweistöckige Hochzeitstorte. Die Prüfung bestand Gabriela Malandrin im November 2021 mit Bravour und schloss mit einem Diplom ab. Damit war der Weg frei für „Gabrielas Küche“ in Giengen.

Die findet sich seit Oktober vergangenen Jahres im Haus der Familie, Wasserschapfstraße 43. Sie ist komplett neu und wird ausschließlich für gluten- und laktosefreie Produkte verwendet. Sie ist folglich auch frei von Kontamination. Denn in der Bevölkerung Unverträglichkeiten und Allergien gegenüber Gluten und Laktose zu, wobei dies jede und jeden in jedem Alter treffen könne, erzählt sie.  Allerdings trete dies bei immer mehr Kindern auf. Wenn es ganz schlecht läuft, kann sogar eine Krebserkrankung daraus werden.

Komplikationen drohen

Dagegen hilft nur eine kontrollierte Ernährung, berichtet die sympathische Brasilianerin weiter. Denn sonst treten Schmerzen und Beschwerden auf, es kommt zu gesundheitlichen Komplikationen, von denen sie selbst ein leidvolles Lied singen kann. Für Wohlbefinden sorgen könne nur die sachgerechte, nicht kontaminierte Zubereitung der Lebensmittel. Wichtig sei auch, auf die Qualität der Zutaten zu achten. So verwendet sie zum Beispiel verschiedene glutenfreie Mehle, die reich an Nähr- und Ballaststoffen sind; rein pflanzliche Milch sowie Zucker und gute Fette mit einer besseren Nährwertqualität. Aber: Auch Menschen, die das Glück haben, nicht mit Unverträglichkeit und Allergien kämpfen zu müssen, könnten sich mit den von ihr zubereiteten Lebensmitteln gesund ernähren und wüssten dies zu schätzen.

Denn die Angebotspalette von Gabriela Malandrin kann sich sehen lassen. Sie reicht von verschiedenen Kuchen über Käsebrot, Hamburger Brot oder Toastbrot und Brot und Brötchen allgemein bis zu verschiedenen Torten nach Bestellung. Abgeholt oder geliefert werden können die Produkte innerhalb von zwei Tagen nach Bestellung, wobei allerdings zu beachten ist, dass lediglich mittwochs und freitags gebacken wird.

Frische und gesunde Produkte

Gabriela Malandrin: „Wir bieten unseren Kunden frische, leckere und gesunde Produkte, die wir zuverlässig und mit Engagement zubereiten. Bei unseren Frischeprodukten weisen wir darauf hin, dass sie keine Konservierungsstoffe enthalten. Deshalb sind sie schnellstmöglich zu verzehren.“ Das Ziel ist, einen kleinen Laden mit einer Vitrine einzurichten, in der man die Produkte präsentieren kann. Bestellungen nimmt sie übrigens telefonisch und über Whatsapp (01575/0117172) oder über die Website (www.gabrielaskueche.com) entgegen.

Gabriela Malandrin selbst hat sich inzwischen gut in Deutschland eingelebt und fühlt sich mit ihrer Familie auf der Ostalb wohl. Zwischenzeitlich haben sie alle den deutschen neben dem brasilianischen Pass. „Ich liebe die Kultur und die Sprache hier“, schwärmt die junge Frau, und die mittelalterlichen Städte sowieso, schließlich hat sie ja Geschichte studiert. „In Brasilien gibt es das nicht, da ist alles modern,“ erzählt sie. Sie gehen gerne in Museen, schauen sich Städte an und haben viele Kontakte mit Deutschen. Sie treffen sich natürlich auch gern mit brasilianischen Familien, die im  Umkreis leben. Einmal im Jahr geht es natürlich auf Heimaturlaub nach Brasilien. Der Flug von Frankfurt aus dauert elf Stunden, aber das ist mit den Kindern kein Problem, versichert Gabriela Malandrin strahlend. 

Text: Viktor Turad