Verkehr am Limit

Es gibt dringenden Handlungsbedarf bei der Planung der Verkehrsinfrastruktur rund um die Flughafen und Tesla-Region. Das zeigt die gemeinsame “Verkehrs- und Engpass-Analyse Flughafenumfeld und Teslaregion” der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft Dialogforum Airport Berlin Brandenburg und der Berlin-Brandenburger Industrie- und Handelskammern.

Die Entwicklung der Verkehrsmengen

Autobahnen und Knotenpunkte entlang der Bundesstraßen stehen zunehmend unter Druck aufgrund veränderter Rahmenbedingungen. Steigende Fluggastzahlen, eine dynamische Umfeldentwicklung infolge wachsender Einwohnerzahlen und neuer Gewerbeansiedlungen wie Tesla führen zu einem weiteren starken Anstieg von Pendler- und Güterverkehren. Wo genau es bereits heute zu Problemen kommt bzw. bis zum Jahr 2040 kommen wird und wo notwendige Handlungsschwerpunkte bei Straße, Schiene und öffentlichen Verkehr jetzt liegen sollten, stellt die Studie samt Maßnahmenkatalog aufschlussreich dar.
Die Verkehrsmengen nehmen seit 2021 wieder stark zu. Aktuelle Zählungen liegen bereits um 20 bis 70 Prozent höher als die bislang von der Landes- und Bundesregierung herangezogene Datenbasis.
„Insgesamt ist schon heute ein Verkehrsniveau erreicht, das verstärkte Maßnahmen der Steuerung, Vermeidung und Verlagerung auf andere Verkehrsträger verlangt, um die im rasant wachsenden Tempo zukünftigen Engpässe in der Airport- und Tesla- Region managen zu können“, betont Bertram Teschner, Geschäftsführer des Verkehrsplanungsbüros SPV Spreeplan Verkehr Berlin GmbH, der mit der Erstellung der Studie beauftragt war.

Eine Überlastung ist z. B. auf der A 10 östlich des Schönefelder Kreuzes durch Überlagerungen im Wirtschafts- und Pendlerverkehr – insbesondere durch die Tesla-Fabrik oder bei den Verkehrsknoten Schönefeld Nord, Rangsdorf Kienitzer Straße, auf der B 96a und bei Teltow erkennbar. Steigerungsraten bis zum Jahr 2040 auf der A 10 (Ost) um 42 Prozent oder auf der A 113 (Nord) um 61 Prozent verdeutlichen, dass sich die Verkehrslage dramatisch verschärfen wird.
„Die Landesstraßen können die hohen Verkehrsmengen auf den Autobahnen nur bedingt aufnehmen“, sagt Teschner.
Auch die enorm steigenden LKW-Verkehre auf der A 13 zwischen Schönefelder Kreuz und der Lausitz erfordern einen schnellen Planungsbeginn für eine weitere Autobahnspur.

Was ist zu tun?

Gefordert wird u.a. die schnellstmögliche Ertüchtigung und der Ausbau der A 10 auf dem gesamten südlichen Berliner Ring vom Dreieck Potsdam über das Schönefelder Kreuz bis hin zum Dreieck Spreeau sowie der gesamten A 12 östlich des Dreiecks Spreeau bis nach Frankfurt (Oder).
Der Aufbau elektronischer Schilderbrücken über der Autobahn A 10 und A 12 zur Verkehrsbeeinflussung und als Voraussetzung für eine temporäre Freigabe der Seitenstreifen in Stausituationen wäre kurzfristig umsetzbar und hätte schnelle Effekte.
Oberstes Augenmerk sollte die Stärkung der Schiene sein. Dafür notwendig ist die Beschleunigung des Infrastrukturausbaus auf den wichtigen Eisenbahntrassen von und nach Berlin, wie die gerade entstehende Dresdner Bahn zwischen Berlin Südkreuz und Rangsdorf. Darüber hinaus ist ein Ausbau der Anhalter Bahn von Berlin Richtung Jüterbog und der Görlitzer Bahn von Berlin nach Königs Wusterhausen zwingend erforderlich.
Wenn es ein leistungsfähiges Schienenverkehrsangebot gibt, ist laut Verkehrsstudie mit einer Verdreifachung der Fahrgastzahlen in den Bahnen bis zum Jahr 2040 zu rechnen. Der Ausbau der Ostbahn ist ein Schlüsselprojekt, um den Güterverkehr auf der Schiene zu stärken.
Die folgenden Maßnahmen stellen die wichtigsten Herausforderungen dar. Sie sind nur im Schulterschluss und gemeinsamer Anstrengung zu meistern. Hier brauchen wir insbesondere eine Unterstützung des Bundesverkehrsminsteriums, genauso wie die der Landesregierung Brandenburg. Die Industrie- und Handelskammern stehen hier jederzeit für gemeinsame Gespräche bereit.

Empfohlene Maßnahmen Straßenverkehr

1. Fortlaufendes Monitoring wiederherstellen (Dauerzählstellen auf Autobahnen instandsetzen)
2. Optimierung/Aufbau einer Verkehrsbeeinflussung auf Autobahnen (Schilderbrücken, Steuerung Geschwindigkeit, Warnungen)
3. Ertüchtigung A 10 um Kreuz Schönefeld 4-streifig (evtl. Freigabe Seitenstreifen in Spitzenzeiten)
4. Ausbau A 12, 3-streifig (östlich Dreieck Spreeau)
5. Ausbau A 13, 3-streifig (südlich Kreuz Schönefeld)
6. Herstellung AS Kiekebusch (zur Entlastung der Kommunen östlich A 113)
7. Optimierung des Verkehrsflusses auf der A 100/A 113 (Vermeidung Tunnelsperrung)
8. Optimierung identifizierter Knotenpunkte (Schönefeld Süd, Schönefeld Nord, Waltersdorf, Rangsdorf, KW, Großbeeren u.w.)
9. AS Schönefelder Seen als Grundbaustein der Gewerbeerschließung und Flughafenerschließung
10. Beseitigung beschrankter Bahnübergänge

Empfohlene Maßnahmen Schienen- und Busverkehr

1. Angebotsausweitung im Regionalverkehr, um Verkehrsanteile von der Straße aufnehmen zu können
2. Zuverlässigkeit des öffentlichen Verkehrs erhöhen (Pünktlichkeit, Anschlüsse, Information)
3. Infrastrukturelle Voraussetzungen im Bahnverkehr herstellen (Anhalter Bahn, Bahnhof KW)
4. Verlängerung der U 7 über Schönefeld bis zum BER bauen
5. Aufstellen und Umsetzen von Mobilitätskonzepten in den Kommunen (Rad/Bus/Verleihsysteme)
6. Angebotsausweitung im Busverkehr: Neuerschließung der Gewerbegebiete und verbesserte Bedienung der Bahnhöfe (kurze Umsteigezeiten, direkte und vertaktete Linien wie PlusBus sowie Finanzierbarkeit für Landkreise herstellen
7. Attraktivitätssteigerung durch Park&Ride Angebote an Brandenburger Bahnhöfen
8. Neue Mobilitätsformen entwickeln/testen/umsetzen
9. Schwerverkehr auf die Schiene verlagern, Ostbahn ausbauen zur Aufnahme von Transitverkehren im Güterverkehr