Nachfolger Finden. Mit der IHK.

Mit Kleber bis nach Hollywood

Dass er einmal mit Klebstoff so erfolgreich sein würde, hätte Holger Schote aus Schwedt nicht gedacht. 1997 gründete er die Firma Hosch und vertreibt seitdem Industriekleber. Der Firmenname ist eine Zusammensetzung aus den Anfangsbuchstaben seines eigenen Namens. Und damit ist er um die halbe Welt gekommen. Er ist auf großen Industriemessen vertreten und berät außerdem Werkstätten und Automobilfirmen.
Nachfolge Holger Schote (24112_IHK_Web)
Trotz des Erfolges denkt Holger Schote, der jetzt 59 ist, daran eine Nachfolge zu finden. „So eine Einarbeitung geht nicht in zwei Jahren. Meine Nachfolge muss erst einmal Grundwissen kriegen, das ich gern vermitteln möchte“, ist Schote überzeugt. “Wissen, wie es langläuft, das hat man nicht von heute auf morgen drauf. Ich möchte ja auch Kontakte zu den Firmen vermitteln, mit denen ich schon lange gut zusammenarbeite. Und mein Nachfolger sollte schon sagen: Das gefällt mir und macht Spaß.“
Vor 25 Jahren hat sich Holger Schote alles allein aufgebaut. Er ist von Beruf Installateur und war viel auf Montage unterwegs. Das wollte er nicht mehr und bekam irgendwie den Kontakt zu einer Berliner Firma, die Industrieklebstoff vertreibt. Nach einer Woche Einarbeitungszeit heuerte er dort an und bald stand für ihn fest: Ich mache mich mit dem Produkt selbstständig.

Kunden in ganz Deutschland

Er hat das Know-how von der Berliner Firma übernommen und sich dann selbst seine Kunden gesucht. „Ich habe schnell gemerkt, dass mir das liegt. Man braucht handwerkliches Geschick und sollte Freude daran haben, Menschen zu beraten“, sagt Holger Schote. „Inzwischen bin ich bei großen Firmen gelistet. Das war ein langer Weg“, sagt er und weiß, warum er das geschafft hat: „Auf die Qualität kommt es an.“ Viel unterwegs ist er trotzdem noch, aber eben als sein eigener Chef. Er fährt zu Kunden in ganz Deutschland und auch im Ausland. „Da ist so viel zu tun. Das ist ein Riesenmarkt“, hat er bald gemerkt. „Das ist ein Job, da kommt Geld rein, und man sieht das Ergebnis von seiner Hände Arbeit.“ Am Anfang ist er jede Woche nach Bayern gefahren, hat in Karosseriewerkstätten und Autofirmen vorgesprochen, überall dort, wo repariert und geklebt werden musste. In seinem zweiten Jahr hat er Kontakt zur IHK aufgenommen und angefragt, ob er sich an Messen beteiligen könne.
Mein Ansprechpartner war Joachim Tannert von der IHK Ostbrandenburg. Er ist jetzt in Rente, aber wir haben immer noch Kontakt.

Holger Schote

Er ergänzt: “Damals war die IHK gerade bei der Vorbereitung für eine Baumesse in Los Angeles und ich durfte teilnehmen. Das ist sehr gut gelaufen. Zu meinen Interessenten gehörten auch die Universal Studios aus Hollywood. Sie haben mit meinem Kleber Bühnenaufbauten und Kulissen geklebt.“

„Hält, hält und hält“

Die Firma Hosch wirbt mit dem Slogan „Hält, hält und hält!“ Mit diesem Kleber kann man sämtliche Materialien zusammenfügen und reparieren, zum Beispiel lädierte Scheinwerfer oder Stoßstangen, aber auch ganz normale Haushaltsgeräte. Das Prinzip ist einfach: Granulat auf die zu verbindenden Stellen streuen, dann den Kleber auftragen.
Durch eine chemische Reaktion wird die Naht in sekundenschnelle sehr heiß und verbindet die Materialien miteinander. Es entsteht also eine chemische Schweißnaht, die man anschließend nur noch schleifen und lackieren muss. Dann ist die Naht nicht mehr zu sehen und man hat zum Beispiel eine perfekt anmutende Stoßstange, der man eine Karambolage nicht mehr ansieht.
Holger Schote ist von seinem Produkt überzeugt: „In das Granulat könnte man sogar ein Gewinde hineinschneiden. Man kann Metall und Kunststoff verbinden, das sich nicht schweißen, sondern nur mit Industriekleber verbinden lässt. Es ist dann wasserfest, benzin- und ölbeständig und sogar frostsicher.“

Hosch-Kleber für die Industrie

Der Industrieklebstoff der Firma Hosch ist eine Spezialmischung. Mit einem normalen Kleber würde man gar nicht leisten können, was der Hosch-Kleber alles kann. Er wird in vielen Industriezweigen gebraucht, zum Beispiel im Schwedter PCK oder auch in Lackierereien. „Ein Werkzeug, wie zum Beispiel eine Zange, kauft man sich nur einmal. Mein Kleber aber ist ein Verbrauchsprodukt und wird immer wieder nachbestellt. Wenn die Kunden zufrieden sind, bleiben sie dabei“, weiß Holger Schote.
Die Teilnahme an Messen ist genau sein Ding. Er liebt das Gespräch mit Messebesuchern, war schon auf der IAA und der Automechanika in Frankfurt (Main) sowie in Dubai und Las Vegas. Am profiliertesten ist aus seiner Sicht der Genfer Automobilsalon in der Schweiz. Er hat sein Auto mit dem Messestand und dem Klebstoff vollgeladen und ist die 1.300 Kilometer nach Genf gefahren. „Dort ist alles bestens organisiert“, sagt er. Nur während der Corona-Zeit sei er auf seiner Anzahlung von 5.000 Euro Standmiete sitzen geblieben. Das Geld war futsch, weil die Messe nicht stattfinden konnte. Schote ist froh, dass das Messegeschehen wieder Fahrt aufnimmt. Jüngst bereitete er seine Teilnahme an der Grünen Woche in Berlin vor, die vom 20. bis 29. Januar 2023 in Berlin stattfand – ein Heimspiel, an dem er schon oft teilgenommen hat.

Seniorunternehmer als Berater für Nachfolge

In diesen schweren Zeiten mit Inflation und Lieferengpässen ist es nicht leicht, als junger Mensch eine Firma zu übernehmen. Jörg Hieronimus ist Ansprechpartner für Unternehmensnachfolge bei der IHK Ostbrandenburg und weiß: „Nachfolgende müssen nicht nur eigenes Kapital haben, sondern auch Risikobewusstsein. Deshalb ist es gut, wenn Seniorunternehmer jungen Leuten für eine Übergangszeit mit Rat und Tat zur Seite stehen.”
Wir als IHK wiederum bieten den gestandenen Unternehmern gern unsere Hilfe an, damit sie wissen, wie die Nachfolgegeneration tickt.

Jörg Hieronimus

Holger Schote sieht sich als echten Unternehmer, der mit seiner Firma immer dran bleiben will am Markt. Die Teilnahme an Messen scheint ihm auf den Leib geschrieben zu sein. „Man lernt viele Leute kennen. Daraus haben sich zum Beispiel Kontakte nach Japan ergeben. Ein paar Mal bin ich schon dort gewesen“, erzählt er und hofft, gerade unter jungen Menschen eine reiselustige Nachfolgerzu finden, die die Welt und die Arbeitswelt fremder Länder kennenlernen möchte. „Ich suche Leute, die mitkommen, kommunikativ sind und sich das zeigen lassen.“ Vom Onlineverkauf hält er übrigens gar nichts. „Ich muss dem Kunden zeigen, wie die Sache funktioniert und auf seine Probleme eingehen. Das ist die Hauptsache“, sagt der 59-Jährige. „Der Kunde weiß dann, wer ich bin. Und ich lerne den Kunden kennen. So können wir gemeinsam eine Lösung sogar für komplizierte Sachen finden.“ Eine solche Sache ist die Zusammenarbeit mit einem Start-up in Leipzig. Diese Leipziger Firma baut Kameras für Fahrräder und will damit demnächst in Produktion gehen. Doch zuerst muss geklärt werden, wie man das Gehäuse der Kamera zusammenfügen kann. Das ist der kniffelige Punkt, auf dessen Lösung sich Holger Schote freut. „Demnächst fahre ich nach Leipzig und wir beraten gemeinsam.“
FORUM/Eva-Martina Weyer
Nachfolger werden?!
Interessante Inserate finden sich unter www.nexxt-change.org
Jörg Hieronimus
Projektmitarbeiter Nachfolge
Regionalcenter Barnim Uckermark