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Drei auf einen Streich
„Wir hatten uns unabhängig voneinander beim Herrn Tillmann erkundigt, wie er sich die Zukunft des Unternehmens vorstellt“, erklärt Benny Förster. „Da hat er uns zusammengeholt und wir haben einen gemeinsamen Weg entwickelt.“
Wir – das sind Benny Förster, Sebastian Fabian und Stefan Rußig. Diese drei Männer, alle Anfang Dreißig, leiten seit Juli 2022 die Geschicke der Firma SWB gemeinsam als Gesellschafter und Geschäftsführer. Dass sich drei Nachfolger auf einen Schlag gefunden haben, ist nur auf den ersten Blick ein Zufall. Denn der bisherige alleinige Gesellschafter Uwe Tillmann hat junge Führungskräfte systematisch aufgebaut und ihnen schon früh Verantwortung übergeben.
Die Geschäftsführenden Gesellschafter der Stahlwasserbau Beeskow GmbH vor dem Firmengebäude: Stefan Rußig, Sebastian Fabian und Benny Förster (v.l.n.r.)
© IHK Ostbrandenburg
So meint Benny Förster: „Im eigentlichen Sinn war es keine Nachfolge, denn Herr Tillmann hätte noch nicht verkaufen müssen. Aber wir waren jetzt entsprechend ausgebildet, um übernehmen zu können.“ Gelernt haben alle drei „von der Pike auf“. Sebastian Fabian war Industriemechaniker, hat später ein Studium als Techniker im Maschinenbau abgeschlossen und sich bei SWB als Konstrukteur beworben. Über mehrere Zwischenstufen ist er schließlich Vertriebsleiter geworden.
Benny Förster hat während seines Dualen Studiums, das er als Bachelor of Engineering abschloss, ebenfalls Industriemechaniker gelernt. Zum SWB kam er über ein Praktikum im Zuge seiner Master-Arbeit im Vertiefungsstudium. In der SWB und bei Proweris hat er dann schon bald Leitungsfunktionen übernommen. „Wir durften schon früh mitbestimmen“, hebt er hervor. Stefan Rußig wollte nach seinem Maschinenbau-Studium in die Heimat zurück und begann beim SWB als Projektleiter.
Benny Förster hat während seines Dualen Studiums, das er als Bachelor of Engineering abschloss, ebenfalls Industriemechaniker gelernt. Zum SWB kam er über ein Praktikum im Zuge seiner Master-Arbeit im Vertiefungsstudium. In der SWB und bei Proweris hat er dann schon bald Leitungsfunktionen übernommen. „Wir durften schon früh mitbestimmen“, hebt er hervor. Stefan Rußig wollte nach seinem Maschinenbau-Studium in die Heimat zurück und begann beim SWB als Projektleiter.
Perspektivisch wollte ich mich schon immer selbstständig machen. Aber dass es nun so geklappt hat, war nicht von Anfang an vorhersehbar.Stefan Rußig
Zum Antrieb für den großen Schritt vom Angestellten zum Unternehmer sagt Stefan Rußig: „Wenn ich etwas mache, dann immer hundertprozentig.“ Benny Förster und Sebastian Fabian bestätigen: „Zur Motivation gehören eine hohe Arbeitsbereitschaft, aber auch die Freude, das Ergebnis der eigenen Arbeit zu sehen.“
Kompletter Unternehmensverbund
Arbeit gibt es für die drei Jungunternehmer genug, denn sie haben nicht nur einen Betrieb, sondern einen kompletten Unternehmensverbund übernommen. Die Stahlwasserbau Beeskow GmbH ist das größte Unternehmen der Holding. Der 1993 gegründete Betrieb fertigt Stahlbauelemente für Hochwasser-Wehranlagen, Schleusen und Schöpfwerke – alles, was in diesem Segment in Flüssen und Binnengewässern gebraucht wird.
Die ebenfalls in Beeskow angesiedelte Proweris GmbH beschäftigt sich mit Profiliertechnik, Werkzeugbau und der Instandsetzung von Anlagen. Dazu kommt die FMB Beeskow, die Fördertechnik für Schüttgüter herstellt. Das vierte Unternehmen im Verbund ist Protec-Stahlbau im polnischen Krakau, die Stahlkonstruktionen wie Gerüste, Geländer und Arbeitsbühnen produziert.
nach dem Sandstahlen frisch lackiertes Bauteil
© IHK Ostbrandenburg
„Die Klammer über die Gruppe hinweg ist, dass wir maßgeschneiderte Metall- und Konstruktionsleistungen anbieten. Wir sind Einzelteilfertiger, kein Serienhersteller“, betont Sebastian Fabian. „Beispiele sind Schleusen in Eisenhüttenstadt, Kossenblatt und Beeskow, die Wehranlage in Fürstenwalde oder Hochwasserschutztore in Dresden und Hamburg.“ Die ganze Holding beschäftigt rund 120 Mitarbeiter, davon 80 direkt im SWB Beeskow.
Kunden europaweit
Die Beeskower agieren deutschlandweit. Dazu kommen Aufträge in Schweden, Polen oder in der Schweiz. Teile aus Beeskow stecken auch im neuen Schiffshebewerk Niederfinow. Zu den Kunden gehören viele öffentliche Auftraggeber, wie Wasserverbände. Als Zulieferer für Generalauftragnehmer sind Produkte der Gruppe sogar weltweit zu finden – von Indien bis Amerika.
Kunden europaweit
Die Beeskower agieren deutschlandweit. Dazu kommen Aufträge in Schweden, Polen oder in der Schweiz. Teile aus Beeskow stecken auch im neuen Schiffshebewerk Niederfinow. Zu den Kunden gehören viele öffentliche Auftraggeber, wie Wasserverbände. Als Zulieferer für Generalauftragnehmer sind Produkte der Gruppe sogar weltweit zu finden – von Indien bis Amerika.
In der Produktionshalle der SWB
© IHK Ostbrandenburg
In das neue Führungsteam hat jeder seine Stärken eingebracht: Sebastian Fabian als Vertriebsleiter für die gesamte Gruppe, Stefan Rußig kümmert sich vorranging um Projektentwicklung und Benny Förster richtet sein Augenmerk auf Controlling und Finanzen. Wichtig, auch für die Übernahme, war und ist, dass einerseits alle an einem Strang ziehen, andererseits die Zuständigkeiten klar geregelt sind. Die Mitarbeiter wissen, welchen der drei Gesellschafter sie bei welcher Frage ansprechen müssen. „Wir drei kannten und schätzten uns ja schon länger als Kollegen, privat sind wir jedoch nicht zu sehr verbunden“, erklärt Benny Förster. „Aber wir haben Vertrauen zueinander und kennen die Kompetenzen des anderen.“ Dieses Vertrauen ist ein zentraler Punkt. Nur so konnten beispielsweise auch die komplexen Fragen der Übernahme-Finanzierung geklärt werden. „Über die Details des Übergabeprozesses wurde Stillschweigen vereinbart“, betont Stefan Rußig.
Aber wir haben uns dabei immer wieder Beratungsleistungen von der IHK geholt.Stefan Rußig
Generell sei die Übergabe einer ganzen Unternehmensgruppe, noch dazu mit einem Unternehmen im Ausland, ein sehr komplexer Vorgang gewesen. Dafür hat es einen detaillierten Fahrplan benötigt.
Transparenz ist wichtig
„Der Vorteil ist, dass wir alle sehr bodenständig sind“, betont Benny Förster. „Und wir wissen genau, wie unsere Firma funktioniert.“ Für das Unternehmen sieht er es als großen Vorteil an, dass die Verantwortung von einer auf drei Personen übergeben wurde. Dazu kommen innerhalb der Holding noch weitere, angestellte Geschäftsführer. „Transparenz ist uns ganz wichtig, zentrale Daten und Unterlagen sind den Führungskräften gegenseitig bekannt. Wir garantieren damit personelle Ersetzbarkeit. Fall jemand an der Spitze ausfallen sollte, kann so das Unternehmen weiter funktionieren. Immerhin haben wir Verantwortung für 120 Mitarbeiter.“ Ähnlich habe bereits Uwe Tillman gehandelt, was die Übernahme sehr erleichtert hat. Für die Zukunft ihrer Unternehmensgruppe haben die neuen Eigentümer klare Vorstellungen.
Transparenz ist wichtig
„Der Vorteil ist, dass wir alle sehr bodenständig sind“, betont Benny Förster. „Und wir wissen genau, wie unsere Firma funktioniert.“ Für das Unternehmen sieht er es als großen Vorteil an, dass die Verantwortung von einer auf drei Personen übergeben wurde. Dazu kommen innerhalb der Holding noch weitere, angestellte Geschäftsführer. „Transparenz ist uns ganz wichtig, zentrale Daten und Unterlagen sind den Führungskräften gegenseitig bekannt. Wir garantieren damit personelle Ersetzbarkeit. Fall jemand an der Spitze ausfallen sollte, kann so das Unternehmen weiter funktionieren. Immerhin haben wir Verantwortung für 120 Mitarbeiter.“ Ähnlich habe bereits Uwe Tillman gehandelt, was die Übernahme sehr erleichtert hat. Für die Zukunft ihrer Unternehmensgruppe haben die neuen Eigentümer klare Vorstellungen.
Wir wollen im Verbund konstant weiterwachsen. Dafür sind wir auch strategisch aufgestellt.Benny Förster.
Dafür steht die weitere Digitalisierung der Unternehmen auf der Agenda, genauso wie die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien. Schon jetzt bezieht die SWB Beeskow einen Großteil ihres Stroms aus der hauseigenen Photovoltaikanlage auf dem Hallendach. „Das Wachstum soll in gesundem Maß erfolgen, denn wir liefern keine Fließbandarbeit“, erläutert Stefan Rußig. „Wir sind als Marke in unserem Marktsegment schon gut etabliert. Darauf bauen wir weiter auf. Was zählt, ist Verlässlichkeit beim Kunden. Aber Wachstum hängt immer mit Mitarbeitern zusammen.“ Deshalb liegt ein Schwerpunkt auf der Gewinnung, Ausbildung und Qualifizierung von Personal.
Im "Leitstand" der Produktionshalle
© IHK Ostbrandenburg
Aktuell gilt es, die Herausforderungen der Energiekrise zu meistern. „Wir haben noch einen günstigen Gas-Vertrag und können mit unserer Photovoltaik-Anlage einen guten Teil unseres Stroms selbst erzeugen“, erklärt Sebastian Fabian. Dazu kommen Maßnahmen, wie ein veränderter Schichtbeginn ab November, um die Leistungsspitzen der Solaranlage besser auszunutzen, und Konzepte für neue Energiespeicher, z. B. über die Batterien von E-Autos in der Firmenflotte.
Breit aufgestellt, um Krisen zu meistern
Bei Zulieferern hat sich die Gruppe breit aufgestellt. Der Wegfall eines Lieferanten, zum Beispiel von Stahl aus der Ukraine, kann dadurch schnell kompensiert werden. „Zusätzlich haben wir mehrere LKW-Ladungen Stahl eingelagert, um die Produktion abzusichern - nicht als totes Kapital, sondern als Investition in die Zukunft“, betont Sebastian Fabian. Weil das Unternehmen viel selbst konstruiert, sei man zudem flexibel, im Notfall eine fehlende Zulieferung durch ein ähnliches Teil zu ersetzten. „Unser größter Vorteil ist jedoch, dass unsere Projekte relativ kurze Laufzeiten haben und wir meist mit Materialpreisgleitklausel arbeiten. Das heißt, wir haben da Möglichkeiten, unsere Preise bei gestiegenen Kosten anzupassen.“ Allen drei Jungunternehmern gemeinsam ist der Stolz auf ihre Produkte. „Wenn man am Wochenende mit dem Boot unterwegs ist, da ist es ein tolles Gefühl, wenn man durch eine Schleuse fährt und weiß – die haben wir gebaut“, bringt es Sebastian Fabian auf den Punkt.
Breit aufgestellt, um Krisen zu meistern
Bei Zulieferern hat sich die Gruppe breit aufgestellt. Der Wegfall eines Lieferanten, zum Beispiel von Stahl aus der Ukraine, kann dadurch schnell kompensiert werden. „Zusätzlich haben wir mehrere LKW-Ladungen Stahl eingelagert, um die Produktion abzusichern - nicht als totes Kapital, sondern als Investition in die Zukunft“, betont Sebastian Fabian. Weil das Unternehmen viel selbst konstruiert, sei man zudem flexibel, im Notfall eine fehlende Zulieferung durch ein ähnliches Teil zu ersetzten. „Unser größter Vorteil ist jedoch, dass unsere Projekte relativ kurze Laufzeiten haben und wir meist mit Materialpreisgleitklausel arbeiten. Das heißt, wir haben da Möglichkeiten, unsere Preise bei gestiegenen Kosten anzupassen.“ Allen drei Jungunternehmern gemeinsam ist der Stolz auf ihre Produkte. „Wenn man am Wochenende mit dem Boot unterwegs ist, da ist es ein tolles Gefühl, wenn man durch eine Schleuse fährt und weiß – die haben wir gebaut“, bringt es Sebastian Fabian auf den Punkt.
FORUM/Nils Ohl
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Jörg Hieronimus
Projektmitarbeiter Nachfolge
Regionalcenter Barnim Uckermark