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Vom Beginn bis zum Ausbildungsabschluss unterstützend an der Seite
Wer mit Annina Szyska spricht, merkt, wie wichtig ihr die jungen Auszubildenden und Prüflinge sind. Fünf Jahre lang war sie Ausbildungsleiterin bei Fries Holz- und Bodensysteme GmbH in Storkow (Mark). Wegen eines Großprojektes hat sie die Rolle zwar abgegeben, als IHK-Prüferin im Fach Kaufmann/Kauffrau für Groß- und Außenhandelsmanagement engagiert sie sich aber weiterhin für den Fachkräftenachwuchs und steht auch weiterhin den Azubis bei Fries zur Seite. Was treibt sie an?
„Mir liegen unsere Auszubildenden sehr am Herzen“, beginnt die 44-Jährige zu erzählen. „Wenn die Azubis bei uns anfangen, sind sie meist noch 16 oder 17 Jahre alt. Bei vielen ist es wichtig, dass man sie an die Hand nimmt“, sagt Annina Szyska. Auch bei der Abschlussprüfung kann das in den ersten Momenten wichtig sein. Viele seien sehr aufgeregt, wenn sie dem fünfköpfigen Prüfungsgremium bei ihrer Abschlussprüfung gegenüberstehen. „Manchmal muss man anfangs ein bisschen unterstützen“, weiß die IHK-Prüferin. Das kennt sie auch von ihren eigenen Azubis.
Wer als junger Mensch in einem so großen Familienunternehmen wie Fries mit mehr als 650 Mitarbeitern, verteilt auf 16 Niederlassungen, als Azubi anfängt, kann sich im ersten Moment etwas klein und eingeschüchtert fühlen. Damit das nicht so bleibt, steht Annina Szyska mit ihren Kollegen den Azubis von Anfang an zur Seite. „Viele sind zu Beginn noch schüchtern und trauen sich noch nicht so richtig, aus sich herauszukommen“, so die 44-Jährige. Daher seien ihr ausführliche Gespräche mit den Azubis wichtig. Dabei gehe es neben fachlichen Themen ganz viel um das Organisatorische, um gesellschaftliche Soft-Skills und manchmal auch um das Emotionale. Auch bei den Abschlussprüfungen sei es wichtig, die Prüflinge erst einmal abzuholen.
Wir lassen die Azubis sich immer erstmal vorstellen und lassen sie erzählen, in welcher Firma sie tätig sind, was sie dort machen und welche Abteilungen sie durchgegangen sind.Annina Szyska
Die Prüfungen würden mit einem langsamen Gespräch beginnen, um den Azubis die Aufregung und Angst zu nehmen. Mit Empathie könne das Prüfungsgremium, aber die meisten Prüflinge gut abholen.
Annina Szyska ist seit 2019 Teil des Prüfungsausschusses der IHK für Azubis im Bereich Groß- und Außenhandelsmanagement. Sie selbst ist gelernte Floristin. Von 1996 bis 1999 hat sie ihre Ausbildung in Berlin absolviert. Im Jahr 2003 legte sie ihre Meisterprüfung ab. Zu dem Familienunternehmen Fries kam sie 2018, nachdem sie sich bei der IHK zur Kauffrau für Groß- und Außenhandelsmanagement umschulen ließ.
Das Familienunternehmen gilt als einer der führenden Bodenbelags- und Holz-Großhändler zwischen der Nordseeküste und der Spree mit Niederlassungen in fünf Bundesländern. Das Kerngeschäft umfasst dabei sämtliche Bauelemente wie Haus- und Innentüren, Fenster und Bodenbeläge. In der brandenburgischen Niederlassung in Storkow (Mark) befinden sich ab September elf Auszubildende in den Fachrichtungen Innendienst, Lager und Kraftfahrer.
Als IHK-Prüferin nimmt Annina Szyska im Schnitt 20 bis 30 Prüfungen ab. Sie begleitet damit den letzten Schritt der Azubis zur Fachkraft und leistet einen wesentlichen Beitrag für den Fachkräftenachwuchs in Ostbrandenburg. Dabei erinnert sie sich noch gut, wie es für sie selbst war, diesen Schritt vor einer Prüfungskommission zu gehen, als sie ihren Meistertitel ablegte. „Ich war sehr aufgeregt und hatte großes Herzrasen. All das, was die Azubis, die mir jetzt in ihren Abschlussprüfungen gegenübersitzen, auch haben“, reflektiert die heutige IHK-Prüferin.
Für die gelernte Floristin ist es jedes Mal aufs Neue eine spannende Erfahrung. Zum einen lernt sie immer wieder neue Unternehmen kennen und staunt über die wirtschaftliche Vielfalt in Brandenburg. Zum anderen sei jeder Prüfling auf seine Art und Weise besonders, wodurch auch die Prüfungssituation immer eine andere sei. So erinnert sich die Prüferin beispielsweise an eine Auszubildende, die es im Prüfungsgespräch glatt auf die vollen hundert Punkte brachte, da sie jede Frage mit Bravour beantwortete. „Das war einfach Top“. In einem anderen Fall hatte der zu prüfende Azubi verschlafen, sodass das Prüfungsgremium ihn telefonisch wecken und an das Prüfungsgespräch erinnern musste. „Er saß dann tatsächlich in Jogginghose vor uns, hat aber seine Prüfung auch gut abgelegt. Trotz der Verspätung“.
Nicht immer schaffen alle Azubis durch die Prüfung zu kommen. Dann heißt es im ersten Moment empathisch zu sein. „Es tut einem dann immer sehr leid“, sagt die IHK-Prüferin aus Erfahrung. Wichtig sei ihr an dieser Stelle, den Prüflingen, die es im ersten Anlauf nicht geschafft haben, klar zu machen, dass sie auf jeden Fall am Ball bleiben sollen, um am Ende eine abgeschlossene Berufsausbildung zu haben.
Annina Szyska in der Lagerhalle von Fries Holz- und Bodensysteme GmbH in Storkow (Mark). Nicht nur in der eigenen Firma engagiert sie sich mit Leidenschaft für die Azubis, sondern auch als IHK-Prüferin im Fach Kaufmann/Kauffrau für Groß- und Außenhandelsmanagement.
© Annika Funk
Für die Kontrolle der schriftlichen Prüfungen benötigt Szyska rund eineinhalb Stunden pro Prüfling. Hinzu kommt die mündliche Prüfung, für die sie sich Zeit nehmen muss. Die fünf Prüfer treffen sich auf eine kurze Vorbesprechung, dann erhalten die Prüflinge 15 Minuten Vorbereitungszeit. Darauf folgt eine 30-minütige Abschlussprüfung, in der die Azubis ihr Wissen unter Beweis stellen können. Anschließend beratschlagen sich die Prüfer. Und dann wird das Ergebnis natürlich noch bekannt gegeben. In Summe kommt die 44-Jährige mit ihren Prüfer-Kollegen also auf knapp drei Stunden pro geprüften Azubi, was bei rund 30 Azubis rund 90 Stunden im Jahr sind.
Annina Szyska investiert diese Zeit aber gern und profitiert auch davon. Durch die enge Zusammenarbeit mit der IHK-Ostbrandenburg und den Berufsschulen nimmt sie die neusten Entwicklungen der Branche sofort wahr und ist immer auf dem neusten Stand. Auch erweitert sie durch ihre Tätigkeit das berufliche Netzwerk. Neben den Auszubildenden lernt sie auch viele in Brandenburg ansässige Unternehmen kennen.
Nach fünf Jahren hat sie sich erneut als Prüferin bei der IHK beworben und hofft auch für die kommende Fünf-Jahres-Periode wieder diese Aufgabe ausüben zu dürfen. Annina Szyska weiß warum: Es ist nicht nur das Prüfer-Team, mit dem sie gerne zusammenarbeitet, oder die besondere Atmosphäre vor, während und nach der Prüfung, sondern die Möglichkeit, sich für die Zukunft des eigenen Berufes einzusetzen.
FORUM/Johannes Leichsenring
Jede Fachkraft steht für eine Qualifikation. Hinter jeder Qualifikation steht ein Zeugnis. Hinter jedem Zeugnis steht eine Prüfung. Das heißt, ohne ehrenamtliche Prüferinnen und Prüfer gibt es keine Fachkräfte, keine leistungsfähige Industrie, moderne Dienstleistungen oder Handel. Deshalb braucht die Region hunderte engagierte Menschen, die ihre Erfahrung und Zeit investieren, um eine gute Berufsausbildung zu garantieren. Ehrenamtliche Prüferinnen und Prüfer sind der Puls der dualen Ausbildung in Ostbrandenburg!
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Cornelia Weyer
Leiterin
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