Prüfer werden?! Mit der IHK

Hinter jedem Erfolg stehen Menschen

In den glänzenden Augen junger Facharbeiter, die eben ihr Zeugnis erhalten haben, spiegelt sich der unermüdliche Einsatz von Menschen wie Paul Scherf. Als Ausbilder in der pulsierenden PCK Raffinerie GmbH in Schwedt an der Oder ist er ein Bindeglied zwischen ambitionierten Lehrlingen und deren Berufseinstieg. Seine Mission: die Ausbildung von Chemikanten – eine Rolle, die er mit Herzblut und technischem Sachverstand seit nunmehr fünf Jahren ausfüllt.
„Es ist die Arbeit mit jungen Menschen, die viel Spaß macht“, erzählt der 31-Jährige stolz und betont, wie erfreulich es ist, „die jungen Leute hier am ersten Arbeitstag begrüßen zu können und als Facharbeiter nach drei bis dreieinhalb Jahren zu verabschieden“. Mehr als bloßer Lehrstofftransport; Paul Scherfs Engagement ist eine Investition in die Zukunft seiner Auszubildenden. Nach seiner eigenen Ausbildung und Ausbilderlehre in den Anlagen der Schwedter Industriefabrik, eine der modernsten Erdölraffinerien Europas, sei es von Anfang an der Wunsch seiner heutigen Kollegen gewesen, ihn in das Prüfer-Dasein zu integrieren. Es sind nicht nur die theoretischen und praktischen Kenntnisse, die Scherf den angehenden Chemikanten nahebringt. Er weckt in ihnen die Neugierde, vermittelt spezifisches Verfahrenstechnikwissen und stärkt ihr technisches sowie naturwissenschaftliches Verständnis, das für die Lehrausbildung erforderlich ist. Denn im Beruf des Chemikanten in der PCK Raffinerie übernehmen bereits die Auszubildenden eine Rolle in der Steuerung und Überwachung komplexer Produktionsanlagen. Bei auftretenden Störungen im Produktionsablauf ist der Chemikant gefragt, zügig korrigierende Maßnahmen einzuleiten. Darüber hinaus sind sie für die Bereitstellung von Produktproben zwecks Qualitätskontrolle verantwortlich und arbeiten im Schichtsystem eng mit verschiedenen Fachkräften des Unternehmens zusammen. Den Auszubildenden gleich zu Beginn anspruchsvolle Aufgaben zu übertragen, mag zunächst wie eine große Hürde in einem so großen Industrieareal erscheinen. Doch ebenso unterstützend wirkt die Expertise Scherfs – einst selbst Chemikant, heute ehrenamtlicher Prüfer im Dienste der IHK Ostbrandenburg. Bei ihm lernen angehende Chemikanten nicht nur die inneren Mechanismen von Pumpen, sondern verstehen auch die Wandlungsfähigkeit chemischer Reaktionen.
30 Prüfungen pro Jahr
Mit 30 Prüfungen pro Jahr trägt der Schwedter maßgeblich zu der leistungsfähigen Fachkraftausbildung in Ostbrandenburg bei. Er erinnert sich noch gut an seine eigene Aufregung vor Prüfungen: „Meine letzte Prüfung war im Januar 2013. Das war meine Facharbeiterprüfung und ich war sehr aufgeregt“, reflektiert Scherf, der die Auszubildenden nicht nur durch Anlagenführungen und labortechnische Übungen leitet, sondern ihnen auch hilft, die damit verbundenen Risiken zu verstehen und sorgsam zu handhaben. Eine Erfahrung, die ihn heute leitet: „Das eine ist, dass man auf den Prüfling gut eingehen kann, dass man versucht die Aufregung zu nehmen“, sagt er und zeigt, dass mehr als nur Fachkompetenz gefragt ist, um Prüfer zu sein – es braucht Einfühlungsvermögen und die Gabe, Ruhe zu spenden.

Die PCK Raffinerie selbst ist ein Schwergewicht der regionalen Industrie, nicht nur als einer der Hauptkraftstofflieferanten Deutschlands, sondern auch als bedeutender Ausbilder und Arbeitgeber der Region. Neben 1100 Mitarbeitern legt das Unternehmen den Grundstein für zahlreiche Karrieren mit etwa 30 eigenen Azubis und 20 Kooperationsazubis jährlich. Ein Weg, den Scherf selbst gegangen ist, verdeutlicht die breiten Horizonte, die sich PCK-Azubis bieten – vom Chemikanten hin zum heutigen Industriemeister der Chemie.
Zusammenarbeit mit anderen Prüfern
Als ehrenamtlicher Prüfer hat er zudem Einblick in die Herausforderungen und Entwicklungen seines Fachs, was im Zusammenspiel mit regelmäßiger Fortbildung ein dynamisches bleibendes Situationsverständnis fördert. Eine essenzielle Zutat dafür, Prüfungen auf den neuesten Stand und die Prüflinge bestmöglich unterstützt zu halten. Dafür arbeite er engmaschig mit anderen Prüfern zusammen, mit denen er sich gemeinsam im Prüfungsausschuss, bestehend aus Arbeitgebervertretern, Berufsschullehrern und Arbeitnehmervertretern, vor den anstehenden Prüfungsperioden berät. „Einige Fragen wiederholen sich in abgewandelter Form in den Prüfungen, aber es gibt immer wieder Sachen, wo auch ich als Prüfer noch dazulerne“, beschreibt der 31-Jährige einen der Gründe, warum es als Prüfer selbst nach Jahren nie langweilig werde.
Paul Scherf erzählt von Prüfungen, in denen schüchterne Kandidaten aus sich herauskommen, und von Situationen, in denen er noch Minuten vor dem Start mentale Unterstützung bieten muss, „wenn auch mal die Tränen kommen“. Jede Prüfungssituation ist einzigartig, eine neue Möglichkeit zu wachsen – sowohl für den Azubi als auch für den Prüfer. Paul Scherf weiß um die Bedeutung innerer Ruhe vor Prüfungen und gibt dieses Wissen an seine Auszubildenden weiter. Er rät ihnen, am Tag vor einer Prüfung eine Pause einzulegen und sich von der intensiven Vorbereitung zu distanzieren, um den Kopf frei zu bekommen. Er selbst findet einen Ausgleich in seinen Hobbys – Motorradfahren, Radfahren und Gitarre spielen – und betont, wie wichtig es ist, auf das während der Ausbildung vermittelte Rüstzeug zu vertrauen.
Prüfer und Mentor
Selbst auf den seltenen Fall, dass ein angehender Chemikant in einer Prüfung nicht die erforderlichen Leistungen erbringt und eine Nachprüfung erforderlich wird, ist Paul Scherf vorbereitet. Er kennt seine Verantwortung, besonders in solchen Momenten Unterstützung zu leisten: „Dann heißt es noch einmal vorbereiten, gut zureden, Hilfe anbieten und nochmal Themen besprechen“, erklärt der 31-jährige Lehrausbilder. Dann klappe es beim zweiten Versuch ganz bestimmt. Diese Herangehensweise zielt darauf ab, die Auszubildenden für Neuversuche bestmöglich zu rüsten und ihren Erfolg zu sichern. Mit dieser Grundeinstellung steigert Scherf nicht nur die Chancen auf eine positive Nachprüfung, sondern untermauert die Bedeutung der Ausbilder als Mentoren auf dem Weg ihrer Schützlinge. Damit legt er in Schwedts Produktionshallen den Grundstein für die Sicherheit und das Vertrauen, dass „die Leistung, die man erwartet, auch kommt“, wie er sagt. Eine Leistung, die deutlich macht: Ohne Leute wie ihn, Ehrenamtliche mit Fachwissen gepaart mit einer Prise Menschlichkeit, würden die Zahnräder der regionalen Industrie nicht ganz so rund laufen.
 FORUM/Annika Funk

Jede Fachkraft steht für eine Qualifikation. Hinter jeder Qualifikation steht ein Zeugnis. Hinter jedem Zeugnis steht eine Prüfung. Das heißt, ohne ehrenamtliche Prüferinnen und Prüfer gibt es keine Fachkräfte, keine leistungsfähige Industrie, moderne Dienstleistungen oder Handel. Deshalb braucht die Region hunderte engagierte Menschen, die ihre Erfahrung und Zeit investieren, um eine gute Berufsausbildung zu garantieren. Ehrenamtliche Prüferinnen und Prüfer sind der Puls der dualen Ausbildung in Ostbrandenburg!

Interessiert, wie Paul Scherf mit Auszubildenden agiert?

Dann hier klicken und Lust auf eine Prüfertätigkeit bekommen. Wer selbst Prüferin oder Prüfer werden will, kann sich bei Cornelia Weyer melden.
Cornelia Weyer
Leiterin
Fachbereich Prüfungen