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Bald eigener Strom vom Dach
In einem Pilotprojekt unterstützt die IHK Ostbrandenburg Betriebe beim Ermitteln ihres ökologischen Fußabdrucks. Diese Unternehmen haben mit der Beraterfirma The Future Living ihre CO2-Bilanz erstellt und Maßnahmen abgeleitet. Die Humana Kleidersammlung GmbH in Hoppegarten bei Berlin hat mitgemacht. Dort steckt nachhaltiges Wirtschaften schon im Geschäftsmodell.
In Deutschland wird jedes Jahr immer mehr Kleidung gekauft. Pro Person sind das rund 18 Kilogramm Neuware. Damit steigt auch die Menge an Altkleidung. Hier setzt das Agieren von Humana an. Der zertifizierte Entsorgungsfachbetrieb betreibt seit 1988 nachhaltige Textilsammlung und -sortierung. Sein Prinzip: Die Lebensdauer von Textilien verlängern und dadurch Abfall vermeiden.
Wir waren in Deutschland die Ersten, die Sammelcontainer aufgestellt haben. Vorher waren nur Straßensammlungen üblich. Bei der Gründung war zuerst der Gedanke der Solidarität da, dann kam die Umwelt.PR-Managerin Julia Breidenstein
Sie hat das Wachsen und Werden der Firma miterlebt und ist zugleich Nachhaltigkeitsbeauftragte. „Von Anfang an setzen wir unsere Gewinne zu 100 Prozent für den Schutz der Umwelt und für die Entwicklungsarbeit im globalen Süden ein. Wir haben uns gefragt, warum sind die Leute so arm und was kann man dagegen tun?“ sagt Julia Breidenstein. In Berlin und Brandenburg sind die grünen Container mit dem Humana-Logo bekannt. Sie stehen in Wohngebieten und in der Nähe von Supermärkten, inzwischen sogar in 13 Bundesländern.
Die gesammelte Kleidung wird im eigenen Sortierbetrieb in Hoppegarten sortiert und in Partnerbetrieben in Osteuropa. In Humana Second-Hand-Läden wird die wiederverwendbare Kleidung verkauft, in Deutschland, Osteuropa, Afrika und Asien. Untragbares wird recycelt als Putzlappen, geht in die Neufasergewinnung oder wird entsorgt.
Herzstück am Hauptsitz in Hoppegarten ist die Sortierung. Hier landen die gesammelten Kleidungsstücke. Frauen mit geschultem Blick und flinken Händen prüfen Pullover, Jacken, Hosen, Hemden, T-Shirts und all die anderen Textilien. Über 1000 Kilogramm pro Schicht schafft eine erfahrene Sortiererin. Das ganze Unternehmen bringt es im Jahr auf 3500 Tonnen.
Jana Ehmke ist Sortiererin mit dem genauen Blick. Durch ihre Hände gehen pro Tag über 1000 Kilogramm Kleidung.
© Eva-Martina Weyer
„Altkleidung ist kein Abfall“, sagt Julia Breidenstein. „Der überwiegende Teil aus unseren Sammlungen kann wiederverwendet werden. Darum gehen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit hier Hand in Hand.“ Wie Breidenstein erzählt, beträgt die wieder-trage-Quote der von Humana gesammelten Altkleidung 75 bis 80 Prozent. Der Branchendurchschnitt liegt bei gut 60 Prozent.
Julia Breidenstein hat bereits 2013 einen Bericht über die Nachhaltigkeit des Unternehmens geschrieben. Für das Berechnen der CO2-Bilanz hat sie mühsam immer größere Excel-Tabellen angelegt. Da kam ihr das Angebot der IHK am Pilotprojekt ökologischer Fußabdruck mitzuwirken sehr recht.
Julia Breidenstein ist Nachhaltigkeitsbeauftragte bei Humana. Sie zeigt auf den QR-Code, mit dem gute Qualität nachvollziehbar gemacht wird. Dieser weiße Ballen geht nach Afrika.
© Eva-Martina Weyer
„Ich wollte mich der Prüfung unterziehen und war nervös, was dabei herauskommen würde. Letztendlich lagen wir mit unserer selbst gemachten Erhebung fast richtig. The Future Living hat uns sehr gut beraten und mit dem Tool ecocockpit ein gutes Werkzeug gegeben, mit dem wir kostenfrei unsere Daten erheben können“, blickt Julia Breidenstein zurück.
Sie ist froh über das Zertifikat mit den Unterschriften von IHK und The Future Living. „Wir können das jetzt nach außen zeigen. Natürlich haben wir auch Maßnahmen ergriffen.“ So ist das Installieren einer riesigen Photovoltaikanlage auf dem Firmendach in Arbeit. Damit soll der Strom für den Standort Hoppegarten erzeugt werden und künftig auch die Energie für E-LKW, die sich Humana anschaffen will.
„Das Beste, was wir zur Senkung des CO2-Abdrucks tun können, ist das Aufstellen von noch mehr Containern. Der Bedarf ist da in Berlin, aber die Bezirksämter sind zögerlich in der Genehmigung. Das beste Verhältnis ist ein Container pro 400 Einwohner. Die Container müssen regelmäßig geleert werden, und unser Fahrdienstleiter gestaltet die Touren so effizient wie möglich.“
Lagerarbeiter Silvio Thiele bedient die Waage am Wareneingang. Er ist seit rund 25 Jahren bei Humana beschäftigt.
© Eva-Martina Weyer
Einen Schwerpunkt legt das Unternehmen auf die Ausbildung der Sortierinnen. „Sie dauert ein halbes Jahr, denn bei dieser Arbeit ist viel zu beachten. Das Tempo muss stimmen, aber die Abnehmer müssen auch die Qualität kriegen, die sie gebrauchen können“, sagt Julia Breidenstein. „Über jedes Stück wird einzeln entschieden, das kann nicht mit KI abgebildet werden.“
Organisationen von Humana sind in über 40 Ländern aktiv. Vergangenes Jahr hat das Unternehmen 295 720 Euro zur Entwicklungszusammenarbeit beigetragen.
FORUM/ Eva-Martina Weyer
Kontakt
Jens Jankowsky
Referent Innovation/Energie
Geschäftsbereich Wirtschaftspolitik