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Engagiert im Ehrenamt
Stellen Sie sich bitte kurz vor.
Mein Name ist Andre Beiersdorf. Ich bin 1969 in Schwedt geboren, verheiratet und habe eine erwachsene Tochter. Mein beruflicher Werdegang begann 1986 mit einer Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenmonteur. Anschließend habe ich einige Jahre in einem Armeebetrieb in Pinnow gearbeitet. Auch nach der Wende war ich dort tätig und habe Militärtechnik entsorgt. Mehr und mehr interessierte ich mich jedoch für Vermögensberatung. Ich arbeitete erst nur nebenbei in diesem Bereich. Dann entschloss ich mich, die Ausbildung zum Vermögensberater zu absolvieren und bin seit 1999 selbstständiger Vermögensberater mit inzwischen 1.200 Kunden. Vor zwei Jahren habe ich mich dazu entschieden, einen Ausbildungsplatz anzubieten und bilde im mittlerweile zweiten Lehrjahr einen Kaufmann für Versicherungen und Finanzen aus.
Welches Ehrenamt üben Sie aus?
Ich habe mich einige Jahre im Vorstand vom Stadtverband einer politischen Partei engagiert, war Vorstand der Mittelstandsvereinigung Uckermark und habe einen Businessclub auf XING moderiert. Im Jahr 2016 habe ich außerdem begonnen, an einem Gymnasium in Schwedt eine finanzielle Allgemeinbildung anzubieten. Die fünf Säulen der Sozialversicherung erlernen die Schüler einer zehnten Klasse im Unterricht. Darauf aufbauend durfte ich realitätsnah erklären, was wichtig ist, wenn junge Menschen ins Berufsleben einsteigen. Welche Verträge sind für sie wichtig? Wie funktioniert brutto, netto, wie Kranken- oder Rentenversicherungen? Oder wie funktioniert Schufa? Auf diese Fragen habe ich Antworten geliefert. Dieses Angebot gibt es immer noch einmal im Jahr an der Gesamtschule Talsand in Schwedt. 2018 musste ich aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten und habe mich aus den jeweiligen Vorstandstätigkeiten zurückgezogen. Der neu gegründete Uckermarkausschuss ist seitdem die erste Sache, in der ich mich wieder umfassender ehrenamtlich engagiere.
Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich?
Zum einen ist es die Gemeinschaft. Ich lerne neue Menschen kennen, kann mein Netzwerk erweitern. Es geht auch darum, sich gegenseitig Kontakte weiterzugeben, damit bei jedem Problem ein passender Ansprechpartner gefunden wird. So kann ich auch meinen Kunden für verschiedenste Anliegen jemanden nennen, der weiterhelfen kann. Für mich ist die Arbeit außerdem sinnstiftend. Der Austausch mit verschiedenen Menschen sorgt für unterschiedliche Sichtweisen. Ich bleibe nicht in meiner Blase. Schaue ich speziell auf die Arbeit im IHK-Ausschuss, bedeutet diese für mich, Hinweise geben zu können. Der Ausschuss berät die IHK in Fragen der Wirtschaftspolitik und Standortentwicklung, oder in Themen rund um die Aus- und Weiterbildung. Hier können wir unsere Sicht und praxisnahe Lösungsansätze einbringen.
Sie bilden das erste Mal selbst einen Auszubildenden aus – wie ist es, als “Ein-Mann-Betrieb” einen jungen Menschen auf den Beruf vorzubereiten?
Ich bin alles in einer Person und mache alles selbst. Die Arbeitsabläufe erfolgen nicht mehr so selbstständig, wie ich vorher selbstständig war (lacht). Öffnungszeiten, Urlaubsplanung – da muss ich jetzt beispielsweise mehr beachten. Aber es macht mir Spaß, vor allem mein Wissen aus 26 Jahren weiterzugeben. Ich habe jede Rentenreform live erlebt und bin quasi ein lebendes Geschichtsbuch für meinen Auszubildenden. Ich gebe ihm gerne mein Wissen weiter. Vor allem, weil es in meiner Branche nicht genug Nachwuchs gibt. Schaue ich auf die Zahlen der Versicherungsvermittler der vergangenen Jahre, sehe ich eine Entwicklung in die falsche Richtung. Menschen benötigen Menschen. Im Internet finden sich natürlich viele Informationen. Aber welche Informationen ganz speziell für einen wichtig sind, dafür braucht es eine persönliche Beratung. Mein Azubi läuft bei jedem Kundenkontakt mit. Er ist 21 Jahre alt. Die Kinder meiner Kunden sind größtenteils in seinem Alter. Das ist also auch einfach der normale Werdegang, dass er Gleichaltrige zu deren Geldern und Absicherung berät. Wenn ich heute mit jemandem eine Baufinanzierung mit 15 Jahren Zinsbindung abschließe, kann es ja sein, dass ich das gar nicht mehr erlebe. Und dann ist es super, wenn ich einen jungen Partner an meiner Seite habe, der übernehmen kann, wenn ich irgendwann nicht mehr kann.
Es fragte Katharina Wieske
Kontakt
Jörn Klitzing
Leiter
Regionalcenter Barnim Uckermark