KI nutzen. Mit der IHK

Abräumhilfe auf Knopfdruck

Bei einem Rundgang durch das Ahorn Seehotel Templin könnte man meinen, hier gibt es nichts, was es nicht gibt: von Panoramarestaurant über Tobehalle bis zur Schwimmhalle. Darüber hinaus hat das Hotel seit 2024 vier Serviceroboter im Einsatz. Einzigartig in der Uckermark, helfen die innovativen KI-gesteuerten Roboter tatkräftig beim Abräumen.
Fährt man auf das Hotelgelände in Templin am Lübbesee zu, fällt schon von weitem das bunte Gebäude des Hotels ins Auge. Es ist mit Kunstwerken von Michael Fischer-Art, einem Leipziger Künstler, verziert. Acht Tonnen Farbe und zwei Jahre Arbeit haben den ehemaligen DDR-Bau in einen farbenfrohen Ausflugsort verwandelt. Außen wie innen schmücken typische Fischer-Motive die Wände, im Foyer begrüßt ein kunstvoller Brunnen die Gäste.
Am Ende des Tages wollen wir schneller am Gast sein. Der Mitarbeiter soll sich freuen, kürzere Wege zu laufen.

Alexander Methner, Hoteldirektor Ahorn Seehotel Templin

Nach zwei Monaten war klar, die Roboter bleiben

Doch nicht nur Kunst, sondern auch Technik prägt das moderne Erscheinungsbild des Drei-Sterne Superior Aktiv- und Familienhotels: Seit März 2024 unterstützen vier Serviceroboter das Personal beim Frühstück und Abendessen. „Von der Idee haben wir das erste Mal vor zwei Jahren gehört“, erinnert sich Hoteldirektor Alexander Methner. Nach einer zweimonatigen Testphase war klar: Diese technischen Helfer sollen bleiben.
Als Modell wurde der Holobot von Pudu gewählt. Er hat ein Volumen von 120 Litern, kann bis zu 60 Kilogramm Geschirr transportieren und hat vier Plattformen, auf denen jeweils 15 Kilogramm abgeladen werden können. Außerdem erkennt er Hindernisse vor sich, wie zum Beispiel Möbelstücke oder Menschen und kann rechtzeitig sanft ausweichen. Dadurch stoppt er nicht den Betrieb, sondern ist ein echter Gewinn für den alltäglichen Hotelbetrieb.

Damit diese Art von Mitarbeiter am nächsten Tag wieder einsatzbereit sind, werden sie an ihrer jeweiligen Station in die Steckdose gesteckt und aufgeladen. Sie haben einen Akku mit einer Laufzeit von zehn bis 24 Stunden und es braucht 4,5 Stunden, um wieder zu 100 Prozent aufgeladen zu sein. „Fast wie ein normaler Laptop,“ scherzt Methner. Der Holabot verbraucht durchschnittlich 150 Watt. Zum Vergleich: Das ist in etwa so viel, wie eine mittlere Glühbirne oder ein kleiner Fernseher.

Im Hotelaufenthalt ist für Gäste das Frühstück inklusive, das Abendessen ist optional. Die Auswahl ist groß. Es gibt eine Waffel- und Eierstation, Brötchen, Aufschnitt und Salate sowie einen Extrabereich für die jüngsten Gäste, der die familiäre Ausrichtung unterstreicht. Zum Abendbrot werden meist sechs bis acht warme Speisen geboten, so der Direktor. Dabei entsteht schon Einiges an Geschirr, was schnellstmöglich abgeräumt werden möchte.

Jürgen Cleansmann und Rainer Tisch

Hier kommen die vier vom Team liebevoll getauften Roboter Jürgen Cleansmann und Rainer Tisch (es gibt zwei verschiedene Modelle und dafür je einen Namen) ins Spiel. An zentralen Knotenpunkten im Restaurantbereich warten die technischen Servicekräfte auf ihren Einsatz. Rainer Tisch zum Beispiel, steht neben der Kaffeestation, bereit für seine nächste Schicht. Dort muss er lediglich mit dem dreckigen Geschirr beladen und direkt in die Küche zur Spülstation geschickt werden. Das passiert manuell, durch den Touchscreen auf der oberen Seite des Geräts. Be- und Entladen übernehmen ebenfalls die Mitarbeitenden händisch. Leider dürfen keine Gläser beladen werden.
„Diese neigen dazu zu fallen“, schmunzelt Methner. Doch das sei nicht schlimm, denn die KI-Assistenten dienen nur als Unterstützung. „Am Ende des Tages wollen wir schneller am Gast sein. Der Mitarbeiter soll sich freuen, kürzere Wege zu laufen“. So bleibt mehr Zeit für Gastfreundschaft. „Viele Stammkunden kommen hierher und freuen sich über uns, über die Menschen, die hier arbeiten“, begründet er.

Arbeitsplatz ist Küche und Restaurant

Die programmierten Gehilfen gleiten über den Boden und wissen genau, wo sie hinmüssen. Einige Punkte an Türrahmen und Decken markieren die Grenzen der Roboter, denn ihr Arbeitsplatz ist in den Restaurants und in der Küche. Woanders kann und soll er bisher keine Hilfe leisten. Rein technisch könne der Roboter ein Glas Sekt oder einen Kuchen zu einem Geburtstagsgast bringen. „Das machen wir aber nicht“, verrät der 42-Jährige Direktor. Dafür sei der direkte Kontakt zwischen den Mitarbeitenden und Gästen zu bedeutsam.

Mitarbeiter waren skeptisch

Solche Roboter sind eine schöne Anschaffung, aber sie bringen auch Zweifel und Ängste mit sich: „Die Mitarbeiter waren zunächst skeptisch, wie das immer so ist, nach Veränderungen“, erklärt Methner. Gerade Mitarbeiter fürchten um ihren Arbeitsplatz. Methner kann diese Sorgen aus dem Weg räumen. Es sei nie der Gedanke gewesen, Arbeitskräfte zu rationalisieren und das soll in Zukunft nicht der Fall sein. Inzwischen ist er davon überzeugt, dass sogar der Letzte dem KI-Tool positiv zugewandt ist.
Wie könnte man die kleinen Mitarbeiter mit grüner Schürze, Fliege und blauen Pixelaugen auch nicht ins Herz schließen? Besonders das Feedback der Besucher sei ziemlich gut, spiegelt der Hoteldirektor wider. „Kinder stellen sich ab und an vor die Roboter, Gäste erzählen Zuhause von unserer neuen Anschaffung.“
Keine Schulungen notwendig

Um richtig mit dem Holabot umgehen zu können, war eine Einweisung für den Hoteldirektor und die gastronomische Leiterin, Petra Schlüter-Bürger, nötig. Die Basisfunktionen wurden voreingestellt, was etwas Zeit in Anspruch genommen hatte. Eine Schulung für die Mitarbeiter war nicht nötig. Um alle Angelegenheiten, die den Roboter betreffen, kümmert sich Petra Schlüter-Bürger. Wartungen braucht es nicht. Sollte etwas kaputtgehen, wird der Roboter mit einem neuen Gerät ausgetauscht. Da die Roboter über das WLAN mit dem Dienstleister verbunden sind, können Probleme per Ferndiagnose behoben werden. „Einmal hatte sich ein Roboter im Zimmer verirrt, das konnten wir via Facetime klären,“ berichtet Methner.

Alexander Methner weiß fast alles über das Hotel. Seit anderthalb Jahren ist der 42-Jährige der Hoteldirektor in Templin. „Ich dachte mir, wenn ich schon einmal so einen großen Kasten leiten darf, dann den hier“, lacht er. Davor hat er in Braunlage und Oberwiesental gearbeitet. Fast 10 Jahre ist er der Ahorn-Hotelkette jetzt treu. Über Umwege sei er damals zur Ausbildung des Hotelfachmanns in Berlin gekommen. „Die Hotellerie hat mich schon immer interessiert“, sagt der Gastgeber.

Deswegen arbeite er heute in dem familiengeführten Unternehmen, das mittlerweile seit 20 Jahren existiert und sieben Hotels betreibt. Ahorn zählt zu den 30 umsatzstärksten Hotelketten in Deutschland. Sie hat ihren Hauptsitz in Berlin und beschäftigt über 750 Mitarbeitende, davon über 150 in Templin. „Wir bilden durchschnittlich 50 Nachwuchskräfte bei uns aus“, so Methner – darunter Köche, Kaufleute für Tourismus und Freizeit, Hotelfachleute und Fachkräfte im Gastgewerbe.
Die Auszubildenden dürfen kostenfrei im Hotel wohnen. „Ohne die jungen Menschen, auch aus anderen Ländern, wie Vietnam, Kuba oder Russland, würde der Betrieb überhaupt nicht funktionieren“, betont der gebürtige Berliner. Das Ahorn Seehotel Templin bietet auf über 400 Zimmern Platz für Familien, Paare oder beruflich Reisende. Es stehen eine Menge Freizeitaktivitäten zur Verfügung.

Seit die Roboter zwischen den Tischen hin und her flitzen, tauscht sich Alexander Methner regelmäßig mit den anderen Hotels der Kette aus, teilt Erfahrungen und sammelt Erkenntnisse. „Die Zeit ist sehr schnelllebig und die Hotelbranche braucht Unterstützung“, findet Methner. Er würde es auf jeden Fall weiterempfehlen, Serviceroboter im Hotel einzusetzen. Gerade in der Hochsaison merke er, dass diese Unterstützung goldwert ist. „Wenn wir bis zu 400 Kinder im Hotel haben ist unser Personal natürlich dankbar über jeden kürzeren Weg, den es gibt.“

Wenn sich Alexander Methner einen Roboter mit jeglicher Fähigkeit aussuchen könnte, wird er nachdenklich. „So einer muss erst noch gebastelt werden.“ Sie müssen auf jeden Fall schlauer werden, wenn es um die Meinung des Hoteldirektors geht. Aber wer weiß: vielleicht beziehen Roboter in naher Zukunft sogar Hotelbetten.

FORUM/Nicole Buhlau
Künstliche Intelligenz (KI) wird zunehmend zum Werkzeug in Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistung. Um in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, ist es für Betriebe wichtig, KI in ihre Prozesse zu integrieren. Doch das allein reicht nicht: Es braucht auch Fachleute, die KI überwachen und anwenden. Dabei ist der verantwortungsvolle Umgang mit KI zu wahren – indem Chancen und Risiken gleichermaßen bedacht und ethische Standards eingehalten werden. Gemeinsam mit der Märkischen Oderzeitung und der IHK Ostbrandenburg stellen wir Unternehmen vor, die Künstliche Intelligenz zukunftsorientiert einsetzen.
KI-Roboter in Aktion: Interessiert, wie Jürgen Cleansmann und Rainer Tisch im Ahorn Seehotel unterwegs sind? Dann hier klicken.
Jens Jankowsky
Referent Innovation/Energie
Geschäftsbereich Wirtschaftspolitik