Standorte beurteilen

Passt der Discounter an den Platz?

Es ist ein Zeichen des enormen Verdrängungswettbewerbs im Einzelhandel: Die Städte und Gemeinden des Oldenburger Landes werden mit vielen Plänen von Investoren konfrontiert. Sie stammen von Einzelhandelsunternehmen, die die Verkaufsflächen ihrer Geschäfte erweitern wollen. Meist geht es um Standorte von Lebensmittel- oder Drogerieanbietern, nur selten um Einzelunternehmer mit anderen Sortimenten. Darauf folgen in der Regel politische Diskussionen in den Kommunen. Bauleitpläne werden neu aufgestellt oder verändert. Das geschieht nicht ohne die vorgeschriebene Anhörung der IHK, als eine „Trägerin öffentlicher Belange“, wie es im Gesetzesdeutsch heißt. 
Die Bebauungspläne landen in der IHK bei zweien, die sie lesen und vor allem einordnen können: Carola Havekost, 55, Geschäftsführerin und Wirtschaftsgeographin, sowie Lars Litzkow, 44, Geograph mit betriebswirtschaftlichem Hintergrund.
Zwei Kriterien legen sie bei der Beurteilung der jährlich rund 100 eingehenden Bauleitpläne zugrunde: Entsprechen sie den Zielen und Grundsätzen der Landesplanung, die im Landes-Raumordnungsprogramm, LROP, formuliert sind, und sind sie städtebaulich verträglich? Passt also die geplante Ansiedlung zum Standort, dessen Umfeld, Erreichbarkeit und Kaufkraft? Bei der Bewertung ist es hilfreich, wenn eine Kommune ein Einzelhandelskonzept verabschiedet hat. „Uns geht es nicht darum, Wettbewerb zu verhindern“, betont Havekost, „sondern um sinnvolle und attraktive Zentren-Strukturen“. Das birgt auch einen Konflikt: „Ein Vorhaben kann für ein einzelnes Unternehmen eine gute Sache sein, für eine Stadt oder Gemeinde in der Nachbarschaft jedoch ungünstig, und es kann zum Beispiel die Attraktivität einer ohnehin geschwächten Innenstadt sehr mindern“.
Ob eine Stellungnahme von Havekost und Litzkow Gehör findet, liegt bei
der betroffenen Stadt oder Gemeinde. „Die Politik entscheidet letztlich, und manchmal geht es dabei emotional zu, weil die Entscheidungen nicht einfach sind, Stichwort Verdrängungswettbewerb“, sagt Havekost. „Es sollte immer klar sein, dass auch die Ansiedlung von Einzelhandel nicht ganz ohne vorausschauende Planung und Reglementierung geht“. Seit Jahren empfiehlt sie Kommunen Einzelhandels-Entwicklungskonzepte aufzustellen. „Damit hätte man manche, heute zu besichtigende Fehlentwicklung vermieden.“