Arbeits- und Fachkräfte sichern

Am Puls der Zeit

Immer weniger Unternehmen finden qualifizierte Arbeits- und Fachkräfte. Auch der Ausbildungsmarkt – wie leergefegt. Das hat Konsequenzen: „Haben sich früher Auszubildende und Facharbeiter bei den Unternehmen beworben, so dreht sich das gerade um“, erläutert Carolin Baar. Sie und ihr Kollege Heiner Paffenholz sind Fachkräfteberater bei der IHK. In ihren Beratungsgesprächen bei Betrieben in der Region bekommen sie den Wandel mit. „Da zeichnet sich ein Wettkampf unter den Firmen ab, wer die besten Arbeitskräfte bekommt“, berichtet Baar. „Das geht jetzt rasend schnell.“
Seit 2015 gibt es das IHK-Fachkräfteteam. Vier weitere Kolleginnen betreuen die Fachbereiche Umschulung, Digitale Berufsorientierung, Geflüchtete in Ausbildung und Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Paffenholz und Baar beraten und führen Workshops und Infoveranstaltungen durch. „Wir leisten ganz viel Aufklärungsarbeit“, formuliert Paffenholz als grundlegende Aufgabe. „Viele Unternehmen müssen umdenken. Um sich gute Arbeitskräfte zu sichern, können sie eine Menge tun.“ Dazu gehöre, Arbeitsbedingungen im Betrieb, die Qualität in der Ausbildung und Wertschätzung gegenüber Mitarbeitenden unter die Lupe zu nehmen. Die IHK-Fachleute begleiten interessierte Unternehmen durch diese Entwicklungsprozesse. Nach erfolgreicher Umsetzung können sie das Siegel „Top Ausbildung“ erhalten.
In den letzten Jahren habe sich viel geändert, sagt Baar. Junge Arbeitssuchende brächten eine neue Haltung zur Arbeit mit: „Arbeit ist für viele nicht mehr das Wichtigste im Leben. Sie wünschen sich flache Hierarchien, Weiterbildung und Aufstiegschancen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und eine ausgeglichene Life-Work-Balance.“ Um die junge Zielgruppe zu erreichen, müssten Arbeitgeber sich verstärkt als modernes, attraktives Unternehmen etablieren und Auszubildende dort abholen, wo sie zu finden sind – in den Social-Media-Kanälen.
Die beiden Kollegen arbeiten eng verzahnt mit den Wirtschaftsförderern der Städte und Landkreise. Gemeinsam setzen sie sich dafür ein, die duale Ausbildung zu stärken. Dazu bringen sie den Betrieben auch neue Zielgruppen näher. „Es lohnt sich, auch Studienabbrecher, Schulabgänger mit Handicap oder junge Leute mit Migrationshintergrund für eine Ausbildung zu gewinnen“, meint Paffenholz. Immer wichtiger werde zudem, Abiturientinnen und Abiturienten eine Ausbildung als Alternative zum Studium zu vermitteln. „Sie sammeln wertvolle Praxiserfahrungen und haben prima Möglichkeiten, eine Karriere zu starten.“