Ausbildungsberatung für Firmen
Nur keine Angst vor Ausbildung!
Da geht noch mehr. Rund 3000 und damit ein Bruchteil der IHK-Mitgliedsunternehmen bildet derzeit aus. Angesichts des enormen Bedarfs an Arbeits- und Fachkräften und der Branchenvielfalt in der Region ist aus Sicht der IHK eine deutliche Steigerung notwendig.
Andererseits: Rund 4500 junge Leute machen Industrie, Handel und
© Andreas Burmann
Dienstleistungsbranche des Oldenburger Landes jedes Jahr über die betriebliche Ausbildung inklusive duales Studium zu versierten Fachkräften. In mehr als 120 Berufen – eine beachtliche Leistung! Umso mehr als die Gewinnung von Schulabgängerinnen und -abgängern für die Firmen Jahr für Jahr aus vielen Gründen schwieriger wird.
Ausbildung möglich machen – mit dieser Einstellung arbeitet deshalb das achtköpfige Team von spezialisierten Ausbildungsberatern der IHK, wenn es tagtäglich mit Unternehmen im Gespräch ist. Von der Rekrutierung junger Menschen über den gesamten Prozess der Ausbildung bis zur Zwischen- und Abschlussprüfung steht das Team Firmen zur Seite.
Im rechtsfreien Raum agiert es dabei nicht. Denn der Wunsch nach mehr Ausbildung darf nicht auf Kosten von deren Qualität gehen. Gesetzgeber sowie Arbeitgeber und Gewerkschaften setzen deshalb die bundesweit geltenden Maßstäbe: Das sind vor allem die je nach Beruf zu vermittelnden Ausbildungsinhalte, so genannte Rahmenpläne, die Qualifikation der Ausbilderinnen und Ausbilder sowie die Ausbildungsvergütung und der Jugendarbeitsschutz.
„Ein Betrieb sollte also nicht nur ausbilden wollen, sondern es in dieser Hinsicht auch können“, sagt Anja List-Wendeln, Ausbildungsberaterin der IHK für kaufmännische Berufe. Bevor der erste Azubi im Büro sitzt oder an der Werkbank steht, klären List-Wendeln und ihre Kollegen aus dem Team in der Regel bei einem Betriebsbesuch: Sind Know-how und etwaige notwendige Geräte oder Maschinen vorhanden? Welcher unter allen prinzipiell möglichen 250 IHK-Berufen passt? Und: Steht die Mannschaft in der Firma hinter dem Willen zur Ausbildung?
Eine der häufigsten Fragen von Firmen ist die nach der so genannten Ausbildereignungsprüfung. Sie nachzuweisen ist Pflicht für mindestens einen der Ausbilder im Betrieb und wird oft als größte Hürde gesehen. Denn dieser Prüfung geht idealerweise eine Schulung voraus. Auch hier ließen sich aber meist Lösungen finden, sagt List-Wendeln. So sei dies eine Hürde, die unter Umständen auch nicht gleich bei Beginn einer Ausbildung zu nehmen sei.
Ausbildungsberater Jens Schmidt, spezialisiert auf gewerblich-technische Berufe: „Es ist richtig, dass Ausbildung mit viel Verantwortung einhergeht. Und wir müssen Qualität in der Ausbildung sicherstellen. Dazu stehen wir als IHK. Zu viel Respekt vor einer Ausbildung sollte man als Unternehmen jedoch nicht haben, um sie als Möglichkeit nicht ins Auge zu fassen“. Man schaffe es in den meisten Fällen, gemeinsam mit den Firmen eine Lösung pro Ausbildung zu erarbeiten. Wenn zum Beispiel vorgeschriebene Inhalte nicht vermittelt werden können, sei eine Ausbildung im Verbund mit anderen Unternehmen möglich.
Das „Go!“ für die Ausbildung in einem Betrieb gibt am Ende – nach Prüfung der Voraussetzungen – die IHK. Das „Stop!“ allerdings auch. Dies ist der Fall, wenn eine fachgerechte Ausbildung nicht gewährleistet ist oder Verstöße gegen das Jugendarbeitsschutzgesetz vorliegen. Das kann auf Beschwerden der Azubis bei der IHK basieren. Für die jungen Leute sind die Ausbildungsberater nämlich auch Ansprechpartner Nummer eins. Auf der anderen Seite ist die IHK für die Firmen da, wenn es Ärger mit Azubis geben sollte und sucht nach Lösungen – bis hin zu einem vorgerichtlichen Schlichtungsverfahren.
Bei der heutzutage schwierigen Gewinnung von geeigneten jungen Leuten für eine Ausbildung herrscht viel Wettbewerb. Hier raten alle Ausbildungsberater, Social Media wie auch Berufsorientierungs-Messen und Online-Börsen zu nutzen, Praktika anzubieten und auch den Einfluss von Angehörigen auf die Berufsfindung nicht zu unterschätzen.
Bewährt habe sich auch die Zusammenarbeit mit Schulen. Denn die unterstützen ihre Schülerinnen und Schüler wenn’s gut läuft bei der Berufsorientierung. Daneben bietet sich für Firmen die Möglichkeit, sich nach intensiver Prüfung relevanter betrieblicher Abläufe als „TOP-Ausbildungsbetrieb“ durch die IHK zertifizieren zulassen. Dies hat sich als Instrument des Arbeitgeber-Marketings bewährt. Die Digitalisierung, der technologische Wandel und der Zwang zu nachhaltigem Wirtschaften verändern die Ausbildungsinhalte derzeit am meisten. Sie werden daher immer wieder angepasst. Das sei herausfordernd, so Anja List-Wendeln und Jens Schmidt. Damit blieben die Firmen aber auf dem aktuellen Stand der Technik. Es sei zudem eine Chance, dass mehr Betriebe den Einstieg in die betriebliche Ausbildung finden.