Medien-Information

Konjunkturumfrage der IHK

Unternehmen sorgen sich um Standort – Ausblick getrübt

Wirtschaft fordert: strukturelle Probleme des Landes mit mehr Nachdruck angehen

72/2024 vom 21. Oktober 2024
„Die wirtschaftliche Schwächephase im Oldenburger Land hält an – sie ist länger und hartnäckiger als erwartet“, kommentiert Björn Schaeper, Geschäftsführer für Wirtschaftspolitik bei der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer (IHK) das Ergebnis der jüngsten IHK-Konjunkturumfrage bei rund 220 Mitgliedsunternehmen. Der von der IHK ermittelte Konjunkturklimaindex für die Region fällt erneut, und zwar um 3,5 auf 82,2 Punkte.
„Die Unternehmen sorgen sich um den Standort Deutschland“, beschreibt Schaeper die Stimmung der regionalen Betriebe. Sie sehen ihre Wettbewerbsfähigkeit vor allem wegen Kostennachteilen in Gefahr. Im internationalen Vergleich seien die Energiekosten zu hoch, die Regulierung zu kleinteilig und die Genehmigungs- und Planungsverfahren angesichts unzureichender Digitalisierung zu langsam. Alles Nachteile, die die Unternehmen schon länger herausfordern – und niemand weiß, wann diese substanziell angegangen werden.“. Hinzu komme noch eine wenig verlässliche Finanz- und Wirtschaftspolitik. Drei Viertel der Befragten sehen die derzeitigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Risiko.
Die Unternehmen im Oldenburger Land rechnen daher nicht mit einer wirtschaftlichen Wende in der nächsten Zeit. Insgesamt geht ein Drittel der Befragten von einer weiter ungünstigen Wirtschaftslage aus, nur neun Prozent erwarten eine Besserung. Lediglich im Dienstleistungsgewerbe gibt es etwas mehr Optimisten als Pessimisten. Insgesamt zeigen die Beschäftigungs- und Investitionspläne nach unten. Die konjunkturelle Schwächephase dürfte sich fortsetzten.
„Die dringende Forderung der Unternehmen an die Politik ist, dass sie endlich die strukturellen Herausforderungen mit mehr Nachdruck angeht“, so Schaeper. Sinkende Energiekosten, weniger Regulierung und eine investitionsfreundliche Steuerpolitik stehen auf der Unternehmens-Agenda ganz oben. Die Unternehmen warten auf Reformen, die die Wirtschaft wieder ans Laufen bringen könnten.
Die aktuelle Geschäftslage wird auch wegen des schwachen Konsums mau bewertet. Zwar seien die Reallöhne in der letzten Zeit gestiegen, aber Berichte über Entlassungen bei großen Unternehmen verunsichern die Verbraucher. „Sie halten ihr Geld zusammen“, so der IHK-Geschäftsführer. Die Beurteilung der aktuellen Lage fällt folglich schlechter aus als im Vorquartal, insbesondere im Handel und in der Industrie. Im Dienstleistungsgewerbe hingegen bewerten über 90 Prozent der Befragten ihre Lage als gut oder zufriedenstellend.
Branchenergebnisse
Die Stimmung in den Industrieunternehmen hat sich im dritten Quartal 2024 deutlich verschlechtert. Der Saldo aus Gut- und Schlecht-Meldungen sinkt auf minus 20,5 Prozent von zuvor minus 7. Grund hierfür ist eine merklich gesunkene Inlands- und Auslandsnachfrage, vor allem in der energieintensiven Industrie. Eine Ausnahme bildet das Ernährungsgewerbe, das sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland mehr Aufträge erhielt. Die Erwartungen der Industrie insgesamt an die künftige Entwicklung haben sich gegenüber dem Vorquartal weiter verschlechtert. 35 Prozent gehen von einem eher ungünstigen Verlauf aus, nur acht Prozent erwarten eine Besserung. Geplant sind weitere Investitionen, allerdings auf niedrigem Niveau, mit weniger Beschäftigten.
Die Unternehmen des Baugewerbes sind mit der aktuellen Geschäftslage überwiegend zufrieden. Gegenüber dem Vorjahresquartal haben sich die positiven Stimmen allerdings halbiert, während die negativen Stimmen gestiegen sind. Insbesondere im Hochbaugewerbe zeigen sich aktuell deutlich mehr Befragte unzufrieden als noch vor einem Jahr. Hier sind die Auftragseingänge deutlich rückläufig. Weniger Aufträge meldet auch der Tiefbau. Im Ausbaugewerbe sind sie saisonbedingt gestiegen. Der Blick auf die nächsten Monate verheißt wenig Gutes: Keiner der Befragten erwartet eine Verbesserung, 44 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung. Die Wirkung der Zinssenkung scheint zu verpuffen.
Die Stimmung im Einzelhandel hat sich im dritten Quartal nochmals erheblich verschlechtert. Mehr als die Hälfte der Befragten bewertet die aktuelle Lage als schlecht. Die Handelsunternehmen registrieren weiterhin eine Zurückhaltung der Verbraucher, insbesondere bei höherpreisigen Produkten und solchen, die nicht zum täglichen Bedarf gehören. Auch der Blick auf die zukünftige Geschäftslage ist negativ. Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden bewertet sie als eher ungünstig, nur fünf Prozent gehen von einer günstigeren Wirtschaftslage aus. Als größte Risiken für die sieht der Einzelhandel die allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, eine allgemeine Kaufzurückhaltung bei seiner Kundschaft sowie die hohen Arbeitskosten.
Nach einer Verbesserung im Vorquartal hat sich die Geschäftslage der Großhändler wieder verschlechtert: Der Anteil der Unternehmen, die von guten Geschäften berichtet, hat sich auf fünf Prozent halbiert. Der Anteil der negativen Stimmen steigt gleichzeitig um 13 Punkte auf 36 Prozent. Der Binnengroßhandel meldet hierbei schlechtere Zahlen als die im Im- und Export tätigen Firmen. Als Probleme werden genannt: die neue Maut für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen, die Inlandsnachfrage, die politischen Rahmenbedingungen und die Arbeitskosten.
Die gegenwärtige Geschäftslage im Transport- und Logistikgewerbe hat sich im Vergleich zum Vorquartal zwar leicht verbessert, weist aber immer noch einen negativen Saldo auf. Gestiegenen Preisen stehen rückläufige Umsätze gegenüber. Grund zur Sorge macht ein Blick auf die erwartete Geschäftslage und die zukünftigen Investitionen, die deutlich negative Werte ausweisen. Als Gründe für die schlechte Situation werden die überbordende Bürokratie, hohe Personalkosten und der Mangel an Fachkräften genannt.
Das Dienstleistungsgewerbe ist mit der aktuellen Geschäftslage insgesamt zufrieden. Besonders gut lief es bei den unternehmensbezogenen Dienstleistern. Weniger zufrieden sind die Medienwirtschaft und IT-Unternehmen. Hier gab es weniger Aufträge als im Vorquartal. Drei Viertel der Befragten gehen für die kommenden Monate von gleichbleibenden Geschäften aus. Es wird mit weiter steigenden Umsätzen gerechnet. Bei den Risiken für die weitere Unternehmensentwicklung steht der Faktor Fachkräftemangel an erster Stelle, es folgen Arbeitskosten und die politischen Rahmenbedingungen.
Weitere Informationen und Grafiken unter ihk.de/oldenburg/konjunktur