Interview

In der Mitte angekommen

Seit Januar 2022 ist Dr. Torsten Slink neuer Hauptgeschäftsführer der IHK. Der 56-Jährige kommt aus Emden, wo er fast 12 Jahre die IHK für Ostfriesland und Papenburg führte. Er ist in Oldenburg Nachfolger von Dr. Thomas Hildebrandt, der in den Ruhestand gegangen ist. Ein Interview zum Kennenlernen.

Herr Dr. Slink, wie waren Ihre ersten Arbeitstage in Oldenburg?

Mein „Sprung nach Oldenburg“ ist sehr gut verlaufen. Ich habe schon eine Menge Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen persönlich kennengelernt und einige Leute aus der Wirtschaft getroffen. Diese „Antrittsbesuche“ werde ich in den nächsten Wochen fortführen, je nach pandemischer Lage vor Ort oder virtuell. Ich bin ja in der Region bereits gut vernetzt, war vor Ostfriesland neun Jahre Geschäftsführer bei der Handelskammer Bremen. Jetzt freue ich mich, in der Mitte angekommen zu sein.

Sie sind beruflich aber auch schon ein bisschen weiter herumgekommen…

Das stimmt. Nach meinem Studium in Frankfurt am Main habe ich in Hamburg mein Referendariat durchlaufen. Dann ging es zur IHK in Koblenz, zum DIHK nach Brüssel, zur Handelskammer Bremen und dann nach Ostfriesland. Meine Frau ist Engländerin, meine ältere Tochter studiert mittlerweile in London. Mir sind grundsätzlich Offenheit und ein menschliches Miteinander sehr wichtig. Jeder hat den gleichen Respekt verdient, unabhängig von Rang und Ansehen. Als „halber“ Ostfriese mag ich es bodenständig und bin verbunden mit der Nordsee. Ebenso meine Frau. Wir haben uns daher wieder ein Zuhause nicht weit vom Meer gesucht.

A propos Nordsee – Corona macht dem Tourismus schwer zu schaffen…

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie sind überall ähnlich. In Ostfriesland ist der Tourismus stärker betroffen, da er durch die sechs Inseln eine besondere Rolle einnimmt. Aber auch das Oldenburger Land steht vor der riesigen Herausforderung, neue Fachkräfte in Gastronomie und Tourismus zu finden. Der letzte Winter war schlimm, der Sommer zwar recht gut. Aber viele Servicekräfte sind während der Schließungen und Einschränkungen abgewandert oder haben sich beruflich neu orientiert. Wir müssen wieder zu einem gemeinschaftlichen Geist in den Betrieben finden. In allen Branchen. Das ist sehr wichtig, denn davon lebt das Miteinander. Und wir müssen über den Tellerrand hinausgucken und mehr internationale Fachkräfte anwerben.

Was sind weitere Schwerpunkte Ihrer Arbeit in der nächsten Zeit?

Neben dem Thema Fachkräfte liegen unsere Arbeitsschwerpunkte ganz klar im Bereich der Digitalisierung und der Nachhaltigkeit. Diese Transformationsprozesse erfassen ja sämtliche Branchen. Die Industrie steckt mitten im größten Umbruch ihrer Geschichte. Nicht nur die verarbeitende petrochemische Industrie im Norden der Region braucht unsere Unterstützung. Wir müssen so schnell wie möglich für nachhaltige Energie sorgen. Strom und Wasserstoff fallen ja nicht vom Himmel. Die Politik und insbesondere unsere Planungsverfahren sind da leider oft zu langsam. Die Entwicklungen in der Industrie sind da oft schon weiter.