Oldenburger Land: Mittelstand und Großunternehmen – ein leistungsstarker Mix
Vorwiegend mittelständische Familienbetriebe prägen die Wirtschaft im Oldenburger Land. Sie stellen das Gros der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Daneben existieren renommierte Großbetriebe und bekannte Markenherstellern, aus den Branchen Maschinenbau, Ernährungsgewerbe, Chemische Industrie und Schiffbau.
Die Wirtschaftsstruktur unterscheidet sich erheblich vom Bundesdurchschnitt. Ursache ist der relativ hohe Anteil der Ernährungsindustrie an der Wirtschaftsleistung. Sie erwirtschaftet mittlerweile rund die Hälfte des Industrieumsatzes im IHK-Bereich und ist damit der bedeutendste Wirtschaftszweig. Es folgen Fahrzeugbau mit Luftfahrt- und Schiffbau, Kunststoffindustrie sowie Maschinenbau.
Den höchsten Anteil an der Bruttowertschöpfung und an der Beschäftigung erzielen die Dienstleistungsunternehmen. Vor allem die unternehmensnahen Dienstleister, also IT-Dienste, Unternehmensberater, Zeitarbeitsfirmen, Wach- und Sicherheitsdienste sowie Logistikunternehmen etc. waren in den letzten Jahren der Beschäftigungsmotor im Oldenburger Land.
Industrieentwicklung im 1. Halbjahr 2025
Der Umsatz der Industrieunternehmen im Oldenburger Land ist in den ersten sechs Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,1 Prozent auf 14,9 Milliarden Euro gestiegen. Der Auslandsumsatz legt um 3,6 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro zu. Die Exportquote betrug 29,4 Prozent. Niedersachsenweit stiegen die Industrieumsätze um 5,7 Prozent. Das berichtet die Oldenburgische Industrie- und Handelskammer (IHK) auf Grundlage von Daten des Landesamtes für Statistik Niedersachsen.
„Das erste Halbjahr 2025 ist für die regionale Industrie insgesamt gut verlaufen", kommentiert Björn Schaeper, Geschäftsführer der IHK für Wirtschaftspolitik, die wirtschaftliche Entwicklung der Branche. Bis auf Wilhelmshaven haben alle Gebietskörperschaften Umsatzzuwächse zu verzeichnen.
Die positive Entwicklung ist im Wesentlichen auf zwei Branchen zurückzuführen. Zum einen auf das Ernährungsgewerbe, das in erster Linie vom Binnenkonsum bestimmt und damit weniger von der aktuellen Zollpolitik und anderen weltwirtschaftlichen Ereignissen beeinflusst wird. Der Branchenumsatz stieg um 5,2 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro.
Zum anderen hat der Sonstige Fahrzeugbau, also Flug- sowie Schiffsbau, außerordentlich hohe Auftragseingänge verzeichnet. Die Erlöse nahmen um fast 30 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro zu. Allein in der Wesermarsch stieg der Umsatz dieser Branchen um über 25 Prozent.
Die Beschäftigung in den Industrieunternehmen ab 50 Beschäftigte stieg um ein Prozent auf 80.365 Personen im Halbjahresdurchschnitt.
„Der Umsatzanstieg darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Industrieunternehmen weiterhin vor großen Herausforderungen stehen, mahnt der IHK-Geschäftsführer. So stehen die Zollerhöhungen für Waren in die USA erst seit kurzem fest und haben noch nicht ihre volle Wirkung entfaltet. Die EU müsse strategisch und geschlossen auftreten, um belastbare Vereinbarungen für fairen Wettbewerb zu erreichen.
Des Weiteren seien aber auch eigene Hausaufgaben zu erledigen. „Die Standortkosten sind im internationalen Vergleich viel zu hoch und die Produktivität ist zu gering“, so Schaeper. Vieles hemmt in Deutschland die Produktion: Bürokratie, Energiekosten, Fachkräftemangel. Es sei höchste Zeit für Reformen.
Der Umsatz der Bauindustrie im Oldenburger Land stieg in den ersten sechs Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,5 Prozent auf 926 Millionen Euro. Dabei haben sich Tief- sowie Hochbau unterschiedlich entwickelt.
Der Hochbau meldete ein Minus von 4,5 Prozent auf 509 Millionen Euro. Zulegen konnte der Wohnungsbau (+ 3,0 Prozent auf 227 Millionen Euro). Der öffentliche Bau verzeichnete ein Umsatzplus von 1,9 Prozent auf 75 Millionen Euro. Der Wirtschaftsbau hingegen meldete einen Rückgang von über 13 Prozent auf 207 Millionen Euro. Der Tiefbau hingegen verzeichnete ein Umsatzplus von fast zehn Prozent auf 417 Millionen Euro.
Spitzenreiter in der Umsatzentwicklung ist die Bauindustrie im Landkreis Cloppenburg, die ein Plus von 15,3 Prozent erzielte. Es folgt der Landkreis Oldenburg mit 10,6 Prozent. Wegen des Datenschutzes liegen nicht für alle Städte und Landkreise Umsatzzahlen vor. Die Beschäftigung in den 211 Bauunternehmen ab 20 Mitarbeitern nahm um rund 1,6 Prozent zu. Die Zahl der Mitarbeiter stieg auf 9.539 Beschäftigte im Halbjahresdurchschnitt.