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Savoir vivre an der Ruhr
Kaufen und bald auch vor Ort genießen: Mit einem engagierten Konzept bringt Sarah Landis Frankreich ins Ruhrgebiet. (von Britta Zurstraßen)
Es duftet intensiv nach Kräutern der Provence und nach Lavendel. Über 600 verschiedene Produkte aus fast allen Regionen Frankreichs stehen in dem Ladenlokal Chez AMA von Sarah Landis mitten in Recklinghausens Altstadt bereit, entdeckt zu werden – von Weinen und Calvados über Olivenöle, Dips und Cracker, Butterkekse aus der Bretagne bis zu Keramik, Seifen und Blechschildern mit französischen Motiven.
Landis ist gebürtige Südfranzösin, hat in Bochum Geschichte studiert und ist über den Job im Vertrieb eines Maschinenbauunternehmens in Essen in der Region hängegeblieben. „Ich wollte mich jedoch schon immer gerne selbstständig machen,“ sagt die Tochter einer deutschen Mutter und eines französischen Vaters. Wie man Kunden anspricht, wie man Verträge macht und was wichtig ist beim Lieferantenaufbau, lernte sie während ihrer Tätigkeit in der freien Wirtschaft. Doch womit sie sich ihr eigenes Business aufbauen sollte, war ihr zunächst nicht genau klar. „Bei einem Besuch in einer Weinkellerei in meiner Heimat habe ich dann die richtige Anregung bekommen“, erzählt Sarah Landis. Sie stammt aus einer bekannten Rosé-Region an der Küste der Provence, die Liebe zum Wein und die Kenntnis über dieses traditionsreiche Kulturgut entwickelte sie mehr und mehr, „Aber ich wollte nicht nur Wein aus den verschiedensten Anbaugebieten anbieten, sondern meinen Kundinnen und Kunden ein individuelles und doch klassisches Frankreich-Gefühl vermitteln“, erläutert die junge Geschäftsfrau.
Das ist ihr mit viel Liebe zu den Produkten und großem Engagement bei der Auswahl und der Umsetzung ihrer Idee gelungen. Mitten in der Pandemie eröffnete sie 2020 ihr Geschäft, unter anderem mit einer Förderung durch die Stadt Recklinghausen. Denn man kann bei ihr auch online einkaufen, doch immer mit persönlicher Beratung per Email oder WhatsApp. „Die Menschen, die bei mir kaufen, sind entweder selbst sehr frankophil und freuen sich, vieles bei mir zu bekommen, was sie sonst im Urlaub in Frankreich kaufen“, erklärt Landis. „Oder sie möchten gerne französische Dinge und damit auch die Lebensart kennenlernen. Oder sie kennen Frankreichliebhaber und sind auf der Suche nach einem passenden Geschenk“. AMA heißt ihr Concept Store, „das bedeutet ‚lieben‘ auf provenzalisch“, erläutert Sarah Landis. Neben den feinen französischen Tröpfchen bietet Sarah Landis süße und herzhafte Feinkost, Hautpflegeprodukte, ausgewählte Keramik, Accessoires und typische Kleinigkeiten. „Ich kenne tolle Lieferanten aus meiner Heimatregion, doch bei Feinkost müssen die französischen Etiketten in Deutsch übersetzt sein“, berichtet sie von erheblichem Mehraufwand. Sie hat nun einen Lieferanten gefunden, der ihre übersetzten Etiketten druckt und aufklebt. „Außerdem entdeckte ich in Deutschland ein französisches Unternehmen, das die Produkte für den hiesigen Markt fertig macht und ausliefert“, freut sie sich über weniger Hintergrundarbeit.
Ihr Konzept kommt so gut an, dass sie im Herbst in ein größeres Ladenlokal in der Altstadt umziehen wird. „Ich habe ganz klein auf diesen 25 Quadratmetern Fläche angefangen“, erklärt Landis. Jetzt freut sie sich, dass sie ihre große Leidenschaft Wein in dem neuen Geschäft mit kleinem Bistro noch besser an die Kundinnen und Kunden bringen kann. Diese reisen auch heute schon aus anderen Städten im Ruhrgebiet und im Münsterland an. „Ich biete jetzt bereits mit verschiedenen Partnern Weinproben am Abend an,“ nennt Landis die kleinen Events, die sie dank eines guten Netzwerks in der Region durchführt. Auf dem Programm stehen auch Genusstouren durch die Stadt mit anderen Händlerinnen und Betreiberinnen von Hotels und Restaurants oder private Weinproben auf Anfrage.
Eine studentische Aushilfe unterstützt sie im Geschäft, so dass Sarah Landis die ganze Organisation bewältigen kann, die hinter dem schönen Laden steht. „Es ist schon enorm viel Arbeit, aber sie ist einfach auch sehr schön“, sagt sie. Für ihre mentale Gesundheit hat sie sich jetzt aber über Kontakte einen Coach besorgt „Ich möchte den Laden ja auch weiterhin mit Spaß führen kann und nicht ausbrennen“, erklärt die Unternehmerin. Und natürlich die französische Lebensart in Recklinghausen etablieren.
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Redaktion Wirtschaftsspiegel