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Grüne Aussichten bei Spaleck

Der Maschinenbauer SPALECK GmbH & Co KG ist mit seinen Dach- und Fassadenbegrünungen, Sitzecken in kleinen Biotopen, Insektenhotels und Vogel-Nistkästen ein gutes Beispiel für naturnahe Firmengelände. Das Unternehmensnetzwerk Klimaschutz der DIHK Service GmbH interviewte dazu den Geschäftsführer Carsten Sühling, Vizepräsident der IHK Nord Westfalen.
© IHK
Wie stehen Sie zur neuen Richtlinie der Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) und anderen regulativen Vorgaben im Bereich der Nachhaltigkeit? Zu viel Bürokratie oder längst überfälliger gesetzlicher Rahmen?
Carsten Sühling: Wir müssen einfach festhalten, dass viele Unternehmen in den letzten Jahren den Selbstverpflichtungen im Bereich des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit nicht ausreichend nachgekommen sind. Wenn wir wirklich etwas verändern wollen, müssen wir die Unternehmen dazu bewegen, mehr zu tun. Es ist oft auch mit einfachen Mitteln viel mehr möglich. Deshalb finde ich es richtig, dass es Vorgaben gibt und dass sie mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung transparent gemacht und dann auch überprüft werden. Natürlich muss es verhältnismäßig und gerade für kleine und mittlere Unternehmen machbar bleiben.
EcoVadis ist ein weltweit tätiger Anbieter von Nachhaltigkeitsratings.
GRI: Die Global Reporting Initiative
Weitere Informationen zur CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) auf der Website der IHK.
Fühlen Sie sich gut vorbereitet auf die CSRD?
Sühling: Ja, wir sind gut vorbereitet. Seit 2014 schreiben wir Nachhaltigkeitsberichte. Da war anfangs noch sehr viel Prosa drin. Dann haben wir einen Experten zu Rate gezogen, der uns Tipps gab, den Bericht grundlegend anders aufzubereiten. In den letzten zwei Jahren haben wir die Berichterstattung umgestellt und berichten nach GRI- Kernrichtlinien 2021. Das war am Anfang sehr heftig im Umfang. Wir wussten nicht so recht, wo wir anfangen sollten, und brauchten jede Menge Daten. Da half uns es uns sehr, dass wir schon 2018 ein Umwelt- und Energiemanagementsystem eingeführt haben und nach ISO 14001 und ISO 50001 zertifiziert sind. Das hat uns auch geholfen, als die Energiekrise 2022 infolge des Kriegs begann. Wir wussten sofort, wo wir noch Energie einsparen können, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Der Mittelständler SPALECK gehört mittlerweile zu den Vorbildern in NRW, was Klimaschutz und Biodiversitätsförderung angeht. Bei einem Maschinenbauunternehmen denkt man nicht sofort an Naturschutz. Wie hat das bei Ihnen angefangen?
Sühling: Alles begann mit einem Blick aus dem Fenster. 30 Jahre schaute ich auf große graue Flächen in unserem Industriegebiet. Das wollten wir ändern, um auch die Arbeitsatmosphäre zu verbessern. 2017 haben wir dann in Kooperation mit der Stadt Bocholt die ersten Flächen hier im Industriegebiet mit einer Azubi-Aktion aufgehübscht und Hasel, Holunder und andere heimische Sträucher gepflanzt. Der NABU Kreisverband Borken hat uns dabei beraten.
Wie ist die Zusammenarbeit mit dem NABU?
Sühling: Wir wollten als Industrieunternehmen zeigen, dass sich Naturschutz und Industrie nicht ausschließen, sondern dass sie sich gegenseitig bereichern können. Wir sind deshalb vor drei Jahren eine Kooperationsvereinbarung mit dem NABU eingegangen. Vom NABU kommen Inspiration und Beratung und wir können mit etwas Geld und vor allem Flächen dienen – auch um neue Ideen und Ansätze vom NABU auszuprobieren. Wirklich ein Win-Win und sehr konstruktiv.
Wie ging es auf dem Firmengelände weiter?
Sühling: Die Resonanz der Belegschaft auf die ersten Pflanzaktionen war gut. Deshalb haben wir weiter gemacht, Stück für Stück Flächen entsiegelt und grüne Sitzecken für Mitarbeitende angelegt. Gerade bei schönem Wetter verbringen dort viele ihre Mittagspausen, aber auch nach Feierabend trifft man sich noch für BBQ und Picknick.
Wie kam es dann zu einer Fassadenbegrünung?
Sühling: Es ist nicht immer so einfach – logistisch und finanziell – Flächen zu entsiegeln. Vom NABU kam vor drei Jahren der Impuls, über Fassadenbegrünung nachzudenken. Das war relativ einfach und wir haben Wein an den ersten Fassaden gepflanzt. Nach diesen guten Erfahrungen haben unsere Mitarbeitenden dieses Jahr im Frühjahr mit Ehrenamtlichen des NABU weitere Fassaden mit Goldregen begrünt. Wenn man jetzt morgens ankommt, blickt man nicht mehr nur auf grauen Beton, sondern sieht auch jede Menge Grün. Das ist einfach was anderes und macht auch was mit der Motivation und Atmosphäre hier.
Rechnen sich die Maßnahmen für Ihren Betrieb?
Sühling: Ich bin fest davon überzeugt! Auch wenn sich das bei Biodiversität immer schwer rechnen lässt. Es rechnet sich aber mindestens in dem Sinne, dass diese Maßnahmen CO2binden und sich das in der CO2-Bilanz widerspiegelt. Mit unseren gesamten Begrünungsmaßnahmen können wir über 18 Tonnen CO2binden. Wir nutzen dafür das EcoVadis-Rating und wurden als gut bewertet. Ein konkretes Beispiel aus der Praxis: Wir hatten eine Anfrage von einem großen französischen Unternehmen für eine Siebmaschine. Für die Vergabe des Auftrags wurde ein Nachhaltigkeitsengagement gefordert und war entscheidendes Vergabekriterium. Unser gutes EcoVadis-Rating hat die Firma überzeugt und sie haben sofort bei uns bestellt. Das war ein großer Auftrag. Somit haben sich die Maßnahmen auch an dieser Stelle gerechnet.
Wie messen Sie die Wirksamkeit der Biodiversitätsmaßnahmen?
Sühling: Systematisch und professionell noch nicht. Aber ganz praktisch: 10 von 15 Nistkästen sind im letzten Jahr belegt gewesen – für ein Industriegebiet gar nicht schlecht, denke ich. Und auch unsere Dachbegrünung mit Sedum zwischen den PV-Anlagen wird von Insekten frequentiert. Aber die Frage ist ja sehr interessant. Wir nehmen das mal mit und fragen den NABU vor Ort, wie wir unsere Biodiversitätsmaßnahmen professionell messen und auswerten können.