„Stallgeruch" ist Erfolgsfaktor

17000 Artikel lagern in der Halle von reboVet in Bocholt. Dreimal täglich kommen Lieferanten für neue Bestellungen. Just in time werden großvolumige Produkte geliefert wie OP-Tische oder -Lampen. Der Veterinärgroßhändler reboVet beliefert seit über 45 Jahren Tierarztpraxen bundesweit sowie in einigen Nachbarländen. Die Geschäftsidee, für Veterinäre so gut wie jedes erforderliche Produkt zu besorgen, hatte Gründer Horst Koenen 1978 in einer Apotheke. „Mein Vater war damals Außendienstmitarbeiter bei einer Human-Pharmafirma und bekam in einer Bocholter Apotheke Anfragen nach einem Narkosemittel auch für Tiere,“ erzählt Inga Koenen. Gemeinsam mit dem Apotheker Helmut Reygers erkannte Horst Koenen das Potenzial hinter dieser Nachfrage. Die beiden gründeten das Unternehmen ReboPharm für den Bedarf von Veterinärmedizinern. Koenen hatte intensiven Kontakt zu zahlreichen Tierärzten und Tierhaltern in der Umgebung, „Er informierte sich vor Ort, in den Praxen und in den Ställen, welcher Bedarf besteht. So hatte mein Vater ein gutes Gespür und Wissen darüber, welche Arzneimittel und Produkte bei den Veterinären und bei den „Patienten“ gefragt waren“, erzählt Inga Koenen. Und er kannte sich auch mit den Inhaltsstoffen aus. „Wir haben als Kinder auch mal Pferdehustensaft oder eine Salbe gegen Mückenstiche bekommen, die eigentlich für Schweine gedacht war,“ lacht sie.

Geschadet hat es nicht. Seit 2015 führt Inga Koenen, die eigentlich Geisteswissenschaftlerin ist und zuvor für ein großes Unternehmen in der Unternehmenskommunikation gearbeitet hat, das Unternehmen mit rund 100 Mitarbeitenden. Vor sechs Jahren stieg Einkaufsleiterin Sabrina Hessing-Jansen mit in die Geschäftsführung ein. Seit diesem Jahr firmiert das Großhändler unter reboVet, um die Positionierung auch über den Namen deutlich zu machen. Den „Stallgeruch“, den Koenen im Familienunternehmen mitbekommen hat, hält sie auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für wichtig. In der telefonischen Annahme mit der Praxis- und Veterinärberatung sind vor allem Fachkräfte beschäftigt, die tiefere Einblicke in den tierärztlichen Bereich haben. „Wir verstehen uns für unsere Kunden als Partner auf Augenhöhe“, erklärt Koenen ihre Unternehmensauffassung. Dazu sei auch der persönliche Austausch untereinander wichtig, sagt sie.

80 Prozent der Bestellungen laufen über den Onlineshop, die Ansprechpartner sind jedoch immer auch persönlich beratend zur Stelle. „Wir gehen ergänzend dazu über, mittels KI individualisierte Angebote zu machen“, erläutert Sabrina Hessing-Jansen eine der aktuellen Entwicklungen. Agile Teams arbeiten bei reboVet nach verschiedenen Themen im engen Austausch untereinander und sind jeweils für ihre Bereiche verantwortlich. „Monatlich treffen wir uns mit den Teams und besprechen deren weiteres Vorgehen“, sagt Hessing-Jansen. So werden zum Beispiel neue Artikel aufgenommen und Eigenprodukte entwickelt. „Auch innerhalb der Tiermedizin schreitet die Professionalisierung weiter voran, sowohl bei seltenen Arzneimitteln, die wir immer besorgen können, als auch bei Instrumenten wie zum Beispiel Sicherheitskanülen, bei denen die Tierärzte und Helfer geschützt werden, wenn sich die tierischen Patienten wehren“, nennt Koenen einige Neuerungen.

„Der Stellenwert des Haustiers hat sich in den vergangenen Jahrzehnten sehr gewandelt, es sind Familienmitglieder, für die bei gesundheitlichen Problemen meist die möglichst beste Therapie angewandt wird“, weiß die Geschäftsführerin. Darauf stellt sich auch das Unternehmen ein und entwickelt eigene Ergänzungsfutter und Pflegeprodukte für spezielle Krankheitsfälle oder nimmt homöopathische Produkte ins Portfolio auf. „Wir waren und sind ein Vollsortimenter und dabei der zweitgrößte Anbieter in Deutschland“, benennt Inga Koenen die Stellung des Unternehmens in der Branche. Der Umsatz hat sich seit ihrer Übernahme 2015 mehr als verdoppelt und liegt „im zweistelligen Millionenbereich“, sagt sie.

Und wie finden die Kunden reboVet? „Wir werden häufig bei Praxisübernahmen direkt mit übernommen“, weiß Koenen. Außerdem präsentiert sich das Unternehmen auf Fachmessen und im Tierärzteblatt. 6400 aktive Tierärzte von rund 11000 bundesweit sind bisher Kunden des Großhändlers. „Instagram ist ein relativ neuer Kanal, den wir bespielen“, erzählt Koenen. Mit der Serie „Tür auf ins Unternehmen“ wird auf persönliche Art und Weise Vertrauen geschaffen – nicht nur, um neue Kunden, sondern auch um weitere engagierte Fachkräfte zu finden, die sich zum Wohl der felligen Freunde der Menschen bei reboVet einsetzen möchten.