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Wachstumskurs mit Förderung
Das Unternehmen Hase Bikes baut in Waltrop seine dritte neue Halle. (Von Daniel Boss)
Die Hases müssen sich vergrößern. Neben dem normalen Wachstum im Fahrrad-Markt hat Corona der Branche einen Boom beschert: Bewegung an der frischen Luft ist angesagt. Fast hundert Mitarbeiter beschäftigt das Einzelunternehmen inzwischen. Im vergangenen Jahr wurde auf der Zeche Waltrop der erste Spatenstich für die dritte neue (und insgesamt vierte) Halle gesetzt. Sie soll einmal die gesamte Produktion beherbergen. „Unsere alte Halle, die demnächst zum Showroom umfunktioniert werden soll, passt etwa fünfmal in diesen Neubau“, erklärt Kirsten Hase, Ehefrau des Gründers und Diplom-Ingenieurs Marec Hase. Die alte Halle wurde im Jahr 2001 bezogen. Sie hat eine Grundfläche von 700 Quadratmetern. Das veranschaulicht die Dimension des Wachstums auf eindrückliche Weise.
Die Spezialrad-Manufaktur nutzt dafür das Regionale Wirtschaftsförderungsprogramm (RWP). In der gewählten Variante des Programms („investiv“) sind Finanzierungen von Investitionen in festgelegten Fördergebieten in Nordrhein-Westfalen möglich - wenn durch diese Arbeitsplätze geschaffen bzw. gesichert werden. Ein weiteres Ziel, so die zuständige NRW.Bank, ist „die Verbesserung der Einkommensstruktur und die Stärkung der regionalen Wirtschaftsstruktur“. All das trifft auf Hase Bikes zu. Daher hat das Unternehmen die Zusage von Fördermitteln für den Hallenbau erhalten. Beraten und mit einer Stellungnahme begleitet hat den Förderantrag die IHK Nord Westfalen. Die Landeszuschüsse richten sich unter anderem nach Art des Vorhabens und der Zahl der neuen oder gesicherten Arbeitsplätze. Wie die Eheleute Hase erklären, belaufen sich die Gesamtkosten der Halle auf zirka 2,5 Millionen Euro. „Wir haben einen Zuwendungsbescheid in Höhe von 750.000 Euro von der NRW.Bank erhalten“, freut sich Kirsten Hase.
Das Ehepaar geht fest davon aus, dass sich das Team weiter vergrößern wird. „Noch in diesem Jahr wollen wir die Produktion um 60 Prozent steigern“, sagt Kirsten Hase. Damit sollen vor allem die zuletzt sehr langen Lieferfristen ein Ende haben. „Durch die Pandemie hatten wir Lieferzeiten von bis zu zwei Jahren.“ Früher seien es maximal acht Wochen gewesen. Dank einer bereits erfolgten Umstellung auf Linienproduktion: Die künftigen Räder bewegen sich langsam in der Luft hängend durch Halle und werden Komponente für Komponente montiert. „So haben wir es bereits geschafft, die Lieferzeit auf ein halbes Jahr zu verkürzen.“ Das dürften die Fans der Tandems, Trikes und Lastenrädern aus Waltrop mit Freude zur Kenntnis nehmen. Das Unternehmen profitiert nicht nur beim Absatz von seinem hohen Bekanntheitsgrad. Auch das Recruiting gestaltet sich vergleichsweise einfach: „Wir üben schon eine gewisse Attraktivität auf Fahrradmechatroniker aus“, sagt Kirsten Hase. Initiativbewerbungen sind keine Seltenheit. Hase Bikes beschäftigt zudem viele Hilfsarbeiter. „Hier haben wir sehr gute Erfahrungen mit Geflüchteten gemacht.“
Der geförderte Bau der neuen Halle markiert einen weiteren Meilenstein in der Erfolgsgeschichte der Rad-Spezialisten. Diese beginnt bereits im Jahr 1989: Der 17-Jährige Marec Hase schafft es beim Landeswettbewerb „Jugend forscht“ ganz nach oben aufs Treppchen - mit einem Tandemdreirad. Mitte der 90er-Jahre gründet er in der Remise seines Elternhauses in Bochum die Firma HASE-Spezialräder. Mit einem Mitarbeiter und zwei Modellen fiel der offizielle Startschuss. Als es am Standort Bochum zu eng wird, erfolgt der Umzug auf das Gelände der Zeche Waltrop. Im Erdgeschoss des Magazingebäudes entstehen die Räder. Darüber wohnt die Familie Hase. Zwei Jahre später kommt Waltrop ins Guinness Buch der Rekorde: 62 aneinander gekoppelte Trikes bilden „die wahrscheinlich längste Fahrradschlange der Welt“.
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Redaktion Wirtschaftsspiegel