3 min
Lesezeit
Nachfolge im Brandschutz
Mit Hilfe der Bürgerschaftsbank NRW wurde André Schulze Forsthövel zum Unternehmer. (Von Daniel Boss)
Mitte 2016 hat André Schulze Forsthövel ein „Vorstellungsgespräch“ im rheinischen Neuss. Gemeinsam mit zwei Beraterinnen seines Kreditinstituts fährt er zur dortigen Bürgschaftsbank NRW. Der Termin dauert gute zwei Stunden. Er muss zahlreiche Fragen beantworten und Details zu seinem Vorhaben erläutern. Das ist nicht weiter verwunderlich, immerhin geht es um einen mittleren siebenstelligen Betrag. Letztlich kann André Schulze Forsthövel überzeugen und bekommt grünes Licht - nicht nur für die Bürgschaft durch das Land, sondern zugleich für die Realisierung eines Traums nach fast 15 Jahren. Im Zuge eines Asset Deals mit anschließender Neugründung wird er geschäftsführender Gesellschafter der Brandschutz-Center Münster Brinck GmbH und tritt damit die externe Nachfolge eines über 50-jährigen Familienunternehmens an. „Endlich war ich selbstständig“, beschreibt er das damalige Gefühl.
André Schulze Forsthövel, heute 42, zieht es schon in jungen Jahren auf den Chefsessel. Mit 25 habe er das erste Mal beim Nachfolger-Club der IHK Nord Westfalen angeklopft. Auf dieser Plattform können sich Unternehmensinhaber ohne Nachfolger und potenzielle Interessenten kennenlernen. „Damals war ich aber noch nicht reif für eine Unternehmensübernahme“, sagt Schulze Forsthövel. „Ich musste zunächst Erfahrung sammeln“. Und das tut der gelernte Elektroinstallateur in beeindruckender Weise. Er macht nicht nur seinen Elektrotechniker, sondern absolviert auch berufsbegleitend ein Bachelor-Studium (Europäische Betriebswirtschaft) und setzt einen MBA (General Management) oben drauf. In der Maschinenbau-Branche lernt er die Praxis kennen. Auf der Karriereleiter klettert er bis zum deutschen Vize-Vertriebsleiter eines asiatischen Konzerns. Doch der Gedanke an ein eigenes Unternehmen ist noch immer in seinem Kopf. „Ich wollte nicht nur Manager sein, sondern ein Unternehmen entwickeln.“
Erneut wendet er sich an den Nachfolger-Club und erhält daraufhin ein bis zwei anonymisierte Vorschläge für potenziell zu übernehmende Unternehmen pro Monat. „Für mich war allerdings lange nichts Interessantes dabei.“ Bis zu jenem Tag Ende 2015. Selbst aus den verschleierten Angaben kann André Schulze Forsthövel das Potenzial für sich erkennen. „Das war ein Treffer.“ Der erste Termin mit der Unternehmerfamilie läuft sehr gut. Die Firma ist auf Produkte und Dienstleistungen im vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz spezialisiert. Die Bandbreite reicht vom einfachen Feuerlöscher bis zum Pressluftatmer oder Schneidewerkzeug, die bei schweren Verkehrsunfällen zum Einsatz kommen. Dem potenziellen Käufer, Hauptbrandmeister bei der Freiwilligen Feuerwehr Drensteinfurt, ist die Firma schon lange ein Begriff. „Meine erste Uniform habe ich von der Firma Brinck im Jahre 1998 bekommen“ - nicht ahnend, dass ihm das Unternehmen einmal gehören würde. Mit diesem Hintergrund kann er ebenso punkten wie mit seiner kaufmännischen Kompetenz.
Doch wie steht es um die Finanzierung? Schulze Forsthövels Plan ruht auf vier Säulen: Eigenkapital, Krediten von KfW und Hausbank - und der Bürgschaft. „Im Falle eines Falles würde das Land einspringen“, erklärt er. Die solcherart abgesicherte Summe kommt von der Hausbank. „Mit Hilfe der Bürgschaftsbank NRW werden viele Nachfolgen erleichtert bzw. überhaupt erst möglich gemacht. Das sichert Steuereinnahmen und Arbeitsplätze.“ Der neue Inhaber hat die bestehende Belegschaft übernommen. Inzwischen ist das Team auf fast 30 Personen gewachsen. Auch der Umsatz geht stetig nach oben.
André Schulze Forsthövel setzt zudem unter anderem auch auf anorganisches Wachstum. „Ich bin auf der Suche nach weiteren Unternehmen ohne Nachfolge, die in unser bisheriges Portfolio passen oder es sinnvoll erweitern.“ So ließe sich das erfolgreiche Modell fortsetzen.
Kontakt
Redaktion Wirtschaftsspiegel