Unternehmen & Märkte

Lebensretter im Betrieb

Ein Piks, der Leben retten kann: Viele Unternehmen ermöglichen ihren Beschäftigten die Blutspende im Betrieb. Das ist gerade im Sommer wichtig. | Text: Tobias Hertel
Thomas Herzfeld kennt das Phänomen, das immer zur Urlaubszeit auftritt. An Blutspenden denken dann die wenigsten. Heiße, schwüle Tage erschweren es zudem, die Daheimgebliebenen zur Blutspende zu motivieren. „Doch auch in dieser Zeit müssen wir die Versorgung mit Blutpräparaten sicherstellen“, erklärt der Mitarbeiter des DRK-Blutspendedienstes West in Münster. Einige Unternehmen in Nord-Westfalen nehmen es selbst in die Hand, für Nachschub für Krankenhäuser und Kliniken zu sorgen: Sie laden das Deutsche Rote Kreuz zu sich in den Betrieb ein.

Pietsch: Stammzellenspender gesucht

Seit einem Jahr ist auch die Unternehmensgruppe Pietsch in Ahaus mit dabei, aus einem ernsten Anlass: „Ein Kollege war an Leukämie erkrankt“, berichtet Maren Weisheit von der Personalentwicklung. Das motivierte die Beschäftigten ganz besonders, eine Typisierung für eine Stammzellenspende vornehmen zu lassen – und bei der Gelegenheit Blut zu spenden. „Erfreulicherweise wurde ein Stammzellenspender gefunden“, freut sie sich. Positiver Nebeneffekt: Eine Blutspendeaktion wird es beim inhabergeführten Großhandel für Sanitär, Heizung und Klimatechnik auch in diesem Jahr wieder geben.
„Inspirierend“ findet Weisheit die Bereitschaft in ihrem Betrieb, anderen in Not zu helfen. Eine Bereitschaft, die aus ihrer Sicht dringend notwendig ist: Viele andere Patienten warteten weiterhin auf Stammzellen oder lebensrettende Bluttransfusionen. „Die Blutspendeaktion erinnert uns daran, dass jeder Einzelne von uns die Macht hat, das Leben anderer positiv zu beeinflussen“, unterstreicht sie.

Unternehmen tun sich zusammen

Manche Unternehmen melden sich direkt beim Blutspendedienst. „Unsere DRK-Gebietsreferenten sprechen aber auch Betriebe an“, berichtet Herzfeld. Zwar sollten pro Termin mindestens 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tatsächlich Blut spenden, doch allzu hoch ist diese Hürde nicht: „Kleinere Unternehmen können sich problemlos zusammenschließen“, erklärt er. In Münster in der Robert-Bosch-Straße haben sich zum Beispiel Goldbeck und nicos zusammengetan. Vorab wird dann geklärt, ob es geeignete Räume im Unternehmen gibt. Ansonsten fährt das Blutspendemobil des Roten Kreuzes vor.
Zu den besonders „treuen Kunden“ gehört der Chemiepark Marl. Seit 1979 kamen hier weit über 70000 Blutspenden zusammen. Und dann gibt es immer wieder „Newcomer“ wie den Pumpenhersteller Seepex in Bottrop. Zur Premiere im April spendeten 48 Beschäftigte Blut, „nächstes Jahr kommen wir wieder“, freut sich Herzfeld.

Ernsting’s family: Blutspenden seit 14 Jahren

Zu den „alten Hasen“ gehört Ernsting’s family aus Coesfeld-Lette: Im Oktober 2010 ermöglichte das Textileinzelhandels-Unternehmen erstmals seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Blutspende während der Arbeitszeit. Entstanden ist die Idee durch „ein eher zufälliges Gespräch mit aktiven Blutspendern“, erinnert sich Ralf Schillmüller. „Wir haben genug Platz und das soziale Engagement entspricht hundertprozentig unserer Haltung“, erklärt der Abteilungsleiter Soziales & Mitarbeiterzufriedenheit. „Wir sind weiterhin gerne dabei!“
Seit 2022 gibt es sogar zwei Termine pro Jahr, darunter einen am Weltblutspendetag am 16. Juni. 645 Blutspenderinnen und Blutspender konnte das Rote Kreuz bei Ernsting‘s family in den vergangenen 14 Jahren begrüßen. Für 157 von ihnen war es die erste Blutspende ihres Lebens. Über den beachtlichen Anteil an Erstspendern wundert sich Herzfeld vom DRK nicht: „Es fällt leichter, am Arbeitsplatz Blut zu spenden als sich am Wohnort einen Termin herauszusuchen“. Die kurzen Wege und die niedrige Hemmschwelle sind für ihn starke Argumente für die Blutspende im Unternehmen.

TECE wirbt für Organspende

Bei TECE beteiligen sich die Beschäftigten außer an der Blutspende auch an Organspende- und Typisierungsaktionen.
Bei TECE beteiligen sich die Beschäftigten außer an der Blutspende auch an Organspende- und Typisierungsaktionen. © Blutspendedienst West
Gleich dreifach engagiert sich TECE aus Emsdetten: Das international agierende Unternehmen für Sanitärprodukte und Installationssysteme ermutigt seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sich an Blutspende-, Organspende- und Typisierungsaktionen zu beteiligen. Die Aktion sei sehr gut angenommen worden, erklärt Marco Rasche. „Wir glauben fest daran, dass es unsere Aufgabe ist, unserer sozialen Verantwortung gerecht zu werden“, sagt der Personalreferent. „Wir wollen nicht nur Leben retten, sondern auch das Bewusstsein für die lebensrettende Bedeutung von Blutspenden, Organspenden und Typisierungen stärken.“ Eine Neuauflage ist schon für diesen Oktober fest eingeplant. Besonders möchte Rasche dabei auf das neue Register aufmerksam machen, das seit März die Registrierung für oder auch gegen eine Organspende erleichtert.
Thomas Herzfeld vom DRK freut sich über möglichst viele Nachahmer in Betrieben, Behörden und Schulen. Wer die Bereitschaft zur Blutspende erhöhen und selbst einen Termin anbieten möchte, erreicht ihn beim Blutspendedienst West per Mail an t.herzfeld@bsdwest.de oder telefonisch unter 02102 / 189-183.