Unternehmen & Märkte

„Selbst geschaffen“

Andrea Többen lebt ihren Traum von der Selbstständigkeit mit einem Laden für nachhaltig produzierte Mode. Im Interview verrät sie, wie die IHK mit einem Beratungsangebot geholfen hat. (Das Interview führte Dominik Dopheide)
Frau Többen, eine Gründungsidee zu entwickeln ist eine Sache, sie umzusetzen, die andere. Wo lagen bei der Gründung Ihres Unternehmens „frau többen green.fair.fashion“ die größten Herausforderungen?
Andrea Többen: „Ich bin Quereinsteigerin und hatte keine Ahnung von Betriebswirtschaft. Deshalb war es für mich zunächst schwer, einen Liquiditätsplan und eine Rentabilitätsvorschau zu erstellen. Doch ich brauchte beides – für die Banken, um einen Kredit zu erhalten, und als Planungsorientierung für mich selbst.“ Welche Anlaufstellen und Ansprechpartner haben Ihnen geholfen, die Aufgaben zu meistern?
Többen: „Mein Vater konnte mich als gelernter Verwaltungswirt etwas beraten. Dann habe ich im Rahmen der Initiative „Münster gründet“ an Seminaren der Wirtschaftsförderung Münster und der IHK teilgenommen. Das hat viel gebracht, weil diese Kurse in die Tiefe gehen. Als ein besonders wertvolles Unterstützungsangebot hat sich das IHK-MentorenNetz erwiesen. Herr Seega, der IHK-Referent, hat mir gesagt, dass er einen ehemaligen Banker kenne, der sich mit Nachhaltigkeit und Textilien gut auskenne. Das war sozusagen ein Lottogewinn. Er hat mir bei der Berechnung von Liquidität und Rentabilität auf die Finger geschaut und im Bedarfsfall auf die Finger geklopft.“
Was hatte der Mentor zu beanstanden?
Többen: „Ich hatte zu vorsichtig kalkuliert, zu wenig Gewinn. Er hat mir geholfen, an den richtigen Stellschrauben im Businessplan zu drehen – auch, um die Banken zu überzeugen. Als ich einige Jahre später Expansionspläne geschmiedet habe, hat er mich erneut beraten.“
Was ist aus den Plänen geworden?
Többen: „Das Mitarbeiterteam ist größer geworden – bei der Gründung waren es zwei, jetzt sind es fünf. Ich würde gern mehr Läden eröffnen, aber das wäre mit meinem Anspruch an das Familienleben nicht zu vereinbaren. Ich plane aber eine andere Art der Expansion, das ist nur noch nicht spruchreif.“
Gehen wir einmal davon aus, Sie wollten noch einmal gründen …
Többen: „Das meiste würde ich genauso machen. Der wichtigste Punkt ist der Ladenstandort. Ich habe gespürt, dass die Hammer Straße ein aufstrebender Standort ist. Aber ein gutes Gefühl reicht nicht, man muss auch Zahlen haben. Ich habe mich also vor das Ladenlokal gestellt und gezählt, wie viel Leute vorbeigehen oder auf dem Rad vorbeifahren, dann die richtige Entscheidung getroffen. Tatsächlich ist der Standort inzwischen zu einer „Green Mile“ geworden, unter anderem mit Bioladen, Weltladen, Unverpackt-Laden und natürlich mit uns.“
Stichwort „Richtige Entscheidung“: Sind Sie glücklich geworden mit dem Unternehmerinnendasein?
Többen:„Ja. Ich kann mich selbst verwirklichen und mit meiner Tätigkeit Gutes bewirken. Ich kann Menschen für das Thema „Green Fair Fashion“ begeistern, kann dazu beitragen, dass sie sich Gedanken machen, woher die Sachen kommen, die sie tragen. Mit dem Risiko, das zur Selbstständigkeit gehört, habe ich leben gelernt. Die positiven Seiten überwiegen für mich. Wenn ich meinen Laden aufschließe, denke ich jedes Mal: Das hast du selbst geschaffen. Und das ist immer wieder ein schöner Moment.“