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wuddi macht mobil
wuddi, so könnten ahnungslose Rheinländer, Bayern oder Sachsen denken, ist eine trendige Marken-Neuschöpfung, kreiert von und für die Gamer-Generation. Doch die Münsteranerinnen und Münsteraner wissen es natürlich besser: „wuddi“ ist ein Wort aus dem alten „Soziolekt“ ihrer Heimatstadt mit dem schönen Namen „Masematte“. Wer ein „Masematte“-Wörterbuch bei der Hand oder im Kopf hat, übersetzt „wuddi“ mit „Fahrzeug“ oder „Auto“. Seit dem vergangenen Jahr trägt zudem ein Münsteraner Start-up diesen Firmennamen. (Von Daniel Boss)
Thomas Ulms, einer von drei Beresa-Geschäftsführern (links), und Manuel Schlottbom, einer der wuddi-Geschäftsführer.
© Wuddi
wuddi betreibt nach eigenen Angaben stationsbasiertes CarSharing mit einer vollständig digitalen „User-Experience“. Heißt: Es braucht lediglich die entsprechende App, um die Fahrzeuge nutzen zu können. Seit November 2019 sind die ersten Smarts in Münster (und anderen Städten im Umland) unterwegs und die Flotte wächst stetig. Rund 50 kleine Flitzer sind es bislang.
Thomas Ulms, einer von drei Beresa-Geschäftsführern und somit mitverantwortlich für mehr als tausend Mitarbeiter an 19 Mercedes-Standorten in der Region, kann sich noch genau an den Moment erinnern, in dem ihm klar wurde, dass „unser gesamtes Geschäftsmodell auf den Prüfstand gehört“. Auslöser sei der Vortrag eines Zukunftsforschers im Jahr 2013 gewesen. Wie lange können wir noch auf die herkömmlichen Wege der Mobilität setzen, also das Anbieten, Warten und Reparieren von Autos? Diese Frage habe man sich bei Beresa gestellt, Denkverbote habe es nicht gegeben.
© IHK Nord Westfalen
Die Antworten aus diesem Prozess mündeten schließlich in der Entwicklung eines hauseigenen Startups, das die „Megatrends Sharing und Elektrifizierung“ miteinander verbinde, so Ulms. Denn die meisten eingesetzten Smarts kommen an die Steckdose. „Leider sind es noch nicht 100 Prozent E-Autos, schweren Herzens müssen wir noch einige mit Verbrennungsmotor einsetzen“, erklärt der Beresa-Geschäftsführer. Grund sei die fehlende Lade-Infrastruktur. Auf dem Domplatz beispielsweise gibt es keine Ladestation.
Wichtig war dem Team von Anfang an, dass die Wagen an festen Orten stehen und auch wieder zurückgebracht werden. Die vielen neuen Smarts sollen schließlich auch Parkprobleme lösen - und nicht neue erzeugen. Etwa 20 feste Plätze gibt es bereits, die meisten davon in Münster, aber auch einige in Coesfeld, Emsdetten und Warendorf. „Wir wollen beweisen, dass Car-Sharing nicht nur in den Metropolen wie Hamburg oder Berlin funktioniert“, sagt Manuel Schlottbom. Der wuddi-Geschäftsführer war früher bei Beresa selbst tätig. Zusammen mit einer Kollegin und einem Kollegen bildet er das Start-up-Trio. Beresa sitzt an der Egbert-Snoek-Straße, wuddi im Whyit-Campus. Am Campus wurde das Konzept 2018 auch erstmalig getestet: Zur Premiere stellte wuddi der Whyit GmbH vier Fahrzeuge zur Verfügung. Inzwischen sind weitere gewerbliche Partner hinzugekommen.
Das sogenannte Corporate Car-Sharing ist eines von zwei Standbeinen. „Wir ergänzen den betrieblichen Fuhrpark mit unseren wuddis“, sagt Manuel Schlottbom. So könnten die Mitarbeiter mit dem öffentlichen Personennahverkehr oder mit dem Rad zur Arbeit kommen, ohne auf die Möglichkeit des Individualverkehrs verzichten zu müssen. Das Flottenmanagement läuft über die App, das ansonsten übliche Hin und Her mit den Schlüsseln entfällt. Die Mitarbeiter könnten das Angebot auch privat nutzen „und das zu besonders günstigen Bedingungen“: Zwischen 20 Uhr und 7 Uhr gilt der Nachttarif, in dem kein Minutenpreis anfällt, sondern nur die gefahrenen Kilometer berechnet werden.
Rein private Nutzer, ob Einheimische, Studenten oder Touristen, bilden das zweite Standbein. „Ein stationsbasiertes Car-Sharing Fahrzeug kann zehn Wagen ersetzen“, rechnet der wuddi-Geschäftsführer auf Basis entsprechender Erhebungen vor. Um insbesondere jüngere Fahrerinnen und Fahrer nicht abzuschrecken, wurde mit dem in Münster ansässigen Versicherungspartner LVM ein spezielles Versicherungsmodell mit einer verhältnismäßig geringen Selbstbeteiligung entwickelt. Sollte es zu einem Blechschaden kommen, wären maximal 300 Euro fällig.
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Redaktion Wirtschaftsspiegel