Aschendorff NEXT und Frontastic (3|2020)

Onlineshop leicht gemacht

In letzter Zeit ist oft von den sogenannten „digitalen Nomaden“ die Rede. Gemeint sind im Kern Unternehmer bzw. Arbeitnehmer, die für ihre Tätigkeit lediglich einen Laptop und einen Internetzugang benötigen. Ihr Auftraggeber oder auch das Projektteam können auf ganz anderen Kontinenten sitzen. So ähnlich ist es auch im Fall des vor rund zwei Jahren an den Start gegangenen Startups Frontastic. Offiziell angemeldet ist die GmbH zwar in Münster. „Allerdings haben wir eigentlich keinen festen Standort“, erklärt Thomas Gottheil, einer von vier Gründern. (Von Daniel Boss)
Der 40-Jährige selbst stammt aus Münster, wohnt inzwischen jedoch in Berlin. Weitere Mitglieder des 16-köpfigen Teams leben und arbeiten unter anderem im Ruhrgebiet sowie im Rhein- und Münsterland. Mitarbeiter hat man inzwischen auch in Irland, Spanien und Belgien gefunden. „Das funktioniert, dank moderner Technik und weil wir wirklich tolle Leute haben, ganz hervorragend“, sagt Thomas Gottheil. Man habe lediglich darauf geachtet, dass alle in etwa derselben Zeitzone morgens ihre Rechner anwerfen können. Gefunden habe man die Mitarbeiter auf einschlägigen Job-Plattformen, die weltweit genutzt würden. Auf diese Weise sei man völlig unabhängig „vom lokalen, regionalen, ja sogar nationalen Fachkräftemangel“. Die Kommunikation läuft auf Englisch. „Das haben wir von Anfang an so gehalten, weil wir einen internationalen Anspruch haben.“
Thomas Gottheil, der sich aufgrund seines „für die Szene sehr hohen Alters“ Senior-Gründer nennt, ist seit 20 Jahren „im Digitalen unterwegs“, wie er sagt. Studiert hat er mal Sonderpädagogik - „allerdings nur zwei Tage lang“. Dann ging es in die Selbstständigkeit. Mit Frontastic haben er und seine etwa gleichaltrigen Mitstreiter nun eine Plattform geschaffen, die individuelle E-Commerce-Auftritte mit schnittstellenbasierten Bausteinen ermöglicht. Es ist ein reines B2B-Geschäft, allerdings wird das Produkt letztlich von Endkunden genutzt. „Wir bieten ein neuartiges Frontend-System und Frontend ist das, was die Besucher einer Seite sehen.“ 
Rakete
© IHK
Typische Baustein-Beispiele sind Imagevideos oder eine Ranking-Liste, die darüber informiert, welche Produkte des Online-Shops aktuell am stärksten nachgefragt werden. Per Drag & Drop können die Anwender der cloudbasierten Software solche Elemente positionieren und individualisieren. Bedienkomfort und Schnelligkeit seien für den Erfolg der Eigenentwicklung wesentlich, so Gründer Gottheil. Beispiel Universal Music, einer der ersten Frontastic-Kunden: „Es kommt häufig vor, dass das Label für das Merchandising eines Künstlers ganz schnell einen speziellen Online-Auftritt benötigt. Mit unserem System klappt das im wahren Wortsinn von heute auf morgen.“ 
Mit seinem Konzept hat das Start-up auch noch andere namhafte Unternehmen überzeugen können, neben Universal beispielsweise Apollo Optik und Chronext, einen Online-Marktplatz für Uhren. „Auch wir überlegen, die Software künftig bei uns im Unternehmen einzusetzen“, sagt Thorsten Falger von Aschendorff NEXT. Denn: „Im Moment liegt der Fokus von Frontastic noch verstärkt auf E-Commerce, das Thema Publishing soll aber hinzukommen.“ Die Aschendorff NEXT GmbH & Co. KG ist die Gesellschaft für digitale Corporate Investments innerhalb der Unternehmensgruppe Aschendorff. Geschäftsbereichsleiter Thorsten Falger ist Start-up-Fachmann, hat vor einigen Jahren selbst gegründet. „Deshalb kann ich mich gut in diese Welt hineinversetzen.“
Aschendorff NEXT ist für Frontastic Kooperationspartner und Investor zugleich. „Wir sind in ein bestehendes Unternehmen eingestiegen, allerdings zu einem sehr frühen Zeitpunkt“, erzählt Thorsten Falger. Das Start-up hat mittlerweile diverse Investoren, „aber wir waren die ersten“. „Seed-Investor“ heißt das in der Start-up-Welt. Bereits vor der Gründung habe man Kontakt zu Thomas Gottheil gehabt. „Wir haben ihm signalisiert: Wenn es soweit ist, wären wir gerne dabei.“ Aktuell hat die Investmentgesellschaft zwölf Unternehmen dieser Art, also Internet-Start-ups und Software-Unternehmen, im Portfolio. „Wir unterscheiden dabei zwischen zwei Beteiligungsarten: Im Rahmen eines strategischen Einstiegs halten wir jeweils mindestens 50 Prozent. Daneben gibt es die reine Finanzbeteiligung, bei der eine entsprechende Rendite-Erwartung im Vordergrund steht.“ Frontastic gehört in diese zweite Kategorie. „Gleichwohl besteht natürlich eine inhaltliche und auch räumliche Nähe.“ Aschendorff nutzt sein Netzwerk, um die junge Firma zu unterstützen, vor allem mit Blick auf potenzielle Kunden.
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Zuletzt haben Thomas Gottheil und seine Mitgründer Henning Emmrich, Kore Nordmann und Tobias Schlitt eine weitere Finanzierungsrunde erfolgreich abschließen können. Beteiligt sind nun unter anderem auch Reimann Investors und die NRW.BANK. Mittel in Höhe von 1,8 Millionen Euro stehen dadurch für weiteres Wachstum zur Verfügung. Aktuell ist Frontastic wieder europaweit auf der Suche nach neuen Teammitgliedern. „Es gibt immer mehr Menschen, die ortsunabhängig arbeiten wollen“, weiß Thomas Gottheil aus den Erfahrungen der vergangenen zwei Jahre. „Aber bislang schaffen nur vergleichsweise wenige Unternehmen die Möglichkeit dazu.“ Entsprechend erfreulich sei die Resonanz auf Frontastic-Ausschreibungen im Programmier-Bereich. „Zuletzt hatten wir 30 bis 40 Bewerbungen, darunter zehn qualifizierte. Das ist in unserer Branche ein traumhaftes Ergebnis.“
Steckbrief
Frontastic bietet seinen Business-Kunden eine Plattform für individuelle E-Commerce-Auftritte mit schnittstellenbasierten Bausteinen. Gegründet wurde das Unternehmen von Thomas Gottheil, Henning Emmrich, Kore Nordmann und Tobias Schlitt in Münster. Die Aschendorff NEXT GmbH & Co. KG ist die Gesellschaft für digitale Corporate Investments innerhalb der Unternehmensgruppe Aschendorff. Zu der Unternehmensgruppe gehört auch der Verlag, der anderem die „Westfälischen Nachrichten“ und die „Münstersche Zeitung“ herausgibt.