Standort & Politik

IHK-Netzwerk-Treffen mit Polizeipräsident

Diplomatisch und gleichzeitig unterhaltsam parierte Gelsenkirchens Polizeipräsident Tim Frommeyer beim ersten regionalen Netzwerk-Treffen der IHK-Gremien in Gelsenkirchen die Fragen von Dr. Jochen Grütters, Leiter des IHK-Standorts Emscher-Lippe. Zum Beispiel die Frage, ob die Polizei in Gelsenkirchen nach der Fußball-Europameisterschaft und einer Konzertserie mit Taylor Swift, AC/DC und Rammstein nicht eine Verschnaufpause benötige. „Sagen wir es mal so“, formulierte es Frommeyer vor den Gästen im Industrie-Club Friedrich Grillo: „Wir brauchen jetzt nicht noch mehr Veranstaltungen.“
Der Polizeipräsident gönnt „allen Menschen diese tollen Erlebnisse“. Aber insgesamt sei ein Ausmaß an Großveranstaltungen erreicht, das sich in der Polizei-Organisation bemerkbar mache. „Die Schlagzahl war ordentlich“, betonte Frommeyer mit einer hörbaren Portion understatement. Er wies darauf hin, dass zum Beispiel in Dortmund „das Vierfache an Personal“ zur Verfügung stehe, um die Sicherheit bei solchen Großereignissen zu gewährleisten. „Wir können und sollten deshalb alle zusammen stolz darauf sein, was wir geschafft haben“ resümierte er nach vier Spielen der Fußball-Europameisterschaft.“ Damit meinte er nicht nur die Polizei, sondern auch die Stadtverwaltung, den FC Schalke 04 sowie alle Bürgerinnen und Bürger.
Mit Blick auf die Kritik zur Abreise nach den ersten Spielen sagte Frommeyer: „Jede Lage ist anders.“ Bei einem Schalke-Spiel, wo etwa 10.000 Menschen die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, anders als bei einem EM-Spiel, wo es 30.000 sind. Und dann noch einmal ganz anders bei einem Konzert von AC/DC, Taylor Swift oder Rammstein. „Wir müssen uns auf jede Lage einzeln einstellen“, sagte der Polizeipräsident. Dass es auch einmal zu Anpassungsproblemen komme, sei da nur natürlich, wenn weniger Personal und Infrastruktur zur Verfügung stehe als an anderen Austragungsorten. Eine zu geringe Beachtung hat aus seiner Sicht deshalb „die positive Entwicklung“ gefunden, dass nach dem Achtelfinale die Arena schon eine Stunde nach Ende Spiels komplett „leergezogen“ war.
Der Polizeipräsident lobte seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch die Stadtverwaltung wie auch die gemeinsame Arbeit an Sicherheitskonzepten: „Das macht Spaß“, sagte Frommeyer. Als bundesweit einmalig bezeichnete er das CopCamp während der Fußball-Europameisterschaft. Es habe den Polizisten während ihres Dauereinsatzes eine Rückzugsmöglichkeit geboten, um kurz auszuspannen oder sich bei einem Spiel am Tischkicker abzulenken. „Das war ein absolutes Highlight“, lobt er das „rein zivilgesellschaftliche“ Projekt, für das ein Unternehmen einen Teil seines Betriebsgeländes zur Verfügung gestellt habe und viele Menschen ehrenamtlich engagiert gewesen seien.
Weniger Spaß und offensichtlich auch Verständnis hat der Polizeipräsident, wenn sich Eltern, die ihre Kinder unbedingt mit eigenem Pkw zum Konzert von Taylor Swift bringen müssen, dann über lange Ausfahrzeiten aus den Parkhäusern beschweren: „Da verliere ich dann schon einmal meine Ruhe und Geduld“, verriet Frommeyer.