7 min
Lesezeit
Nachhaltigkeitsziele beschlossen
Hohe Energiepreise sind Symbol fĂŒr das Spektrum aktueller Probleme der Unternehmen. Sie standen ebenso auf der Tagesordnung der Vollversammlung wie die langfristige Entwicklung zu einer nachhaltigen Wirtschaft.
Mit ihrem Beschluss zum Zukunftspapier âNachhaltige Wirtschaft Nord-Westfalenâ hat die Vollversammlung als Gesamtinteressenvertretung der regionalen Wirtschaft am 2. MĂ€rz ein langfristiges Ziel fĂŒr die regionale Wirtschaft vorgeben: Die Unternehmen im MĂŒnsterland und in der Emscher-Lippe-Region sollen zukĂŒnftig vollstĂ€ndig nachhaltig wirtschaften, also ökologisch, ökonomisch und sozial. IHK-PrĂ€sident Dr. Benedikt HĂŒffer wertete das Zukunftspapier als âeine starke Positionierung, mit der wir den Weg in eine nachhaltige Zukunft auf Augenhöhe mit Politik und Gesellschaft diskutieren werdenâ.
Dr. Silke Huster (l.), Vorsitzende des Nachhaltigkeitsausschusses und GeschĂ€ftsfĂŒhrerin der Rottendorf Pharma GmbH (Ennigerloh), und ihre Stellvertreterin Tatjana Hetfeld, GeschĂ€ftsfĂŒhrerin der RDN Agentur fĂŒr Public Relations GmbH & Co. KG (Recklinghausen), stellten die Nachhaltigkeitsziele vor.
© IHK
Dr. Silke Huster, Vorsitzende des Nachhaltigkeitsausschusses und GeschĂ€ftsfĂŒhrerin der Rottendorf Pharma GmbH (Ennigerloh), prĂ€sentierte gemeinsam mit ihrer Stellvertreterin Tatjana Hetfeld, GeschĂ€ftsfĂŒhrerin der RDN Agentur fĂŒr Public Relations GmbH & Co. KG (Recklinghausen), die Eckpunkte des Zukunftspapiers, das Huster als âklares Bekenntnis der IHK zu einer nachhaltigen Wirtschaftâ wertete.
Vorrang fĂŒr qualitatives Wachstum
Mit der Ausrichtung auf eine nachhaltige und klimaneutrale Wirtschaft verfolgt die IHK Nord Westfalen das Ziel, die nord-westfĂ€lischen Unternehmen in eine Vorreiterrolle zu bringen, âmit der diese bevorzugte GeschĂ€ftspartner einer nachhaltigkeitsorientierten Weltwirtschaft werdenâ. Zudem setzt sich die IHK âfĂŒr die möglichst konsequente Ausrichtung auf eine zirkulĂ€re Wertschöpfungâ ein. âDurch eine stringente KreislauffĂŒhrung von Produkten, Komponenten und Materialien verfolgen wir das Ziel, das wirtschaftliche Wachstum fortwĂ€hrend vom Ressourcenverbrauch zu entkoppelnâ, heiĂt es in dem Zukunftspapier, in dem auch der Vorrang von qualitativem vor quantitativem Wachstum als Ziel der IHK-Arbeit festgelegt ist.
âMit diesem Zukunftspapier im RĂŒcken mĂŒssen wir nun die notwendigen VerĂ€nderungen in den Betrieben, aber auch die politischen Rahmenbedingungen etwa bei der Infrastruktur oder der Finanzierung ermöglichen und vorantreibenâ, fasste Huster die praktische Bedeutung des Papiers zusammen.
Dass die Erreichung der Ziele eine langfristige Umsetzungsstrategie benötigt, machte die Vollversammlung in der PrĂ€ambel deutlich. So schlieĂt sie âwĂ€hrend des Transformationsprozesses auch gegenlĂ€ufigen MaĂnahmen etwa zum Erhalt der WettbewerbsfĂ€higkeit nicht aus, um den drei gleichrangigen SĂ€ulen der Nachhaltigkeit â Ăkologie, Ăkonomie und Soziales â gerecht zu werden.
Energieversorgung
Quasi als Symbol fĂŒr solche Umsetzungsprobleme gilt die Energiekrise, die fĂŒr viele Unternehmen noch lĂ€ngst nicht ausgestanden ist. Denn die deutlich gestiegenen Energiepreise belasten die deutschen Unternehmen noch bis mindestens 2030 im Wettbewerb mit der internationalen Konkurrenz. Das prognostizierte der Energieexperte der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Dr. Sebastian Bolay. Er analysierte wĂ€hrend der Sitzung der Vollversammlung die aktuelle Lage der Energieversorgung und plĂ€dierte dafĂŒr, dass die Politik schnellstmöglich die notwendigen Lehren aus der schwersten Energiekrise in der Geschichte Deutschlands ziehen solle, um eine sichere, bezahlbare und klimafreundliche Energieversorgung zu erreichen.
âDie Bundesregierung sollte beim Ausbau erneuerbarer Energien und der dazugehörigen Stromnetze noch stĂ€rker aufs Tempo drĂŒckenâ, forderte Bolay, der auf dem Höhepunkt der Gaskrise an den Beratungen der Expertenkommission der Bundesregierung beteiligt war. Die gleiche Forderung gelte fĂŒr den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland und fĂŒr den Import dieses EnergietrĂ€gers. âViele Firmen werden ihre KlimaneutralitĂ€tsziele nur mit einer breiten VerfĂŒgbarkeit von Wasserstoff erreichen könnenâ, machte er deutlich.
âWir mĂŒssen den Turbo zĂŒnden â auch bei der Infrastrukturâ, sagte Bolay. Bund, LĂ€nder und Kommunen mĂŒssten mehr FlĂ€chen fĂŒr den Bau von Wind- und PV-FreiflĂ€chenanlagen zur VerfĂŒgung stellen. Zudem sollten die Genehmigungsverfahren fĂŒr Windkraftanlagen an Land beschleunigt werden, empfahl der Energieexperte unter anderem.
âDie Strom- und Gaspreise sind zum GlĂŒck in letzter Zeit deutlich gesunkenâ, sagte Bolay. Doch trotz der Gas- und Strompreisbremse liegen nach DIHK-Angaben die Energiekosten fĂŒr energieintensive Prozesse und Dienstleistungen deutlich ĂŒber den Beschaffungskosten in Frankreich oder den USA. Das Preisniveau gefĂ€hrde die internationale WettbewerbsfĂ€higkeit deutscher Unternehmen erheblich. Um die Energiekosten dauerhaft zu senken, mĂŒsse in Deutschland vor allem das Angebot massiv ausgebaut werden. Gleichzeitig seien weitere Entlastungen fĂŒr Unternehmen bei den Energiepreisen notwendig. Bolay plĂ€dierte dabei fĂŒr SteuervergĂŒnstigungen sowie fĂŒr eine Reduzierung von Abgaben auf Strom und Gas, die schnell umsetzbar sei. âOhne Entlastungen bei den Energiepreisen droht der Standort Deutschland weiter an AttraktivitĂ€t zu verlierenâ, so der DIHK-Energieexperte. Dies gefĂ€hrde eine erfolgreiche Transformation, weil LiquiditĂ€t gebunden werde und Investitionen ins Ausland verlagert wĂŒrden.
Ausbildungskampagne
Franziska Falke, Vollversammlungsmitglied
© IHK
Neben den hohen Energiepreisen ist der FachkrĂ€ftemangel das zentrale Problem der Unternehmen. Mit einer bundesweiten Kampagne will die IHK-Organisation deshalb versuchen, mehr junge Menschen fĂŒr die betriebliche Ausbildung zu interessieren. âDie Kampagne wird dort platziert, wo die junge Generation unterwegs ist und die allermeisten Ausbildungsbetriebe eben nicht: auf TikTokâ, sagte Vollversammlungsmitglied Franziska Falke, die die Kampagne prĂ€sentierte. Sie freute sich, dass zwei der insgesamt neun Auszubildenden, die jungen Menschen âein GefĂŒhl dafĂŒr vermitteln sollen, was eine Ausbildung alles bietetâ, aus dem IHK-Bezirk Nord Westfalen kommen: Leona Vrajolli, Auszubildende bei simplicity networks in Oelde, und Louis Bernhard, der seine Ausbildung bei der Sparkasse Vest in Recklinghausen absolviert. Sie zeigten sich âstolz, fĂŒr die betriebliche Ausbildung zu werbenâ.
AuĂenwirtschaftsförderung
Ăber die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen der IHK Nord Westfalen und der landeseigenen AuĂenwirtschaftsförderung, NRW.Global Business, berichtete deren GeschĂ€ftsfĂŒhrer, Felix Neugart. Als aktuelle Beispiele nannte Neugart die fĂŒr Ende MĂ€rz geplante Unternehmensreise in die USA sowie eine Reise mit NRW-Wirtschaftsministerin Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur nach Schottland. Teilnehmer der Reise, bei der es um mögliche Kooperationen bei der Wasserstoffproduktion ging, war auch IHK-VizeprĂ€sident Lars BaumgĂŒrtel, der ein positives ResĂŒmee zog.
So wie NRW.Global Business die nordrhein-westfĂ€lische Wirtschaft bei der ErschlieĂung internationaler MĂ€rkte unterstĂŒtzt, berĂ€t die Landesgesellschaft umgekehrt auslĂ€ndische Unternehmen bei Investitionen in NRW. Als erfolgreiche aktuelle Beispiele im IHK-Bezirk nannte Neugart die Unternehmen Enapter (Saerbeck) und Levis
(Dorsten). â25 Prozent der Ansiedlungen, die in Westfalen erfolgen, sind im MĂŒnsterland oder der Emscher-Lippe-Regionâ, sagte Neugart, der fĂŒr eine weitere Intensivierung der Zusammenarbeit mit den IHKs ebenso warb wie fĂŒr die Nutzung des Angebots von NRW.Global Business.
IHK-PrĂ€sident Dr. Benedikt HĂŒffer (l.) verpflichtete Bernd Tewes, GeschĂ€ftsfĂŒhrer der komplettservice - Gesellschaft fĂŒr Facility-Management GmbH (Castrop Rauxel) als neues Mitglied der Vollversammlung.
© IHK
Als neues Mitglied der Vollversammlung hatte IHK-PrĂ€sident Dr. Benedikt HĂŒffer bereits zu Beginn der Sitzung Bernd Tewes verpflichtet. Der GeschĂ€ftsfĂŒhrer der komplettservice - Gesellschaft fĂŒr Facility-Management GmbH (Castrop Rauxel) ist fĂŒr Michael Makowka nachgerĂŒckt.
Internet-Tipp:
Kontakt
Redaktion Wirtschaftsspiegel