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„Funktioniert nur mit Ehrenamt“
Wer die Interessen von Unternehmen vertreten will, muss wissen, was sie denken. Auch aus diesem Grund ist das IT-Forum Nord Westfalen so wertvoll für die IHK. | Text: Berthold Stein
Das Gemeinnützige steckt schon im Namen. Das IT-Forum Nord Westfalen ist ein e.V. – ein eingetragener Verein. Damit ist klar, worum es nicht geht. „Niemand ist im IT-Forum, um Geschäfte zu machen“, sagt Carsten Brockmann. Der Geschäftsführer von bps software in Ibbenbüren, einem Softwareentwickler für die Baubranche mit derzeit rund 75 Beschäftigten, gehört schon mehr als zehn Jahre dem IT-Forum an. Seit zwei Jahren ist er Vorsitzender der „Wertegemeinschaft“, wie er das Netzwerk charakterisiert. Worum es wirklich geht: Erfahrungen auszutauschen, voneinander zu lernen, sich gegenseitig weiterzuhelfen und die immer noch junge Branche mit ihren spezifischen Interessen in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen. „Gemeinschaften wie das IT-Forum funktionieren nur mit Ehrenamt“, ist Brockmann überzeugt.
Arbeitstreffen in New-Work-Atmosphäre bei bps in Ibbenbüren: IHK-Teamleiterin Kerstin Weidner und Carsten Brockmann, Vorsitzender des IT-Forums Nord Westfalen, wollen die IT-Branche in der Region stärken.
© Gerharz/IHK
Geburtshelferin IHK
Weil aber Brockmann, wie alle Mitglieder im Forum, ein Unternehmen zu leiten hat, ist er froh, mit der IHK Nord Westfalen ein hauptamtlich organisiertes Backup im Rücken zu haben. Die IHK assistierte schon als Geburtshelferin, als vor 18 Jahren Dr. Cornelia Gaebert, Dr. Gudrun Bülow und der 2021 verstorbene Martin Hornung das Projekt IT-Forum Nord Westfalen aus der Taufe hoben. Die enge Bindung hat bis heute gehalten. Die IHK ist Geschäftsstelle des IT-Forums, sie pflegt Internetauftritt und Mitgliederverwaltung, ist Partnerin bei der Organisation von Netzwerktreffen oder bei Unternehmerreisen, hält für die Mitgliederakquise die Augen offen nach neuen Unternehmen.
Für Kerstin Weidner, IHK-Teamleiterin Digitalisierung und Bindeglied zwischen IHK und IT-Forum, entsteht aus dem Teamwork von Haupt- und Ehrenamt eine klassische Win-Win-Situation. „Der direkte Draht zu den IT-Unternehmerinnen und Unternehmern liefert uns wichtige Impulse, um unseren gesetzlichen Auftrag zu erfüllen – nämlich die Vertretung der Interessen unserer Unternehmen und damit auch der Mitglieder im IT-Forum gegenüber Politik und Verwaltung“, sagt sie. Das IT-Forum nennt sie einen „Augenöffner“. Es helfe der IHK zu verstehen, was die Branche umtreibt und wie die digital getriebene Transformation die gesamte Wirtschaft verändere. Weidner weiß, wovon sie spricht. Viele Jahre hat sie für Nixdorf in Paderborn im Vertrieb von Kassensystemen und Geldautomaten erlebt, in welch kurzen Zyklen sich die technologische Entwicklung durch Digitalisierung vollzieht.
Wissenstransfer über Grenzen
Es geht für die IHK aber nicht nur um Interessenvertretung. Die Zusammenarbeit mit dem IT-Forum bietet der IHK auch die Chance, den Wissenstransfer und die Vernetzung über Ländergrenzen zu fördern. Dafür gründeten IHK und IT-Forum Expertenkreise, in denen Mitglieder ihr Wissen zu Datensicherheit, Künstliche Intelligenz und Smart Factory mit Unternehmen aus anderen Branchen teilen – ehrenamtlich versteht sich. „Wir in der IHK haben dafür ja keine eigenen Experten“, sagt IHK-Teamleiterin Weidner, „aber wir können Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch mitorganisieren“.
Leuchtturm-Projekt dafür ist der Digital Summit Euregio. Die Veranstaltung hat sich aus einem regional ausgerichteten Netzwerktreffen des IT-Forums zu einem deutsch-niederländischen Kongress für IT-Strategien und digitale Wertschöpfung mit großer Strahlkraft weiterentwickelt. Der Summit bringt die wichtigsten Akteure der Region in den Bereichen nachhaltige Digitalisierung und intelligente Industrie zusammen. Und mittendrin ist das IT-Forum als Mitveranstalter und Impulsgeber für das Programm. 2024 findet der Digital Summit Euregio am 17. April in der IHK in Münster statt. Dabei geht es um innovative Technologien in der Industrie sowie Strategien zur nachhaltigen Energieerzeugung und zur Kreislaufwirtschaft.
Lernen vom Nachbarn
„Gemeinsam mit der IHK können wir sehr viel auf die Beine stellen“, sagt Forum-Vorsitzender Brockmann und spricht von einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Lernen und Netzwerken über Ländergrenzen hinweg liegen ihm besonders am Herzen. Sein persönlicher Favorit sind dabei die „Klassenfahrten“. Gemeint sind Benchmark-Reisen ins europäische Ausland, für die die IHK ihr Netzwerk mit den Auslandshandelskammern nutzt, um den Unternehmern ein interessantes Programm mit lohnenden Begegnungen zu bieten. In diesem Jahr ging es nach Kopenhagen. „Das war ein unglaublich spannender Einblick in die dortige IT-Branche“, berichtet Brockmann. Besonders beindruckt hat ihn der Digitalisierungsgrad in den Verwaltungen des Nachbarlandes. „Die Dänen sind uns mindestens 20 Jahre voraus“, so der IT-Unternehmer aus Ibbenbüren. 2024 steht Rotterdam auf dem Programm.
Carsten Brockmann ist ein überzeugter Ehrenamtler. Einer, der gerne etwas bewegt, sagt er. Der Ibbenbürener engagiert sich auch im Stadtmarketing und für den Triathlonsport. Er tut das auch, weil er selbst etwas davon hat. „Ich habe aus dem IT-Forum über die Jahre sehr viele gute Impulse für die Entwicklung meines Unternehmens mitnehmen können“, gibt er gerne zu. „Und aus der Arbeit sind dort viele Freundschaften entstanden.“
IHK-Ansprechpartnerin zum IT-Forum
Kerstin Weidner
Raum: 1.006
Im Teamwork zum Ehrenamt
Gemeinsam mit etwa 4500 ehrenamtlich engagierten Unternehmerinnen und Unternehmern sowie Fach- und Führungskräften arbeiten rund 180 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der IHK Nord Westfalen für die wirtschaftliche Entwicklung der Region. Wie das Teamwork funktioniert, darüber berichtet der Wirtschaftsspiegel regelmäßig – diesmal am Beispiel der Kooperation mit dem IT-Forum Nord Westfalen.
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Redaktion Wirtschaftsspiegel