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Grüne Transformation braucht Technologieoffenheit
Durchstarten in die grüne Transformation: Unter dem Motto „Energie- und Antriebstechnologien der Zukunft“ hatten Westfalen AG, Westfalen e.V. und der Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) – Landesverband Westfalen, am Montagabend (4. Dezember) zu einem Symposium bei der Westfalen AG nach Münster eingeladen. | Text: Dominik Dopheide
Nur mit Technologieoffenheit sei diese große Herausforderung zu meistern: Diese Prognose wurde mehrfach formuliert und mit dem Appell an die Politik verbunden, mehrere Lösungsansätze zu fördern. So setze etwa die Transportlogistik, neben batterieelektrischem Antrieb, mit Erfolg Biogasmotoren ein, die aber künftig nicht mautbefreit sind. Dr. Fritz Jaeckel, Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen, forderte in diesem Zusammenhang ein branchenübergreifendes Bonussystem, das alle Ansätze belohnt, die zur Reduktion von CO2 führen. Er sieht die Transformation als ein großes Reorganisationsprojekt, das erst am Anfang steht. „Ob Mobilität, Industrie oder Wärme im Gebäudesektor – wir werden alle Technologien brauchen“, ist er überzeugt. Konsens in Referaten und Diskussionen war die Einschätzung, dass Wasserstoff im künftigen Energiemix eine große Zukunft hat.
Konsens in der Diskussionsrunde: Auch im Elektrolyseur-Projekt in Amelsbüren spiegelt sich die starke westfälische Kooperationskultur wider. V. li.: Dr. Marie-Theres Thiell (Vorstand Westfalen e.V. und Vorsitzende des VdU Westfalen), Matthias Günnewig (Technologieförderung Münster GmbH), Alexandra Rösing (Geschäftsführerin Stadtnetze Münster GmbH), Dr. Fritz Jaeckel (Hauptgeschäftsführer IHK Nord Westfalen), Finn Kutschmann (Fraunhofer - Einrichtung Forschungsfertigung Batteriezelle), Dr. Nicolas Dohn (Leiter European Business Management Hydrogen, Westfalen AG)
© Westfalen AG
Der Schlüssel, um das Preisproblem alternativer Energien zu überwinden, sind Innovationen.Dr. Fritz Jaeckel, Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen
Plädoyers für Biogas
Die gute Kooperationskultur, insbesondere die Nähe zwischen den Unternehmen und den technischen Hochschulen, mache die Region Westfalen-Lippe stark, betonte auch der Vorsitzende des Westfalen e.V., Manfred Müller. Und Stärke sei erforderlich im Transformationsprozess: „Da kommt etwas ganz Großes auf uns zu, es muss sich ja viel tun, um die Klimaschutzziele zu erreichen“, sagte er und lenkte den Blick auf den Mobilitätssektor: Niemand wisse genau, wohin die Reise zum Beispiel im Bereich der Nutzfahrzeuge gehe. Einschätzungen aus der Praxis allerdings konnten die Experten auf dem Podium durchaus liefern. Die Lösung sei nicht eindimensional, sondern vielseitig, betonte Dr. Meike Schäffler, Vorstandsmitglied der Westfalen AG. Ihr zufolge könne sich die Branche nicht nur auf wasserstoffbetriebene und Elektro-Fahrzeuge beschränken. „Dogmatismus hilft hier nicht weiter“, betonte sie. Dieselkraftstoff sei noch nicht komplett zu ersetzen, E-Fuels und Bio-Gas seien zukunftsfähige Optionen. Genauso sieht es Andre Stracke, Leiter Mobility, Westfalen AG, der die alternativen Antriebsenergien vorstellte, die das Unternehmen im Portfolio hat.
Sehen die starke westfälische Kooperationskultur als Erfolgsfaktor im grünen Transformationsprozess (v. li.): Mario Männlein (Head of Alternative Propulsions, IVECO Magirus AG), Dr. Nicolas Dohn (Leiter European Business Management Hydrogen, Westfalen AG), Alexandra Rösing (Geschäftsführerin Stadtnetze Münster GmbH), Finn Kutschmann, (Fraunhofer - Einrichtung Forschungsfertigung Batteriezelle), Dr. Fritz Jaeckel (Hauptgeschäftsführer IHK Nord Westfalen), Matthias Günnewig (Technologieförderung Münster GmbH), Dr. Marie-Theres Thiell (Vorstand Westfalen e.V. und Vorsitzende des VdU Westfalen), Heinrich Schorn (Director Transportation/ Business Unit Fast Moving Consumer Goods, FIEGE Logistik Stiftung & Co. KG), Dr. Meike Schäffler (Vorstandsmitglied Westfalen AG), Andreas Bothe (Regierungspräsident, Bezirksregierung Münster), Manfred Müller (Vorsitzender Westfalen e.V.), Andre Stracke (Leiter Mobility, Westfalen AG), Janina Thielmann (Projektmanagement, Remondis Sustainable Services GmbH).
© Westfalen AG
Demnach ist der batterieelektrische Antrieb auf kürzeren Strecken das Mittel der Wahl. Allerdings wird an Langstrecken-Lösungen gefeilt, bis zu 900 km sollen machbar werden. Bio-LNG ist für den Schwerlast- und Langstreckenverkehr besonders geeignet, während sich Bio-CNG mit Reichweiten von 400 bis 600 km für den Einsatz im Ringverkehr empfiehlt. Weiter kommen Wasserstofffahrzeuge: Mit ca. 1.600 km pro Tankfüllung liegen sie etwa auf dem Level der Bio-LNG-Antriebe. Bis zu 70 H2-Tankstellen will die Westfalen AG vorwiegend in der Region bauen. Dass Biogas-Nutzfahrzeuge mit Wirtschaftlichkeit und Zuverlässigkeit punkten, konnten Janina Thielmann von der Remondis Sustainable Services GmbH und Heinrich Schorn, Director Transportation bei der FIEGE Logistik Stiftung & Co. KG, bestätigen. Beide Unternehmen zeigen sich auf ihrem Transformationskurs konsequent technologieoffen: Auch Hydrotreated Vegetable Oil (HVO) und Wasserstoff kommen in den Flotten zum Einsatz. Der Elektroantrieb sei infolge der seiner Fahreigenschaften besonders beliebt bei den Mitarbeitenden, berichtet Schorn. Investiert werden muss aber mindestens das Dreifache des Kaufpreises eines LNG-Lkw, nämlich rund 430.000 Euro – bei einer Reichweite von 250 km, wie Schorn berichtet. Der Anschaffungspreis für eine H2-Zugmaschine liege bei ca. 710.000 Euro. Minus Förderung betrage die Summe immer noch 260.000 Euro, zudem sei die Wartung etwa viermal teurer als beim Diesel. Somit sei aktuell der Aufbau einer H2-Flotte für den Großteil der Branche nicht zu stemmen, ist Schorn überzeugt.
H2 aus Amelsbüren
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Redaktion Wirtschaftsspiegel