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Für Wasserstoff in Aktion

Einblicke, wie das Land Nordrhein-Westfalen bis 2030 das größte Wasserstoff-Ökosystem Europas aufbauen möchte, vermittelte am 9. November der internationale NRW HY Summit 2022 in Essen. Gleich mit zwei Spitzenvertretern war die IHK Nord Westfalen auf dem Podium. » Von Guido Krüdewagen
In der ersten Diskussionsrunde rund um die Perspektiven bis 2030 machte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel Dampf: „Wir haben alles, was wir technisch brauchen, um unsere Probleme zu lösen: Wir müssen das jetzt schneller umsetzen. Wir können nicht länger warten, es ist Zeit für wirkliche Action.“ Das Land könne bei der nächsten Welle der industriellen Transformation ganz vorne dabei sein. „Wir haben besondere Stärken im Maschinenbau und der Ingenieurskunst insgesamt“, betonte Jaeckel: „Damit schaffen wir es, die Energieversorgung der Zukunft zum Exportmodell für das Land zu machen.“
Voraussetzung dafür seien Fachkräfte. „Deshalb starten wir zusammen mit dem DIHK ein Trainings- und Lehrgangsprogramm. Es soll im nächsten Jahr in Münster starten.“ Als interessanten Hinweis für die Beurteilung der „Wasserstoff-Perspektiven bis 2030“ wertet Jaeckel, dass der Gaspreis nach dem Ende des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine von Fachleuten auf sieben Cent geschätzt werde. Er wiederum prognostizierte, dass der Preis für Wasserstoff schon in drei bis fünf Jahren bei acht Cent liegen werde. „Auf diesem Niveau wird Wasserstoff wettbewerbsfähig und eine echte Option“, ist Jaeckel sicher.
„Auf diesem Niveau wird Wasserstoff wettbewerbsfähig.“

Dr. Fritz Jaeckel, Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen

Rund um die konkrete Nutzung von Wasserstoff in der Industrie ging es in der vierten Diskussionsrunde. IHK-Vizepräsident Lars Baumgürtel, Geschäftsführender Gesellschafter der ZINQ GmbH & Co. KG (Gelsenkirchen) verdeutlichte hier den großen Bedarf von 465 Terawattstunden, der in der deutschen Industrie allein bei der Prozesswärme besteht - mehr als das Doppelte der jährlichen Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien. Er betonte, dass alle energieintensiven Unternehmen - unabhängig von ihrer Größe - aus Branchen und Anwendungen, die als beihilfeberechtigte Unternehmen unter die sogenannte KUEBLL-Liste fallen, ein Recht auf den Bezug von grünem Wasserstoff als Energieträger haben sollten.
Dabei wies Baumgürtel darauf hin, dass NRW mit seiner dichten Industrielandschaft technologisch über alle notwendigen Player und das notwendige Know-how verfüge, um die energetische Transformation zu einem modernen, klimaneutralen Industriestandort zu bewältigen. Voraussetzung dafür sei aber eine diskriminierungsfreie Teilhabe für den energieintensiven Mittelstand und Unterstützung des Mittelstands bei der Umstellung auf kohlenstofffreie Energieträger. „Diese Transformation wird ohne den energieintensiven Mittelstand nicht gelingen“, sagte Baumgürtel. Ein gutes Beispiel ist für Baumgürtel der „Klimahafen Gelsenkirchen“ mit einem jährlichen Bedarf von über 15 000 Tonnen Wasserstoff. Im Zuge des Projektes GetH2 sollen hier 17 Unternehmen an die zukünftige Versorgung mit grünem Wasserstoff angeschlossen werden. «