RWP-Förderung

Brennschneider und Frühstücksraum

Unternehmen im Emscher-Lippe-Raum können eine Zuschussförderung aus dem Regionalen Wirtschaftsförderungsprogramm NRW (RWP) beantragen, wenn sie Wachstumspotenziale ausschöpfen wollen. Die Element Cut GmbH in Gelsenkirchen hat die Chance genutzt.   | Text: Dominik Dopheide
Boomende Nachfrage, Platzmangel als Bremsklotz: Für Habib Aykan, Geschäftsführer der Element Cut GmbH, war diese Situation auf Dauer nicht hinnehmbar. „Allzu oft dürfen Kunden das Wort ‚nein“ nicht hören“, sagt der Unternehmer und betont, dass bei der Element Cut GmbH der Servicegedanke konsequent gelebt werde. Die Geschäftsentwicklung spricht für diese Einschätzung: Seit der Gründung 2015 verbucht die Firma jährlich einen Umsatzzuwachs von 20 bis 30 Prozent.
Förderung für Emscher-Lippe
„Die RWP-Zuschussförderung soll Unternehmen Anreize geben, durch Investitionen in der Region die Wirtschafts- und Einkommensstruktur dort zu verbessern sowie Dauerarbeits- und Ausbildungsplätze zu schaffen“, erklärt Andreas Mümken, Referent Unternehmensförderung bei der IHK. Dieses Förderprogramm des Landes NRW ist also für alle Betriebsstätten in Bottrop, Gelsenkirchen oder dem Kreis Recklinghausen interessant. Nach den seit März 2024 gültigen Förderrichtlinien müssen nicht mehr zwingend Dauerarbeitsplätze aufgebaut werden, sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Nähere Informationen direkt beim IHK-Finanzierungsexperten Andreas Mümken, Tel. 0209 388 614, andreas.muemken@ihk-nordwestfalen.de.
Buchstäblich bei null, nämlich ohne eigenes Startkapital, hatte Aykan seine Selbstständigkeit gestartet. Seine Familie ist aus der Türkei ins Ruhrgebiet gekommen, sein Vater hat 30 Jahre lang unter Tage gearbeitet. Habib Aykan selbst ist bereits als junger Mann hochmotiviert, sich beruflich weiter zu entwickeln. So steigt er als Arbeitnehmer schnell vom CNC-Maschinenführer zum Abteilungsleiter auf. Aykan ist ein Mensch, der gern Verantwortung übernimmt, der ein Team mitreißen und weiterentwickeln kann, der keine Scheu hat vor strategischen Entscheidungen.
Ihm ist zwar kein Unternehmen in die Wiege gelegt worden, aber er ist zum Unternehmer geboren – so sehen es auch Bürgschaftsbank NRW, Hausbank und IHK. Sie stellen 2015 die Weichen für Kredit und Ausfallbürgschaft. Aykan kann also gründen und zunächst zwei Mitarbeiter einstellen. Seine Geschäftsidee: Er bietet die Dienstleistung des Wasserstrahlschneidens an, also eine sehr präzise Technik der Blechbearbeitung. Damit hat er einen Nerv getroffen. Das Geschäft brummt von Gründung an.

Doch Aykan möchte ein weiteres Element ins Spiel bringen, um das Marktpotenzial voll auszuschöpfen: Feuer. Ein 3D-Plasma-Autogenschneider nämlich lässt Funken fliegen und Kosten schrumpfen. „Nicht immer ist die Präzision des Wasserstrahlschneiders erforderlich, in bestimmten Anwendungsfällen ist ein Plasma-Brennschneider viel effizienter“, erklärt Aykan, der diesen Vorteil weitergeben will: „Die Zusammenarbeit mit uns soll unseren Kunden die Arbeit erleichtern“, erklärt er. Rohling, Halbprodukt, Fertigteil: Die Element Cut GmbH würde mit dieser Anschaffung fast alles herstellen können, was das Blech hergibt, und somit ihre Wertschöpfungskette komplettieren. Allerdings geht das nicht am alten Standort, denn der Brennschneider ist zu groß. Noch klein dagegen sind Aykans Kinder. Doch eines Tages möchte er an sie ein Unternehmen übergeben, das dann immer noch sehr wettbewerbsfähig ist. Also startet er Standortsuche und Finanzierungskonzept, zumal das Gründerdarlehen fast getilgt ist. Ein befreundeter Unternehmer schließlich weist ihn auf eine Förderquelle hin, die nur in bestimmten Regionen sprudelt: das regionale Wirtschaftsförderungsprogramm NRW (RWP).

3,5 Stellen geschaffen

„Die RWP-Zuschussförderung soll Unternehmen Anreize geben, dauerhafte Arbeitsplätze sowie Ausbildungsplätze zu schaffen“, erklärt Andreas Mümken, Referent Unternehmensförderung bei der IHK. Ziel des Programms sei, in bestimmten Regionen die Wirtschafts- und Einkommensstruktur zu verbessern. So habe eine Betriebsstätte, die im Emscher-Lippe-Raum ansässig ist, Zugang zu diesem Fördertopf, wenn weitere Voraussetzungen erfüllt werden. Unter anderem spiele die Unternehmensgröße eine Rolle, zudem der in den meisten Fällen geforderte Aufbau von Arbeitsplätzen. Die Element Cut GmbH beispielsweise habe 3,5 Stellen geschaffen. Die Antragstellung läuft über die Hausbank, die Förderbedingungen sind komplex, wie Mümken einräumt. Zudem gelten seit Beginn des Jahres neue Bedingungen. Der Finanzierungsexperte lädt deshalb interessierte Unternehmen zur Kontaktaufnahme ein. Denn die IHK hilft: Sie berät in Einzelgesprächen oder, gemeinsam mit der NRW.BANK, im Rahmen des IHK-Finanzierungssprechtages. Einen wichtigen Hinweis gibt Mümken vorweg: „Bitte die Zugangsbestätigung des Antrags abwarten, dann erst das Projekt starten, weil Investitionen sonst die Förderfähigkeit verlieren können“. Die IHK nimmt bei der RWP-Anträgen zu den Erfolgsaussichten des Vorhabens und zur Wirtschaftlichkeit des Unternehmens Stellung. „Förderfähig ist fast alles, was auf der Aktivseite der Bilanz als Vermögen auftauchen kann“, berichtet Mümken und zählt beispielhaft auf: Grundstück, Gebäude, neue Maschine. Habib Aykan entscheidet sich für alle drei der genannten Investitionen und errichtet eine eigene Produktionsstätte im Gewerbe- und Industriepark „Schalker Verein“, einem ehemaligen Hochofenstandort.

Zukunftsraum für 20 Jahre

Geografisch misst der Expansionssprung des Unternehmens nur ein paar Kilometer. Im Hinblick auf Flächengröße, Interieur und Aufenthaltsqualität aber liegen Welten zwischen dem alten und dem neuen Standort. Star im Maschinenpark ist, seinen Dimensionen entsprechend, der Plasma-Brennschneider. Wer aber den Blick zur Hallendecke hebt, darf weiterstaunen: Ein Laufkran dieser Größenordnung würde auch im Gelsenkirchener Stadthafen eine gute Figur abgeben. Die Anlage nimmt es mit zehn Tonnen schweren Blechen auf, das „Potenzial nach oben“ – Top-Thema in RWP-Fördergesprächen – wird bei der Element-Cut GmbH also buchstäblich gehoben. Auch in die Arbeitsplatzqualität hat Aykan kräftig investiert – nicht nur, weil er punkten will im Wettbewerb um Fachkräfte, der auch für die Element Cut GmbH immer schwieriger wird. Aykan, aus vollem Herzen ein Familienmensch, hat das Gebäude so geplant, dass die Architektur eine familiäre Arbeitsatmosphäre fördert. Dass das gesamte Team in schönem Ambiente gemeinsam frühstücken kann, ist ihm nicht minder wichtig, als der neue Brennschneider. Von der Immobilie bis zu den Kaffeemaschinen reiche die anteilige RWP-Förderung, berichtet Aykan. Die Gesamtinvestitionssumme beträgt ca. 1,5 Millionen Euro, der RWP-Förderzuschuss beläuft sich auf ca. 468.000 Euro. Die Summe auf dem Förderbescheid vor Augen, habe er nur ein einziges Wort herausgebracht: „Boah!“. Doch verweist Aykan zugleich darauf, dass auch die öffentliche Hand nicht leer ausgeht: Mit dem Erfolg der Element Cut GmbH steige die Steuerlast des Unternehmens. Einen Tipp hat er für alle parat, die das RWP-Programm nutzen und investieren wollen: „Finanziell ausreichend Puffer einplanen!“. Die Element Cut GmbH allerdings habe jetzt genug Platz für 20 Jahre Unternehmensentwicklung. Die nächste Halle, ist er sich sicher, werde gemeinsam mit der kommenden Generation gebaut.