Fehler vermeiden

Fünf No-Gos für die Fachkräftesuche

Keine Frage: Die Suche nach fähigen Fachkräften ist nicht einfach. Versetzen sich Unternehmen in ihre potenziellen Bewerber, werden sie nicht am Ziel vorbeischießen.  (Mareike Scharmacher-Wellmann)
Fachkräfte finden
© IHK
Knapp 69 Prozent der Unternehmen in Nord-Westfalen, die sich an der IHK-Konjunkturumfrage aus dem Frühjahr 2023 beteiligt haben, werden in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung ausgebremst, da Fachkräfte fehlen. Doch gerade die kleinen und mittleren Betriebe, die zu über 99 Prozent die Unternehmen der Region stellen, sind bei der Fachkräftesicherung auf Absolventen der betrieblichen Aus- und Weiterbildung angewiesen. „Versetzen Sie sich doch manchmal in Ihre Bewerber”, rät Felicia Ullrich, Geschäftsführerin der U-form Testsysteme GmbH aus Solingen. Die Marketing- und Recruiting-Expertin hat die fünf Fehler aufgezählt, die am häufigsten passieren.

1. An alten Glaubensätzen festhalten

Eine junge Frau hält sich erschrocken die Hände vor den Mund und zieht die Augenbrauen hoch.
© deagreezAdobeStock
Gute Zensuren in Deutsch, Mathe und Englisch. Bewerbende, die nicht wissen, was das Unternehmen tut, sind nicht geeignet. Wie kein Foto vom Fotografen? Aber dafür ein nettes Anschreiben. – All das sind Glaubensätze und haben mit guter Eignungsdiagnostik nichts zu tun. Gute Eignungsdiagnostik hat einen klaren Anforderungsbezug und misst, ob die Kompetenzen der Bewerbenden zu den Anforderungen der Stelle passen. Mit wissenschaftlich validen Testverfahren und strukturierten Interviews und nicht mit Glaubensätzen und Bauchgefühl.

2. Bewerbende warten lassen

Beim Wettbewerb um Bewerbende gibt es – neben einem attraktiven Ausbildungs- oder Jobangebot – zwei Schlüsselfaktoren: Sympathie und Schnelligkeit. Über die Hälfte der jungen Menschen haben mehr als ein Ausbildungsangebot. Wer da zu spät reagiert oder Bewerbungsprozesse kompliziert gestaltet, hat verloren. Digitale Recruiting-Prozesse ermöglichen eine schnelle, eignungsdiagnostisch sichere und zielgruppengerechte Bewerberauswahl.

3. Man spricht nicht über Geld

Doch. Das findet Google übrigens auch. Google rankt Unternehmen besser, die Gehaltsangaben in Stellenanzeigen machen. Und Google wiederum ist der Top-Kanal, in dem junge Menschen nach Arbeits- und Ausbildungsplätzen suchen. Sie kommen nicht allein wegen des Geldes – aber auch. Die Inflation ist die größte Sorge des jungen Menschen – weit vor dem Krieg in der Ukraine und dem Klimawandel. Eine Gehaltsangabe in Stellenanzeigen heißt nicht, dass Unternehmen das Gehalt mit „tariflich“, „gut“ oder „fair“ umschreiben, sondern sie ist eine konkrete Zahl in Euro.

4. Zu viel Zeit in Social-Media investieren

Auch wenn viele Human Ressources-Berater etwas anderes sagen: Studien zeigen, Social Media ist nicht der heilige Gral des Azubi- und Mitarbeiter-Recruitings. Nur elf Prozent der von U-form befragten Jugendlichen suchen in sozialen Medien aktiv nach Ausbildungsplätzen. Einfach mal Posten kostet Zeit und bringt nichts. Wenn Social Media, dann auch richtig: das bedeutet mit Budget, auf Bedürfnisse einzahlenden Stellenanzeigen, 60-sekündigen Bewerbungsprozessen und auf die Zielgruppe zugeschnittenen Landingpages.

5. Alles so lassen, wie es ist

Das ist der größte Fehler von allen! Der Arbeitsmarkt hat sich gewandelt – vom Arbeitgebermarkt zum Arbeitnehmermarkt. Wer darauf nicht reagiert, wird zunehmend Schwierigkeiten bei der Besetzung von Stellen bekommen. Stellen Sie den Bewerbenden in den Mittelpunkt Ihres Handelns. Begeistern Sie durch aussagestarke Stellenanzeigen, schnelle Bewerbungsprozesse und mit einer großen Portion Herz und Mut.

Das rät Marketing- und Recruiting-Expertin Felicia Ullrich Unternehmen: