Mitarbeiter ans Unternehmen binden

Halten, halten, halten!

Was kann ein Betrieb tun, damit Mitarbeiter ihm treu bleiben? Die Ventana Deutschland GmbH & Co. KG aus Vreden, ein Spezialist im Fenstersonderbau, und der Logistikdienstleister Fiege Logistik Stiftung & Co. KG aus Münster zeigen auf, wie es gehen kann. (Von Mareike Scharmacher-Wellmann)
Wirtschaftsspiegel: Inwiefern spüren Sie den Fachkräftemangel in Ihren Unternehmen?
Theresa Hoffmann, Human Relations bei Ventana: Das technische Know-how unserer Kolleginnen und Kollegen ist für uns als Sonderfensterhersteller wesentlich. Bei der Suche profitieren wir davon, dass wir tief in der Region verwurzelt sind. Doch auch wir spüren die Herausforderung, gute Mitarbeitende auf dem Arbeitsmarkt zu finden. Daher gehen wir neue und ergänzende Wege, um qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen. Ein gezieltes Recruiting und auch die Mitarbeiterbindung haben immer mehr an Bedeutung gewonnen.“
Anna Salamatov, Team People & Culture bei FIEGE: „Die Logik hinter unserem Ansatz ist einfach: Wenn sich Fachkräfte zwischen mehreren Arbeitgebern entscheiden können, muss man sich als Arbeitgeber von anderen abheben, um im Wettbewerb um die besten Talente ganz vorne mit dabei zu sein. Mit diesem Grundverständnis haben wir es geschafft, uns frühzeitig und unabhängig vom Fachkräftemangel als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Durch unser gezieltes Recruiting und Active Sourcing gelingt es uns, trotz des Fachkräftemangels auch schwierige Positionen erfolgreich zu besetzen.“

Wirtschaftsspiegel: Auf welche Lösungswege aus dem Fachkräftemangel setzt Ihr Unternehmen?
Hoffmann: „Wir setzen auf Weiterbildung, Qualifizierung und Eigenverantwortung der Mitarbeitenden und begleiten deren individuelle Entwicklung. Zudem ist Ausbildung ein Schlüsselfaktor, denn so bilden wir unsere eigenen Nachwuchsfachkräfte selbst aus. Auch geben wir Quereinsteigern die Möglichkeit, bei uns zum Erfolg des Unternehmens beizutragen. Durch unser Angebot möchten wir es den Mitarbeitenden leichter machen, Beruf und Privatleben zu vereinbaren. Wir haben zum Beispiel eine eigene Großtagespflegestelle für Kinder der Mitarbeitenden und in unserer Kantine wird täglich frisch gekocht. Bezüglich der Arbeitszeitgestaltung bieten wir Modelle, die den Mitarbeitenden Freiraum ermöglichen, wie die Tagschicht in fast allen Bereichen der Produktion und flexible Arbeitszeiten und Home-Office in der Verwaltung.”
Anna Salamatov
© FIEGE
Salamatov: „Für uns ist es entscheidend, ein attraktiver und glaubwürdiger Arbeitgeber zu sein. Dabei spielt längst nicht nur das Gehalt eine Rolle, sondern es geht auch um viele weitere Faktoren. Insbesondere für die jüngere Generation wird zum Beispiel das Thema „New Work“ immer wichtiger. Es geht um persönliche Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten, eine gute Work-Life-Balance und flexible Arbeitszeit- und Arbeitsortmodelle. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können sich beispielsweise unserer hauseigenen FIEGE-Academy weiterbilden, speziell auf Eltern zugeschnittene Arbeitszeitmodelle nutzen oder auch Entgelt in zusätzlichen Urlaub umwandeln.“
Wirtschaftsspiegel: Was ist wichtiger? Neue Mitarbeiter locken oder die halten, die schon da sind?
Salamatov: „Für uns ist es gleichermaßen wichtig, neue Kollegen zu gewinnen, und die, die schon da sind, zu halten. Durch unser People Partnering Team sorgen wir für eine individuelle Betreuung und persönliche Entwicklungsmöglichkeiten unserer Kolleginnen und Kollegen – und bieten darüber hinaus viele Mitarbeiter-Benefits und betriebliches Gesundheitsmanagement an. Speziell für neue Mitarbeiter gilt: Wir arbeiten kontinuierlich daran, Bewerbungsprozesse zu verkürzen und zu vereinfachen, mögliche Bewerbungshemmschwellen abzubauen und unseren Onboarding-Prozess immer weiter zu verbessern.“
Hoffmann: „Ja, das ist bei Ventana auch so. Mitarbeiterbindung ist für uns zentral wichtig. Denn so gewährleisten wir Stabilität in den Prozessen, Arbeitsstrukturen und der Qualität unserer Produkte. Uns ist es gerade als wachsendes Unternehmen wichtig, den familiären Spirit beizubehalten und dass sich unsere Mitarbeitenden mit ihren Stärken einbringen und entwickeln können.”

Wirtschaftsspiegel: Wie haben Sie herausgefunden, was bei Ihren Mitarbeitenden gut ankommt?
Hoffmann: „Wir haben seit 2020 unser social Intranet heartbeat. Darüber führen wir auch digitale Umfragen durch und regen zum Austausch an. Zudem ist es uns wichtig, auch Mitarbeitende persönlich zu sprechen, gerade auch wenn wir weiter wachsen.”
Salamatov: „Einen ersten tiefen Einblick in die Wünsche und Erwartungen gibt uns die enge Zusammenarbeit mit unserem Betriebsrat. Zudem befragen wir regelmäßig unsere über 23.000 Mitarbeitenden nach ihrer Meinung und Zufriedenheit. Das ermöglicht uns zu erkennen, wo wir als Familienunternehmen auf dem richtigen Weg sind, wo weitere Optimierungspotenziale liegen und wo wir zusätzlich Veränderungsprozesse anstoßen müssen. Am Ende sind es viele kleine Dinge, die uns in Summe als Arbeitgeber attraktiv machen und die Zufriedenheit unserer Kolleginnen und Kollegen steigern.”