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Bio ist mehr als natürlich
Die Johann Spielmann GmbH betreibt mit der Stiftsquelle seit 1959 einen eigenen Mineralbrunnen. Seit 2016 ist auch ein Wasser mit Biozertifikat im Angebot. (Von Melanie Rübartsch)
Umweltschutz ist im Hause Spielmann nichts Neues. Schon Ende der 1990er Jahre rief der Dorstener Mineralwasserproduzent den Stiftsquelle-Umweltpreis ins Leben. Zahlreiche Schüler aus dem Ruhrgebiet haben in diesem Rahmen in Projekten erforscht, wie ein zukunftsfähiger Umgang mit der Ressource Wasser aussehen könnte. „Genau darum geht es uns“, sagt Geschäftsführer Sebastian Brodmann. „Wir produzieren natürliches Mineralwasser. Das ist ein Naturpr
odukt, das eine extrem kostbare Ressource nutzt. Entsprechend groß sei die Verantwortung, die Eingriffe in die Natur so gering wie möglich zu halten. Aus dem Grund hatte Sebastians Vater Michael Brodmann nicht nur den Umweltpreis, sondern noch vor der Jahrtausendwende auch andere grundwasserschützende Maßnahmen im Geschäftsbetrieb eingeführt.
© Jaroslav Machacek/Fotolia
Damals ging es zum Beispiel darum, Reifen für die Gabelstapler anzuschaffen, die nachweislich weniger Gummiabrieb hinterlassen. Energiesparmaßnahmen in den Betriebsgebäuden, die Anschaffung von E-Fahrzeugen vor fünf Jahren sowie die Errichtung des neuen Firmengeländes in Dorsten nach streng ökologischen Richtlinien folgten in den 2000er- und 2010erJahren. Sämtliche Ressourcenschutzaktivitäten gipfelten schließlich 2016 in der neuen Mineralwassermarke „Landpark Bio-Quelle“, einem Wasser mit Biozertifikat. Biowasser klingt zunächst paradox. Was ist natürlicher als Wasser? Für die Produktion von Mineralwasser gelten strenge Reinheitsvorgaben. So muss das Wasser etwa direkt am Ursprungsort abgefüllt werden und darf dabei enteisent, aber ansonsten nicht behandelt werden. Mit der Marke Stiftsquelle verkauft das Unternehmen Spielmann seit 1959 bereits ein natürliches Mineralwasser, das zudem sehr natriumarm ist. „Bio geht aber noch einen Schritt weiter“, erklärt Brodmann. Hier kommt neben der Produktqualität auch der nachhaltige Umgang mit Ressourcen ins Spiel sowie soziale Standards, die ein Wasserbauer erfüllen muss. Auf dieser Basis hat der aus Ökoanbauverbänden bestehende Verein „Qualitätsgemeinschaft Biomineralwasser“ vor etwa zehn Jahren ein eigenes Biosiegel geschaffen. „Die Initiative des Vereins haben wir damals sehr genau beobachtet und dann relativ schnell entschieden, dass wir eine eigene Biomarke ins Programm aufnehmen wollen“, berichtet der Geschäftsführer.
Für das Zertifikat müssen Bio-Mineralbrunnen unter anderem eine Klimastrategie mit festgelegten Reduktions- und Kompensationsmaßnahmen aufweisen, eine bestimmte Ausbildungsquote erfüllen und sich aktiv für systematischen Wasserschutz durch ökologischen Landbau einsetzen (siehe auch Infokasten). „Letzteres erfüllen wir, indem wir seit 2016 mit verschiedenen Landwirten in unserer direkten Umgebung für einen besseren Grundwasserschutz zusammenarbeiten“, sagt Brodmann. Neben generellen Aufklärungsgesprächen darüber, was die moderne Landwirtschaft zum Erhalt der Ressource Wasser beitragen kann, hat Spielmann verschiedene Projekte mit Landwirten gestartet – Streuobstwiesen angelegt, Bienenvölker angesiedelt oder Wirtschaftswaldflächen erworben, die die Landwirte nun renaturieren. Die geforderte Ausbildungsquote von fünf Prozent der Belegschaft habe das Unternehmen sogar übererfüllt, so Brodmann. Jedes Jahr fangen in der Regel mindestens fünf Auszubildende im Unternehmen an. Darüber hinaus kooperiert der Wasserbauer seit zwei Jahren mit der Diakonie und beschäftigt darüber aktuell zwölf Mitarbeiter mit Handicap.
Die Maßnahmen im Rahmen der Klimastrategie sind vielfältig. Um hier möglichst ganzheitlich zu agieren, nutzt Spielmann seit 2017 das Ecocockpit (siehe Infokasten Seite 61), ein Angebot der Effizienz-Agentur NRW. Mit diesem Tool der Effizienzagentur-Agentur können Unternehmen aus NRW eine individuelle CO2 - Bilanz erstellen. „Wir ermitteln damit unsere direkten und indirekten Emissionen auf dem gesamten Weg vom Vorlieferanten bis zum Werkstor“, erläutert Brodmann. Auf dieser Basis leitet das Unternehmen seine unterschiedlichen Maßnahmen ab, die die Klimaneutralität sicherstellen. So ist der komplette Fuhrpark des Außendienstes mittlerweile auf Elektro-, Hybrid oder Gasfahrzeuge umgestellt. Auch die Gabelstapler fahren bei Spielmann elektrisch, und einer der 14 Lkw wird mit Gas betrieben. Die Lastwagen werden auf dem Firmenhof mit zuvor aufgefangenem Regenwasser gereinigt. 16 Prozent des benötigten Stroms für die Gebäude und die vier Abfüllanlagen auf dem 40000 Quadratmeter großen Firmengelände stammen aus der eigenen Fotovoltaikanlage, der Rest ist Ökostrom. Geheizt wird im Unternehmen mit Ökogas.
CO2 -Bilanz mit Ecocockpit
Ein grundlegender Baustein zur Senkung der betrieblichen Treibhausgasemissionen ist es, erst einmal zu wissen, wie viel das sind. Unternehmen sollten also eine CO2-Bilanz ihres Betriebs aufstellen. Ein kostenfreies Tool dafür bietet die Effizienzagentur NRW mit dem ecocockpit im Internet unter genutzt werden kann: www.ecocockpit.de. Es orientiert sich an den Bilanzierungsstandards des „Greenhouse Gas Protocols“, nutzt ausschließlich anerkannte Datenbanken zur Berechnung der CO2 -Äquivalente und legt den Fokus auf die innerbetrieblichen Emissionen.
Ein grundlegender Baustein zur Senkung der betrieblichen Treibhausgasemissionen ist es, erst einmal zu wissen, wie viel das sind. Unternehmen sollten also eine CO2-Bilanz ihres Betriebs aufstellen. Ein kostenfreies Tool dafür bietet die Effizienzagentur NRW mit dem ecocockpit im Internet unter genutzt werden kann: www.ecocockpit.de. Es orientiert sich an den Bilanzierungsstandards des „Greenhouse Gas Protocols“, nutzt ausschließlich anerkannte Datenbanken zur Berechnung der CO2 -Äquivalente und legt den Fokus auf die innerbetrieblichen Emissionen.
Nicht vermeidbare Emissionen gleicht das Unternehmen mit Kompensationen über CO2 -Zertifikate aus, die Klimaschutzprojekten auf der ganzen Welt zugute kommen. Die Etiketten auf den Glas-Mehrweg-Flaschen von Landpark Bio-Quelle sind aus FSC-Papier, das nachweislich aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt. Für den Sprudeleffekt sorgt ausschließlich natürliche Kohlensäure, die ohne chemische Mittel auskommt. Letzteres ist im Übrigen der Hauptunterschied zum Stiftsquelle-Wasser. „Hier setzen wir nur teilweise natürliche Kohlensäure ein und nutzen zu einem geringen Teil auch so genannte PET-Cycle-Flaschen. Diese werden jedoch ebenfalls zu 100 Prozent wieder zu Flaschen recycelt“, sagt Brodmann. Alle anderen Maßnahmen, die Spielmann für das Biozertifikat nachweisen muss, strahlen letztlich auf die anderen Spielmann-Getränke ab. Schließlich werden alle Sorten variabel an den vier Produktionsanlagen abgefüllt.
„Wir können und wollen unseren Klimaschutz gar nicht auf die verschiedenen Marken aufteilen“, resümiert Brodmann. Um das Biosiegel zu behalten, muss sich Spielmann Landpark Bio-Quelle jährlich zertifizieren lassen. Diese enge Taktung kommt dem Geschäftsführer entgegen. „So haben wir immer einen genauen Überblick, wo wir in Sachen Nachhaltigkeit bereits stehen und welche neuen Ziele wir uns setzen können,“ zeigt sich Brodmann zufrieden.
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Redaktion Wirtschaftsspiegel