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Chancenradar
Alle Ressourcen im Sinne der Umweltfreundlichkeit vollständig nutzen. (Von Melanie Rübartsch)
Der Begriff „Nachhaltigkeit“ hat im Wald seine Wurzeln. Hans Carl von Carlowitz forderte bereits im Jahr 1713, nur so viel Holz zu schlagen, wie nachwachsen kann. Die Idee des nachhaltigen Wirtschaftens ist also eng mit diesem Rohstoff und seinen Branchen verbunden. „Seit Generationen ist es in unserem Familienunternehmen üblich, alle Ressourcen, die uns zur Verfügung
stehen, im Sinne der Umweltfreundlichkeit vollständig zu nutzen“, sagt Marcus Ahlers. Er ist Inhaber des gleichnamigen, in Nottuln ansässigen Einrichtungshauses, dem auch eine Tischlerei, eine Polsterei und ein Gardinenatelier angegliedert ist. Schon 1979 hat sein Vater in die erste Feststoffheizung investiert, um Holzabfälle in Wärme zu wandeln. Im Jahr 1999, beim Bau der neuen Produktionshallen, hat das Unternehmen erneut aufgerüstet. Eine automatisch gesteuerte Holzschnitzelheizung mit nachgeschaltetem 8500-Liter-Wärmespeicher sorgt seitdem für mehr Energieeffizienz. „Fachleute haben uns damals gesagt, dass sich das nicht rechnen wird“, erzählt Ahlers. Ein Irrtum. Bereits nach knapp sechs Jahren hat sich die Anlage amortisiert. Zudem profitiert das Unternehmen von langfristig kalkulierbaren Energiepreisen. Nachhaltiges Wirtschaften ist für Ahlers keine Frage der Unternehmensgröße, sondern der Willenskraft: „Es ärgert mich, wenn große Konzerne mit Klimaneutralität im Jahr 2040 werben, obwohl das beispielsweise im Onlinehandel viel schneller machbar wäre“, ist der Nottulner Unternehmer überzeugt. Einfach machen: Nach dieser Devise hat es das Einrichtungshaus Ahlers mit Photovoltaik, Solarthermieanlage und der HighTech-Holzheizung bis zur Energieautarkie gebracht. „Wir produzieren sogar mehr Strom als wir brauchen, der Rest wird eingespeist“, freut sich der Inhaber. Das nächste Projekt wird deshalb ins Rollen gebracht. Die Fahrzeugflotte soll komplett auf Elektro-Mobilität umgestellt werden. Zudem ist geplant, Photovoltaik weiter auszubauen und für Elektrofahrzeuge Ladesäulen zu errichten. Insbesondere für kleinere Einzelhandelsbetriebe, räumt Ahlers ein, sei es nicht immer einfach, das Thema Nachhaltigkeit im Tagesgeschäft zu verankern. Schließlich müsse kontinuierlich Zeit investiert werden, etwa um das Innovationsgeschehen zu beobachten.
Im Nottulner Einrichtungshaus ist der Chef zugleich der „Chancenradar“, der neue Technik auf den Nutz- und Nachhaltigkeitswert für das eigene Geschäft prüft. Für Ahlers ist das keine Belastung, es macht ihm Spaß - auch deshalb, weil die Risiken gering seien. Ein Invest in Nachhaltigkeit lohne sich immer betont er. Zudem sieht er gerade den Einzelhandel in guter Position, das Thema noch weiter in die Gesellschaft zu tragen. „Ich kann ja entscheiden, was ich verkaufe“, erklärt der Unternehmer. So setzt er ausschließlich auf inhabergeführte Familienbetriebe als Lieferanten, weil sie nach seiner Erfahrung in der Regel offen sind für nachhaltiges Wirtschaften. Er überzeugt sich vor Ort davon, was auf welche Weise produziert wird.
„Nachhaltigkeit hört ja nicht beim Umweltschutz auf, es geht auch um Arbeitsbedingungen und Personalstruktur, dass nämlich auch Menschen mit Handicap oder Fluchthintergrund beschäftigt werden“, sagt Ahlers, bevor er zurückkommt auf die Wurzeln der Idee. „Wir wissen, wo die Bäume gewachsen sind, aus denen wir Möbel bauen“, nennt er ein Verkaufsargument, das mit dem Klimawandel immer stärker wird: Regionalität.
In den Baumbergen bei Nottuln zum Beispiel werde nur so viel Holz geschlagen, wie nachwachsen kann, weiß Ahlers. Ohnehin müsse nicht immer alles gleich neu gekauft werden: In seiner Polsterei würden viele Möbel fit gemacht für die Übergabe an kommende Generationen. Und genau so sollte es auch mit unserer Umwelt sein, findet der Vater und Unternehmer.
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Redaktion Wirtschaftsspiegel