Unternehmensführung

Liquiditätsoptimierung

Unternehmen, die frei im marktwirtschaftlichen Wettbewerb agieren, haben das Ziel, den Gewinn langfristig zu maximieren. Nicht außer Acht lassen darf man dabei, dass die Zahlungsfähigkeit als Existenzgrundlage zu jedem Zeitpunkt gegeben sein muss. Mit der richtigen Kontrolle liquiditätswirksamer Vorgänge und mit proaktivem Liquiditätsmanagement werden im Unternehmen zahlungswirksame Risiken minimiert.
Wesentliche Bausteine des Liquiditätsmanagements stellen in erster Linie die Außen- sowie die Innenfinanzierung dar. Im Rahmen einer Innenfinanzierung fließen die zur Verfügung stehenden Finanzmittel über den betrieblichen Umsatzprozess zu und werden cashwirksam eingespeist. Bei der Außenfinanzierung bestehen mehrere Möglichkeiten, die unternehmerische Geschäftstätigkeit und die Liquidität langfristig über die Passivseite zu sichern.
Für ein gesundes Unternehmen ist der sogenannte Finanzierungsmix wichtig. Zum einen durch ein optimales Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdkapital, zum anderen durch fristenkongruente Finanzierung.
Kapitalherkunft
Eigenfinanzierung
Fremdfinanzierung
Außenfinanzierung
Beteiligungsfinanzierung,
Sales und Lease back,
Factoring,
Finanzierung aus Rückstellung
Kreditfinanzierung,
Schuldscheindarlehn,
IPO (Börsengang),
IBO (Ausgabe von Anleihen),
Fine Trading,
Crowdfunding
Innenfinanzierung
Gewinnthesaurierung,
Eigenfinanzierung aus Vermögensumschichtung,
Working Capital,
Abschreibung
Finanzierung aus Rückstellung

Instrumente zur kurzfristigen Liquiditätsoptimierung

Folgende Maßnahmen können beispielhaft zu einer kurzfristigen Liquiditätsgenerierung führen:
Freisetzung bestehender Liquiditätsreserven
Verkauf von Festgeldern und Wertpapieren
Verkauf von nicht betriebsnotwendigem Vermögen
Ungenutzte Produktions- und Lagerstätten,
Immaterielle Vermögensgegenstände,
Nicht mehr betriebsnotwendige Maschinen und technische Anlagen
Forderungsmanagement / Mahnwesen / Inkasso
Beschleunigung der Rechnungslegung,
Anpassung von Zahlungsmodalitäten
Vorauszahlungen, Abschlagzahlungen oder Nachnahme > je nach Bonitätsstatus
Forderungsausfallversicherung,
Verhandlung von Zahlungszielen, die den Auftragsdurchlaufzeiten entsprechen,
Mehrstufiges Mahnwesen einrichten,
Zeitnahe Debitorenbuchhaltung,
Regelmäßige Auswertung der Fälligkeiten
Kreditalternativen
Leasing,
Mietkauf,
Factoring,
Reverse-Factoring (Finetrading)
Just-In-Time
Senkung der Rohstoff- und Warenvorräte durch zeitgenaue Produktions- und Versandplanung,
Vermeiden von Transporten und Lagerung,
Umstellen auf Kommissionsware
Ziel: Jederzeitige Erfüllung der Verbindlichkeiten

Instrumente zur mittelfristigen Liquiditätsoptimierung

Folgende Maßnahmen können beispielhaft zu einer mittelfristigen Liquiditätsgenerierung führen:
AKTIVA
Anlagevermögen
Immobilienverkauf /-leasing,
Verkauf von Maschinen und Einrichtungen,
Sale und Lease back,
KFZ-Leasing bzw. Fuhrpark-Auslagerung
Bestände
Optimierung des Rohstofflagers,
Reduzierung von Halb- und Fertigerzeugnissen,
Bereinigung der Produktpalette / Abbau von "Ladenhütern",
Zentralisierung von Beständen
Debitoren
(Laufzeit < 30 Tage)
Factoring,
Beschleunigung der Rechnungslegung,
Mehrstufiges Mahnwesen,
Skontogewährung,
Modifizierte Zahlungsbedingungen
PASSIVA
Eigenkapital
Kapitalzuführung durch Personen oder Firmen, die sich beteiligen wollen,,
Auflösung stiller Reserven
Rückstellung
Auflösung von Rückstellungen
Fremdkapital
Ausgabenreduzierung (z. B. durch Konditionenvergleich, Anpassung von Zins- und Tilgungsraten),
Umschichtung von kurz- in langfristige Verbindlichkeiten (Streckung der Tilgungs- und Zinsleistung),
Nutzung von zinsgünstigen und laufzeitvorteilhaften Förderprogrammen
Kreditoren
(Laufzeit < 40 Tage)
Längere Zahlungsziele vereinbaren,
Variable Zahlungsmodalitäten (z. B. Kommission),
Just-In-Time Lieferung (kein Aufbau von Lagerbeständen),
Vergleich / Wechsel der Zuliefernden,
Reverse-Factoring (Finetrading)

Ausgewählte Maßnahmen

Sale and Lease Back

Verkauf und Rückanmietung betriebsnotwendigen Vermögens. Durch diese gemischte Finanzierungsform kann der liquiditätserhöhende Einmaleffekt aus dem Veräußerungserlös sowie der allgemeine Vorteil des Finanzierungsleasing genutzt werden.

Working Capital

Gebundene Liquidität, die sich aus der Differenz zwischen dem Umlaufvermögen und den kurzfristigen Verbindlichkeiten errechnet. Berechnung des Working Capital (Nettoumlaufvermögen): Umlaufvermögen (soweit innerhalb 1 Jahres liquidierbar) / kurzfristige Verbindlichkeiten. Der Zielwert des Working Capitals sollte immer positiv sein. Ein zu hohes Working Capital kann Indikator für eine das Eigenkapital beeinflussende Bindung von zu viel kurzfristigem Vermögen sein (keine Fristenkongruenz) oder auf Schwachstellen des Verbindlichkeitenmanagements hinweisen (bspw. keine optimale Streckung der Zahlungsziele bei Liefernden).

Factoring / Reverse-Factoring

Unter Factoring versteht man den Ankauf von Forderungen durch eine Factoringgesellschaft. In der Regel handelt es sich hierbei um ein spezialisiertes Finanzierungsinstitut, seltener eine Bank.

Die Forderungsabtretung an die Factoringgesellschaft hat für das verkaufende Unternehmen mehrere Vorteile:
Finanzierungsfunktion: Die Mittel werden mit einem geringen Abschlag vor Fälligkeit der Forderung bereitgestellt.
Dienstleistungsfunktion: Die Verwaltung und Überwachung des Forderungsbestandes (bspw. Mahnwesen) erfolgt durch die Factoringgesellschaft.
Delkrederefunktion: Der Factor übernimmt das Forderungsausfallrisiko.
Reverse Factoring ist eine Vorfinanzierung gegenüber dem Liefernden und ist besser bekannt als Lieferanten- oder Einkaufsfinanzierung. Durch Nutzung von Skonto kann meist ein sehr guter Preis erzielt werden. Somit wird der Einkauf optimiert, ohne durch Vorfinanzierung in einen Liquiditätsengpass zu geraten.

Skonto

Skonto wird auch als sofortige oder nachträgliche Kaufpreisminderung bezeichnet und verschafft einen Anreiz zu einer schnelleren Zahlung gegenüber dem Liefernden. Dieser Preisabschlag wirkt sich positiv auf die Liquidität des kaufenden Unternehmens aus. Skonto nicht zu nutzen ist sehr teuer. Dies soll das folgende Beispiel verdeutlichen: Die Zahlungskonditionen sind: zehn Tage mit zwei Prozent Skonto, 30 Tage netto. Dies bedeutet, dass bei Nichtnutzung von Skonto für 20 Tage auf zwei Prozent verzichtet bzw. zwei Prozent mehr gezahlt wird. Hochgerechnet auf das Jahr mit 360 Tagen bedeutet dies: 360 Tage / 20 Tage * zwei Prozent= Zins 36 Prozent p.a.!