IHK-Jahresbericht 2023
Unternehmensverantwortliche Nachhaltigkeit
IHK-Ausschuss Unternehmensverantwortliche Nachhaltigkeit
Kritik an neuen CSR-Berichtspflichten
In ihrer ersten Sitzung in 2023 befürwortetet der Nachhaltigkeitsausschuss der IHK Nord Westfalen grundsätzlich das Ziel der neuen EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD). Kritisch sieht der Ausschuss jedoch die im Entwurf formulierten bürokratischen Anforderungen, die die
EU damit zukünftig auch an mittelständische Unternehmen stellt.
Im Gespräch über die Nachhaltigkeitsberichterstattung (v.r.): Prof. Dr. Joachim Paul Hasebrook (Leiter von zeb.science , Münster), Tatjana Hetfeld (stellvertretende Vorsitzendes im IHK-Nachhaltigkeitsausschuss) und IHK-Geschäftsbereichsleiter Carsten Taudt.
© IHK
Der von der CSRD vorgesehene Anwendungsbereich führt dazu, dass allein in Deutschland statt bisher ca. 500 Unternehmen künftig ca. 15.000 Unternehmen einen deutlich umfangreicheren Nachhaltigkeitsbericht als vom bisherigen Europäischen Recht vorgesehen, erstellen müssen. Darüber hinaus werden jedoch viele kleinere Betriebe betroffen sein, die als Zulieferer der Großbetriebe durch diese in die Pflicht genommen werden.
Die IHK-Organisation hatte Anfang Januar in einer umfangreichen Stellungnahme mit Nachdruck gefordert, die Entwürfe noch einmal grundsätzlich zu überarbeiten und sich dabei auf die wesentlichen Leistungsindikatoren zu konzentrieren.
Nachhaltigkeit zahlt sich aus
Über die Chancen durch die Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle diskutierte der Ausschuss für unternehmensverantwortliche Nachhaltigkeit der IHK Nord Westfalen bei der Hengst SE in Münster. „Die Umstellung auf nachhaltige Geschäftsmodelle ist nicht nur aus ethischen und ökologischen Gründen geboten, sondern aus wirtschaftlicher Sicht absolut sinnvoll, etwa durch Ressourceneffizienz“, unterstrich Ausschussvorsitzende Dr. Silke Huster. Nachhaltig agierende Unternehmen zeigten Verantwortung und stärkten dadurch die Loyalität ihrer Kunden und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit, so die Geschäftsführerin der Rottendorf Pharma GmbH in Ennigerloh weiter.
Wie der Filtrationsspezialist Hengst SE den Transformationsprozess gestaltet, erläuterte Thomas Hülsdau, Sustainabilty Manager beim gastgebenden Unternehmen. Hengst habe das Ziel „Klimaneutralität bis 2030“ fest im Blick, berichtete Hülsdau. Die Minimierung des Ressourceneinsatzes sei Programm.
Der IHK-Nachhaltigkeitsausschuss unter Leitung von Dr. Silke Huster (vordere Reihe, 6. v. l.) informierte sich bei Hengst über nachhaltige Geschäftsmodelle.
© Hengst SE
Herausforderungen, Chancen und aktueller Stellenwert
In der dritten Sitzung führten die Mitglieder des Ausschusses eine offene Diskussion über aktuelle Bedarfe und Herausforderungen im Bereich Nachhaltigkeit hinsichtlich des Stellenwerts von Nachhaltigkeitsthemen in der Wirtschaft wie Ecovadis-Rating, Nachhaltigkeitsberichterstattung, Lieferketten sowie die weitere Entwicklung von Informations- und Unterstützungsangeboten durch die IHK. Zudem wurden aktuelle Förderprogramme diskutiert, die betriebliche Transformationsmaßnahmen unterstützen.
Nachhaltigkeitsziele beschlossen
Die Unternehmen im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region sollen zukünftig vollständig nachhaltig wirtschaften, also ökologisch, ökonomisch und sozial. Dieses langfristige Ziel legte die Vollversammlung der IHK Nord Westfalen am 2. März mit dem Beschluss zum Zukunftspapier „Nachhaltige Wirtschaft Nord-Westfalen“ fest.
Mit dem Beschluss folgte die Vollversammlung einer Empfehlung des Nachhaltigkeitsausschusses, dessen Mitglieder das Positionspapier auf Basis der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen im Austausch mit anderen Ausschüssen der IHK erarbeitet haben.
Unsere Ziele für die nachhaltige Entwicklung der Wirtschaftsregion Nord-Westfalen:
Veranstaltungen
Nachhaltigkeit mit Innovationen stärken
Neue Technologien und Geschäftsmodelle, aber auch viele kleine Schritte für eine ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltige Wirtschaft standen im Mittelpunkt der Praxis-Impulse auf dem “Forum Nachhaltigkeit durch Innovation”, zu dem die IHK Nord Westfalen gemeinsam mit der Handwerkskammer Münster und den Wirtschaftsförderungsgesellschaften der Stadt Münster und des Kreises Borken im September eingeladen hatte.
In Nachhaltigkeit zu investieren, zahlt sich aus: „Neun von zehn unserer Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit haben auch einen ökonomischen Vorteil“, rechnete Dr. Günter Schweitzer von Schmitz Cargobull vor.
Rund 100 Unternehmerinnen und Unternehmer diskutierten in Vorträgen und Podiumsdiskussionen Fragen rund um die Notwendigkeit und Herausforderungen innovativer Geschäftsmodelle und Technologien und den dazugehörigen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Transformation.
Beim Forum „Nachhaltigkeit durch Innovation“ (v.r.): Prof. Dr. Markus G. Schwering (FH Münster), Dr. Günter Schweitzer (Schmitz Cargobull AG), IHK-Präsident Dr. Benedikt Hüffer, Ulrike Winzer (Moderatorin), Dr. Daniel Schultewolter (Wirtschaftsförderung Kreis Borken), Enno Fuchs (Wirtschaftsförderung Münster), HWK-Präsident Hans Hund und Daniel Schaschkewitz (Wirtschaftsförderung Kreis Warendorf).
© Busch/IHK
IHK-Informationsangebot weiter ausgebaut
Die nachhaltige Wirtschaft legt heute die Grundlage für den Erfolg von morgen. Mit neuen Formaten und dem Ausbau bestehender Angebote hat die IHK ihren Nachhaltigkeitsfokus weitergeführt und geschärft. Neben Informationen zu den neuen Berichterstattungspflichten und Sustainable Finance finden Unternehmer auf der IHK-Website im Bereich Nachhaltigkeit umfangreiche Good-Practice-Beispiele, Praxistipps für die betriebliche Nachhaltigkeit, Förderprogramme und Veranstaltungsangebote im Rahmen der Webinar-Reihe „Nachhaltig in Nord-Westfalen”, die im Jahr 2023 mehr als 700 Teilnehmende besucht haben.
Um ihre Mitgliedsunternehmen bei der Transformation für den nachhaltigen Wandel zu unterstützen und ein möglichst breites Informationsangebot zu schaffen, sind die die Industrie- und Handelskammern NRW mit dem „Virtuellen Kompetenzzentrum Nachhaltig Wirtschaften“ an den Start gegangen und bieten gemeinsam Informationen und Veranstaltungen rund um das Thema Nachhaltigkeit an. Mehr als 1800 Unternehmen wurden mit diesem Format erreicht.