IHK-Jahresbericht 2022
Regionalpolitik Westmünsterland
Am Standort Westmünsterland der IHK in Bocholt ist die Regionalpolitik für das westliche Münsterland angesiedelt. Die von dort betreuten Kreise Borken und Coesfeld werden gerne als Westmünsterland bezeichnet, eine wirtschaftliche starke Region mit ganz eigenen Chancen und Herausforderungen. Getragen von einem starken produzierenden Gewerbe findet man hier einen breiten Branchenmix aus kleinen und mittelständischen Betrieben, vom exportstarken Maschinenbauer über den umtriebigen Händler bis hin zu kreativen IT-Unternehmen und Dienstleistern ist alles dabei. Auch die Grenznähe hat sich vom einstigen Standortnachteil zu einer echten Chance entwickelt. Es gibt kaum zwei andere Länder auf der Welt, deren Volkswirtschaften so eng miteinander verbunden sind wie die unsrige und die der Niederlande. Der agile Warenaustausch ist ein deutlicher Beleg dafür, wie wichtig offene Grenzen für die Wirtschaft sind – ganz besonders für grenznahe Regionen.
Netzwerkarbeit
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Standorts Westmünsterland, insbesondere der dort angesiedelte Regionalbeauftragte, dienen als Ansprechpartner für Unternehmen, Politik und Verwaltung in den Kreisen Borken und Coesfeld. Sie halten Kontakt zu verschiedensten Netzwerken und bauen diesen konsequent weiter aus. Im Rahmen verschiedener Seminare, Angebote und Veranstaltungen trat die IHK sowohl als ausrichtender Partner (Wasserstoff in der Mobilität, Talententuin, Unternehmerfrühstücke, Runde Tische zur Gasmangellage, Aussteller auf den Gewerbeschauen in Bocholt und Vreden) als auch als regelmäßiger Teilnehmer bei wirtschaftlich und politisch wichtigen Veranstaltungen auf, um sich für die Interessen der lokalen Wirtschaft einzusetzen.
Die IHK engagiert sich zudem in der Geschäftsführung der der Fördergesellschaft Westmünsterland der Hochschule in Bocholt/Ahaus e. V. Rund 230 Mitglieder – Kommunen, Unternehmen, Privatleute und Professoren – engagieren sich in der1990 gegründeten Fördergesellschaft und setzen sich dafür ein jungen Leuten in der Region eine qualifizierte Ausbildung zu bieten, Nachwuchskräfte zum Studieren, Bleiben und Arbeiten hierherzulocken und Wirtschaft und Wissenschaft zwecks Wissenstransfer miteinander zu verknüpfen. Jährlich werden aktuell über 100.000 Euro an den Campus Bocholt der Westfälischen Hochschule ausgeschüttet, z. B. für Stiftungsprofessuren, Ausstattung, Auslandssemester, Auszeichnungen und Veranstaltungen. Auch die „Junge Uni“ in Bocholt, mit der junge Menschen an MINT-Themen herangeführt werden, wird finanziell gefördert. Darüber hinaus konnten 2022 190.000 Euro für eine neue Stiftungsprofessur eingeworben werden, mit der der im Wintersemester 2023 startende Bachelor-Studiengang „Sustainable Engineering and Management“ ermöglicht wurde.
Aktiv ist die IHK auch im Bündnis für Familie in Bocholt. 2022 fand zum fünften Mal das Format „Abenteuer Unternehmen“ statt, bei dem junge Menschen Betriebe besuchen und diese sowie deren Ausbildungsberufe kennenlernen können. Insgesamt knapp 200 nutzen das von der IHK begleitete Angebot, rund 20 Unternehmen in und um Bocholt öffneten für sie ihre Türen.
Deutsch-Niederländische Zusammenarbeit
Der Kreis Borken hat im Westen eine insgesamt 108 Kilometer lange Grenze zu den Niederlanden. Es ist daher für den grenznahen Standort Westmünsterland unerlässlich sich mit den Akteuren und Institutionen der niederländischen Anrainergemeinden in einem ständigen Austausch über aktuelle Entwicklungen im direkten Grenzgebiet zu befinden. Denn für eine weiterhin positive Entwicklung des Westmünsterlandes ist die Zusammenarbeit über die Grenze ein elementarer Faktor. „Denken in Kreisen, nicht in Halbkreisen bis zur Grenze“ ist daher Credo der IHK-Aktivitäten vor Ort. Die deutsch-niederländische Zusammenarbeit ist eine Erfolgsgeschichte für die Region. Aber eine, für die man etwas tun muss. Das wurde gerade während der Corona-Pandemie deutlich. Denn plötzlich war die Grenze sowohl auf deutscher als auch auf niederländischer Seite wieder spürbar. Betroffen davon waren wirtschaftliche Beziehungen und Arbeitsmarkt gleichermaßen, so dass bestehende Kontakte und Verbindungen abzubrechen drohten.
Die Regionalpolitik Westmünsterland der IHK konzentrierte sich daher 2022 verstärkt auf die Wiederbelebung des grenzüberschreitenden Austauschs.
Als Auftaktveranstaltung für die Wiederbelebung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit diente die Grenzlandkonferenz in Aachen, bei welcher die IHK viele Kontakte im bilateralen Gespräch wieder aufgreifen und vertiefen konnte, aber auch neue Kontakte aufbauen konnte. Besonders der direkte Austausch mit der an den Kreis Borken angrenzenden Region Achterhoek konnte nachhaltig ausgebaut werden. Und so kamen die handelnden Akteure des Standortes Westmünsterland und der Gemeente Doetinchem im Jahr 2022 auf den jeweils organisierten Veranstaltungen auch immer wieder zusammen, um das Netzwerk und den Austausch zu fördern.
Ein wichtiger Aspekt in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ist das Verständnis der jeweils anderen Kultur. Die IHK übernahm dafür im Rahmen der Auftaktveranstaltung des grenzüberschreitende Studienmoduls „Cross-Border Business Negotiating“ an der Westfälischen Hochschule in Bocholt einen Vortrag zu dem Thema und verdeutlichte den Studierenden beider Länder, wie wichtig das gegenseitig Verständnis ist.
Im Mai präsentierte sich der Standort Westmünsterland gemeinsam mit einigen Bocholter Unternehmen auf dem „Achterhoekse Talententuin“, einer Berufsorientierungsmesse, keine fünf Minuten von der deutschen Grenze entfernt.
Im Laufe des Jahres vertieften sich die Kontakte in die deutsch-niederländische Zusammenarbeit weiter und es wurden gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft zwei grenzüberschreitende Unternehmerfrühstücke organisiert. Die Events in Bocholt in und Gronau nutzen insgesamt rund 150 Unternehmen aus der deutsch-niederländischen Grenzregion. Zwar standen Austausch und Netzwerken im Vordergrund, es gab aber auch konkrete Vereinbarungen zur grenzüberschreitenden Kooperation zwischen Unternehmen.
In der Herbstsitzung des Regionalausschusses für den Kreis Borken berichtete der Vorsitzende der Euregio, Christoph Almering, über die neuen Möglichkeiten des gerade gestarteten Förderprogramms Interreg VI. Vorgestellt wurden auch die grenzüberschreitenden Ausbauaktivitäten des Netzbetreibers Thyssengas, durch die ein leitungsgebundener Wasserstoff-Transfer aus den Niederlanden in den IHK-Bezirk ermöglicht werden soll.
Die IHK arbeitet zudem in verschiedenen Gremien und Arbeitskreisen mit, beispielsweise im EUREGIO-Ausschuss für Wirtschaft und Arbeitsmarkt und im Beirat des deutsch-niederländischen Interreg VI Projektes „Euregionaler Kenniswerkplaats EKW“.
Als Mitglied im Verein Netzwerk Westmünsterland e.V. mit Sitz in Ahaus unterstützt die IHK aktiv dabei die Lern- und Kooperationskultur im Westmünsterland zu fördern. Das „Netzwerk Westmünsterland“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, als „regionales Forum“ für Kommunikation, Informationsaustausch und Zusammenarbeit im Kreis Borken zu wirken. Gemeinsam mit den anderen Mitgliedern bemüht sich die IHK die Leistungsfähigkeit des Westmünsterlandes vor allem im Bereich der Bildung und des „Lebenslangen Lernens“ noch weiter zu stärken.
2. Arbeitgeberforum Kreis Coesfeld
Das 2. Arbeitgeberforum im Kreis Coesfeld bot den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern sowie Personalverantwortlichen der Unternehmen aus der Region ein breites Informationsangebot zu vielen Themen rund um den Arbeits- und Bildungsmarkt. Mehr als 60 Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen haben an der zweiten Auflage des von der IHK unterstützen Arbeitgeber-Forums in der Steverhalle in Senden teilgenommen. Wesentlicher Schwerpunkt der Veranstaltung war das Themenfeld „Digitalisierung“. Den Impulsvortrag hielt Christoph Krause vom Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk zum Thema: „Gestalte deinen perfekten digitalen Prozess“.
Im zweiten Teil der Veranstaltung standen dann in vier Einzelforen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner über fachliche und institutionelle Grenzen hinweg zu ausgewählten Themen zur Verfügung und ermöglichten individuelle Beratung sowie gemeinsame Diskussion. Die IHK besetze dabei fachlich zwei der vier Foren zu den Themen „Impulse zur Nachwuchsakquise und Fachkräftesicherung (INA)“ und „Azubigewinnung und Fachkräftesicherung“.
Infoabend Haushalt der Stadt Bocholt
Gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung Bocholt organisierte die IHK einen Infoabend zum Haushalt der Stadt Bocholt. Rund 40 Unternehmerinnen und Unternehmer folgten der Haushaltsvorstellung durch Stadtkämmerin Jennifer Schlaghecken und diskutierten anschließend mit ihr und Bürgermeister Thomas Kerkhoff über aktuelle und zukünftige Herausforderungen. Themen waren in 2022 insbesondere die Situation der Hotels und Gaststätten nach zwei Jahren Corona, die Unterstützung von ukrainischen Flüchtlingen durch Bocholter Unternehmen sowie die Bedeutung von ausreichend Wohnbauflächen für die Gewinnung von Fach- und Führungskräften.