IHK-Jahresbericht 2022
Branchenbericht Industrie
Energie und Umwelt
Mit Beginn des Ukraine-Konflikts rückte die Versorgungssicherheit für Energie in den Vordergrund. Schnell entfachte sich eine Diskussion über mögliche Gasmangelsituationen und die Konsequenzen darauf. Nach dem erst die Frühwarn- und dann die Alarmstufe nach dem Notfallplan Gas ausgerufen wurden, rückten Energieeinsparungen in den Vordergrund. Die regionale Wirtschaft sparte im Jahresverlauf mit Effizienzmaßnahmen, Brennstoffwechsel (Fuel Switch) und sonstigen Maßnahmen erhebliche Gasmengen ein. Dabei machte vor allem der energieintensiven Industrie die volatile Preisentwicklung zu schaffen. Die IHK Nord Westfalen setzte sich für Entlastungsmaßnahmen der Wirtschaft ein, weil viele energieintensive Unternehmen die hohen Energiekosten nicht tragen können. Eine wichtige Aufgabe der IHK war dabei, die Unternehmen über die laufende Entwicklung zu informieren und Politik und Verwaltung über kritische Entwicklungen in der Region zu unterrichten.
- Begleitung der Initiative Klimahafen Gelsenkirchen
Die Initiative „Klimahafen Gelsenkirchen“ vereint 17 Unternehmen verschiedenster Branchen, die sich – unterstützt durch IHK Nord Westfalen, Stadt und Wissenschaftspark Gelsenkirchen – mit dem Ziel zusammengeschlossen haben, den Stadthafen Gelsenkirchen zu einem klimaneutralen Industrie- und Logistikstandort zu machen (www.klimahafen-gelsenkirchen.de).
- UnterstĂĽtzung der Studie der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Die Studie erhebt die Ist-Situation der Prozesswärme-Erzeugung in einzelnen Unternehmen und entwickelt daraus Transformationspfade, die jeweils eine maximale Umstellung auf strombasierte Technologien, wasserstoffbasierte Technologien und einen individuellen Mix aus beiden vorsehen. Dabei werden technische und ökonomische Eignung der Alternativen und der entsprechenden Umrüstungen berücksichtigt und mit Blick auf zukünftige Energiepreisentwicklungen und Versorgungsoptionen bewertet.
- Begleitung der Initiative „Transform to Zero im Prosperkolleg“
Unter „TTZ – Transform to Zero“ bündeln Unternehmen aus der Emscher-Lippe Region und Umgebung ihre Kräfte, um sich gegenseitig bei der zirkulären Transformation zu unterstützen und die Region bei der Entwicklung in eine ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltige Zukunft voranzubringen.
Das neue Bündnis aus TTZ und Prosperkolleg ist mit der Effizienz-Agentur NRW, dem Verein Prosperkolleg e.V., der Industrie- und Handelskammer Nordrhein-Westfalen, der Handwerkskammer Münster und dem Wissenschaftspark fachlich breit aufgestellt. Die Wirtschaftsförderungen der Städte Gelsenkirchen, Bottrop, des Kreises Recklinghausen sowie die WiN Emscher-Lippe GmbH unterstützen dabei das gemeinsame Bündnis als Beitrag zur Wirtschafts- und Strukturpolitik.
- UnterstĂĽtzung des Circular Economy Hotspot in Bottrop
Seit 2016 findet der Circular Economy Hotspot als internationale Veranstaltung zur Zirkulären Wertschöpfung mit Experten und Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und öffentlichen Initiativen statt. Nach Stopps in den Niederlanden, in Luxemburg, Schottland, Belgien und Spanien war vom 12. bis 14. September 2022 die ehemalige Bergbaustadt und heutige InnovationCity Bottrop Gastgeberin dieses Gipfeltreffens. Mit Unterstützung des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes NRW und unter der Schirmherrschaft von Mona Neubaur organisierte die Stadt Bottrop den Hotspot für das Land NRW. Die IHK Nord Westfalen unterstützte die Veranstaltung mit einem eigenen Stand sowie Öffentlichkeitswirksamer Maßnahmen.
- UnterstĂĽtzung Just Transition Fund
Mit dem Just Transition Fund fördert die Europäische Union den Übergang zu einer klimaneutralen und nachhaltigen Wirtschaft. Rund 100 Millionen Euro aus dem Fonds hat die EU den Städten Bottrop, Dorsten, Gladbeck und Marl in Aussicht gestellt. Den Antrag der Stadt Bottrop mit dem Fokus zirkulärer Wertschöpfung unterstützt die IHK als Partner.
Batterieforschung
Moderne Batteriezellen dienen als eine Schlüsseltechnologie der Energie- und Mobilitätswende und sind in vielen Anwendungen nicht mehr wegzudenken. Die Bedarfe liegen nicht nur in der Automobilindustrie und weiteren Anwendungen der E-Mobilität, sondern finden sich ebenso in Form stationärer Speicher für die Gebäudetechnik oder in Akkus für Power Tools oder Smart Devices wieder. Damit Deutschland in dem Feld der Batterieforschung im internationalen Vergleich weiter mithalten kann, sind starke Partnerschaften vor Ort ebenso wichtig wie bundesweite Kooperationen und die internationale Vernetzung. In diesem Zusammenhang hat sich die IHK im Jahr 2022 weiterhin sehr dafür eingesetzt, die Fraunhofer-Einrichtung Forschungsfertigung Batteriezelle mit Unternehmen zusammenzubringen und ihnen bei Veranstaltungen sowie in regionalen, nationalen und internationalen Netzwerken eine Plattform zu bieten. Das Angebot der FFB richtet sich sowohl an Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau und der Zellfertigung als auch an Integratoren von Li-Ionen-Batteriezellen, die ihre Produkte auf Grundlage neuester Zelltechnologien weiterentwickeln möchten.
Kreislaufwirtschaft/Circular Economy
Seit der Verabschiedung des Green Deals auf EU-Ebene und der Veröffentlich des Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft hat zirkuläres Wirtschaften (engl. Circular Economy) auch auf Bundes- und Landesebene an Bedeutung gewonnen. Sowohl im Koalitionsvertrag der Bundesregierung als auch auf Landesebene in NRW wird einer ganzheitlichen Kreislaufführung eine hohe Priorität eingeräumt. Auch in Nord-Westfalen ist ein Netzwerk aus Wirtschaft, Hochschulen und Netzwerkpartnern aktiv, um Tätigkeiten im Bereich der Circular Economy in der Region zu stärken und zu unterstützen. Die IHK unterstützt die zahlreichen Aktivitäten in der Region. Einen Höhepunkt bildete im September 2022 der „Circular Economy Hotspot“ in Bottrop. Mit einem dreitägigen Programm rund um das Thema Kreislaufwirtschaft präsentierte sich die Emscher-Lippe-Region einem internationalen Publikum als Pionier/treibender Akteur der zirkulären Wertschöpfung. Am Messestand der IHK konnten KMUs ihre zirkulären Produkte ausstellen/präsentieren. Die IHK bringt sich ebenfalls aktiv in die 2022 ins Leben gerufene Unternehmensinitiative „TTZ - Transform to Zero im Prosperkolleg“ ein. Unter TTZ bündeln Unternehmen gemeinsam mit den Akteuren des Prosperkollegs ihre Kräfte auf dem gemeinsamen Weg zu „Triple Zero“ („Zero Waste“, „Zero Pollution“ und „Zero Carbon“) und schafft als Türöffner Möglichkeiten, Unternehmen bei der zirkulären Transformation zu unterstützen und die Region bei der Entwicklung in eine ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltige Zukunft voranzubringen. Für die nord-westfälische Wirtschaft nehmen - unter anderem wegen zunehmender Herausforderungen in der Material- und Rohstoffversorgung, gestörter Lieferketten und weitgreifender Klimaschutzvorgaben - Elemente der Circular Economy (Einsatz von erneuerbaren oder wiederverwerteten Rohstoffen – nachhaltiges Produktdesign – Ressourceneffizienz in der Produktion – zirkuläre Geschäftsmodelle – Sammlung und Recycling – Einspeisen von Sekundärrohstoffen in den Wirtschaftskreislauf) einen hohen Stellenwert ein. Erkennbar ist diese Entwicklung auch daran, dass sich in den Unternehmen der Region zunehmend zirkuläre Produktionsverfahren und Geschäftsmodelle entwickelt haben. Die IHK informiert über neue Trends, Innovationen, zirkuläre Nutzungsmodelle sowie regulatorischen Vorgaben über Webinare und Informationsveranstaltungen (mit anderen Partnern in der Region: Münsterland e.V., HWK, Wifös).
Initiative „In|du|strie – Gemeinsam. Zukunft. Leben.“
Themen wie Digitalisierung, Robotik und KI erlangen in den Unternehmen zunehmend größere Bedeutung. Um bei aktuellen Auszubildenden Interesse und Begeisterung für digitale und innovative Produktionsthemen zu wecken, hat die Initiative In|du|strie die „Azubi Innovationen Weeks“ ins Leben gerufen. Das neue Trainingsformat, mit dem die Fachkräfte von morgen in modernen Produktionsprozessen geschult werden, wurde gemeinsam mit dem Digital Hub münsterLand durchgeführt. Auf dem Workshop-Plan der Auszubildenden standen unter anderem 3-D-Druck, Programmierung, Lasercutting und professionelle Projektpräsentation. Ein überzeugendes Format, das die Initiative In|du|strie im Jahr 2023 fortsetzen wird.
Erfolgreich weitergeführt wurde auch das gemeinsam mit den Hochschulen in unserer Region durchgeführte Format „Meet the Boss“. Bereits 17 „Meet the Boss“-Veranstaltungen haben in den vergangenen zwei Jahren stattgefunden. Immer mehr Erfolgsgeschichten von perfekten „Matches“ zwischen „Bossen“ und Studierenden zeigen, der persönliche Austausch auf Augenhöhe ist für alle Teilnehmenden eine Bereicherung.
Nach zwei Jahren Corona-bedingter Einschränkungen, konnte die Initiative In|du|strie in diesem Jahr wieder in gewohnter Weise ihr soziales Engagement für das Gemeinwohl im Münsterland und der Emscher-Lippe-Region zeigen. In neun Industrieverbünden haben über 320 Auszubildende aus ganz Nord-Westfalen gezeigt, welchen positiven Beitrag die Industrie leisten kann. Projekte wie die Renaturierung von Regenrückhaltebecken, der Bau grüner Klassenzimmer für Schulen und Feuerstellen für Kindergärten, Betriebsrundgänge mit Seniorinnen und Senioren oder Renovierungsarbeiten an einer Obdachlosensiedlung zeigen die Vielfältigkeit der Tätigkeiten. Und sie zeigen, dass die Industrie als Teil der Gesellschaft soziale und regionale Verantwortung übernimmt.
Mit der Videoreihe „Spotlight Industrie“ hat die Initiative In|du|strie ihren Scheinwerfer auf Innovationen aus Nord-Westfalen gerichtet. Dabei wurden in acht Videos innovative Ideen, nachhaltige Geschäftsmodelle und modernste Produktionsprozesse aus den Bereichen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Fachkräftegewinnung von Hidden Champions und Weltmarktführern aus unserer Region vorgestellt. Der Unterstützung junger Gründerinnen und Gründer hat sich die Initiative ebenfalls mit der Stiftung des Preisgeldes für das beste Smart-Industry-Start-up 2022 auf dem Digital Summit Euregio gewidmet.
Ausgehend von der von der Initiative erstellten Statistik zur Industriebeschäftigung in den Kommunen in Nord-Westfalen konnten zahlreiche Gespräche mit Bürgermeistern, Wirtschaftsförderern und Unternehmen initiiert werden. Gemeinsame Projekte und Anstrengungen, um den Stellenwert der Industrie in unserer Region zu verdeutlichen werden in 2023 auf den Weg gebracht.
Einen Überblick über die vielfältigen Aktivitäten erhalten Sie auf unserem Industrie-Portal, auf unserem LinkedIn-Kanal sowie innerhalb der Youtube-Playlist.
- Meet the Boss
Studierende der Westfälischen Hochschule (WH) und Hochschule-Ruhr-West gewinnen durch Kontakte zu Unternehmern Einblicke in innovative Industrieunternehmen und industrienahe Betriebe aus der Emscher-Lippe-Region. Der regelmäßig online stattfinde Austausch hat das Ziel, die Industrie als attraktives Arbeitsfeld stärker in den Blick junger Menschen zu rücken und neue Fachkräfte für die Unternehmen der Region zu gewinnen.
- Social Days der Industrie
Die IHK unterstützt mit der Organisation der Social Days das gesellschaftliche Engagement von Mitgliedsunternehmen. Unter Einbindung der jeweiligen Auszubildenden werden Industriebetrieb sichtbarer gemacht, Sozialeinrichtungen gefördert und das Image der Industrie verbessert. Im Jahr 2022 wurden Social Days in Gelsenkirchen, Marl, Castrop-Rauxel und Bottrop durchgeführt. Eine Video- und Medienbegleitung hat stattgefunden.
- Ausbau von Industrieverbünden / Rathausgespräche
Im Rahmen der Industrie-Initiative sollen die bestehenden Industrieverbünde in der Emscher-Lippe Region ausgebaut werden. Die Aktivitäten der Industrieverbünde sollen in Anlehnung an die Industriestrategie im Rahmen von Regelterminen intensiviert werden. Im Rahmen dieser Tätigkeit wurden auch Rathausgespräche in Marl, Recklinghausen und Dorsten durchgeführt.
Jugend forscht
Der IHK-Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ wurde in 2022 online durchgeführt. Es haben sich 158 junge Forscherinnen und Forscher mit 82 Projekten beteiligt. Die IHK Nord Westfalen hat den Wettbewerb zum 36. Mal ausgerichtet.
Jugend forscht - IHK Nord Westfalen
Jugend forscht - IHK Nord Westfalen