Jahresbericht 2020

Verkehr und Infrastruktur

Trotz der Coronapandemie hat sich die Infrastruktur im IHK-Bezirk im Jahr 2020 positiv weiterentwickelt. Der Flugverkehr am FMO wurde nach dem Lockdown im Frühjahr zügig und in kleinen Schritten wieder aufgenommen und einige für die Wirtschaft bedeutende Verkehrsprojekte sind ein Stück weiter vorangekommen. Für den Fortschritt anderer Projekte hat sich die IHK eingesetzt.

Prüfungen im Verkehrsbereich

Trotz der Corona-Pandemie blieben die Prüfungsanmeldungen im Verkehrsbereich mit ca. 3.000 Anmeldungen auf einem stabilen Niveau. Um die Corona-Schutzmaßnahmen einzuhalten und eine größtmögliche Sicherheit für Prüfer und Prüflinge zu gewährleisten, wurden die Prüfungsgruppen deutlich verkleinert. Dadurch verdoppelte sich die Anzahl der Prüfungstermine in der IHK. Auch die extern durchgeführten Prüfungstermine für Gefahrgutfahrer wurden aufrechterhalten.

Branchenbetreuung im Verkehrsgewerbe

Durch die fortlaufenden Änderungen der Corona-Verordnungen bestand ein erhöhter Beratungsbedarf bei den Unternehmen. Über den DIHK und IHK NRW hat sich die IHK für unkomplizierte Verlängerungen von Fahrerbescheinigungen (Schlüsselzahl 95) und Bescheinigungen für Gefahrgutfahrer sowie Gefahrgutbeauftragte eingesetzt, um die Warenverkehre aufrecht erhalten zu können. Die erforderlichen Weiterbildungsbescheinigungen müssen demnach erst zu einem späteren Zeitpunkt vorgelegt werden. Zudem hat sich die IHK für Ausnahmen von Sonn- und Feiertagsfahrverboten eingesetzt, um die Versorgung der Bevölkerung mit wichtigen Gütern sicherzustellen.

Schienenmagistrale Nord-West

Unter der Federführung der IHK Nord Westfalen haben die IHK Nord, die IHK NRW, die Handelskammern Hamburg und Bremen sowie die IHKs in Lübeck, Osnabrück, Münster und Dortmund gemeinsam ein Gutachten zur Optimierung / Beschleunigung der Nord-West-Achse in Auftrag gegeben. Ziel ist, insbesondere den Schienenpersonennahverkehr zwischen Nordrhein-Westfalen und Hamburg / Schleswig-Holstein als Alternative zum Pkw und Flugzeug zu stärken und zu beschleunigen.

IHKs machen sich für Brückenhebungen im Kanalnetz stark

Auf Initiative der IHK Nord Westfalen haben sich die sieben Industrie- und Handelskammern aus Bielefeld, Dortmund, Duisburg, Emden, Essen, Münster und Osnabrück für eine Ertüchtigung des westdeutschen Kanalnetzes und damit für eine wirtschaftliche Containerschifffahrt stark gemacht. In einem gemeinsamen Brief an den nordrhein-westfälischen und den niedersächsischen Verkehrsminister wiesen die IHKs darauf hin, dass das System Wasserstraße in NRW (abseits des Rheins) und im westlichen Niedersachsen unter anderem aufgrund zu geringer Brückenhöhen zunehmend unter seinen Möglichkeiten bleibe und es bisher kein Programm zur Hebung der Brücken gebe. Sie warben um Unterstützung der Landesverkehrsminister, gemeinsam in dieser Sache aktiv zu werden. Aus Sicht der Wirtschaft sollte das westdeutsche Kanalnetz und damit die Kanalhäfen perspektivisch für den wirtschaftlichen Containerverkehr ertüchtigt und sämtliche Brücken auf eine für den zweilagigen Containerverkehr erforderliche Mindesthöhe angehoben werden. Beide Minister stellten inzwischen die Bedeutung der Brückenhebungen heraus und sagten ihre Unterstützung zu.

Logistik Digital 2020 – Zwischen Vision und Praxis

Von vernetzten Lagern bis hin zur autonomen Zustellung mittels Transportdrohnen – die   Logistikwelt steht im Zuge der Digitalisierung vor einem großen Umbruch. Am 19. Februar 2020 luden die IHKs des Ruhrgebiets daher zum Kongress „Logistik digital“, in dessen Rahmen es Impulse und konkrete Praxisbeispiele von namenhaften Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik gab. In Impulsvorträgen und zwei interaktiven Sessions diskutierten namenhafte Größen der Logistikbranche mit den Teilnehmern über neue Technologien und Geschäftsmodelle, Logistik-Start-ups und die geänderten Anforderungen an Mitarbeiter und IT-Sicherheit.

Regionales Mobilitätsentwicklungskonzept Ruhr

In den vergangenen Jahren hat der Regionalverband Ruhr (RVR) unter Beteiligung zahlreicher Kommunen, Institutionen und Organisationen – darunter auch den sechs Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet – ein Regionales Mobilitätsentwicklungskonzept für die Metropole Ruhr erarbeitet. Die IHKs haben die Erarbeitung stets konstruktiv kritisch begleitet. Im vergangenen Jahr hat der RVR den finalen Entwurf vorgelegt. Die sechs Ruhr-IHKs haben zum finalen Entwurf des Regionalen Mobilitätsentwicklungskonzepts Ruhr des RVR eine gemeinsame Stellungnahme verfasst und dem RVR ihre Unterstützung bei der Umsetzung von Modellprojekten im Wirtschaftsverkehr zugesagt.

Neuauflage der IHK-Pendlerstudie

In regelmäßigen Abständen untersucht die IHK Nord Westfalen die Entwicklung der Pendlerzahlen und der Pendlerströme im Kammerbezirk. Die Neuauflage der IHK-Pendlerstudie im Jahr 2020 skizziert die Entwicklung bis zum Jahr 2019. Darüber hinaus beinhaltet sie einen Exkurs zu den Auswirkungen der seit Frühjahr 2020 andauernden Corona-Pandemie.

Flughafen Münster/Osnabrück / Flughäfen in NRW

Nach der Corona-bedingten Einstellung des regulären Flugbetriebs hat Lufthansa am 2. Juni 2020 die Verbindung nach München wieder aufgenommen. Der FMO war der erste Flughafen in Westfalen, an dem Lufthansa wieder Flüge nach München angeboten hat. Ab Anfang Juli weitete die Lufthansa die Verbindung kontinuierlich aus. Mit Beginn des Winterflugplans führte die Lufthansa einen vierten täglichen Flug nach München ein, nachdem im Juli täglich zwei Verbindungen angeboten wurden. Mit der schnellen Ausweitung des Flugangebots hat die Lufthansa insbesondere dem Wunsch der regionalen Wirtschaft Rechnung getragen. Im Vergleich zum Flugplan vor Beginn der Corona-Pandemie wurden wieder vier der ursprünglich fünf täglichen Verbindungen reaktiviert.
Über IHK NRW hat sich die IHK an den NRW-Finanz-, Wirtschafts-, und Verkehrsminister gewandt, um eine finanzielle Beteiligung des Landes an der Übernahme der Vorhaltekosten der Verkehrsflughäfen während der Corona-Pandemie zu erreichen. Die finanzielle Beteiligung der Länder war eine Voraussetzung des Bundes, in gleicher Höhe finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Über den DIHK erfolgte die Ansprache der Bundesebene.

Entwicklungen bei den prioritären Infrastrukturprojekten im IHK-Bezirk

A 43: Erstes Teilstück 6-streifig ausgebaut

Im Sommer 2020 wurde der sechsstreifige Ausbau der A 43 zwischen der Anschlussstelle Recklinghausen/Herten und dem Kreuz Recklinghausen (A 2) fertiggestellt. Im Zuge der Bauarbeiten hat Straßen.NRW den lärmmindernden offenporigen Asphalt (OPA) auf die Fahrbahn aufgetragen. Es ist das erste Autobahnteilstück, das im Rahmen des Projekts "Neue A43" fertiggestellt worden ist. Die Arbeiten haben sich mittlerweile in das südliche Recklinghausen verschoben, wo noch bis Anfang 2023 gebaut werden soll. Gleichzeitig laufen parallel schon Arbeiten im Ausbauabschnitt Herne, wo unter anderem ein neuer Tunnel im Kreuz Herne gebaut wird.

A 1: 6-streifiger Ausbau zwischen Münster und Osnabrück

Der letzte von vier Planfeststellungsbeschlüssen für den sechsstreifigen Ausbau der Autobahn 1 zwischen der Anschlussstelle Münster-Nord bis zum Autobahnkreuz Lotte/Osnabrück ist rechtskräftig. Nunmehr besteht die rechtliche Grundlage für die Verwirklichung des gesamten Abschnitts der A 1 von Münster-Nienberge bis Lotte/Osnabrück. Die DEGES bereitet seitdem das Vergabeverfahren für den Bau im ÖPP-Verfahren vor.
Straßen.NRW hat auf der A 1 die drei Talbrücken zwischen der Anschlussstelle Lengerich und dem Autobahnkreuz Lotte/Osnabrück erneuert. Die Talbrücken Exterheide, Smanforde und Habichtswald wurden durch Neubauten ersetzt. Ab Mitte November sind auch die Abschnitte zwischen den drei Brücken fertig gestellt worden, sodass in dem diesem Abschnitt drei Fahrstreifen pro Fahrtrichtung für den Verkehr zur Verfügung stehen.

Baubeginn für Schleusenneubau bei Rheine

Mit einem doppelten Spatenstich haben Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, der Staatssekretär im NRW-Verkehrsministerium, Dr. Hendrik Schulte sowie Prof. Dr.-Ing. Hans-Heinrich Witte, Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt Ende Oktober 2020 gemeinsam den Startschuss zum Baubeginn für die Schleusenstandorte Rodde und Venhaus am Dortmund-Ems-Kanal (DEK) gegeben. Damit zukünftig auch Großmotorgüterschiffe die Nordstrecke des DEK befahren können, sieht das Projekt vor, die alten Schleusen in Bevergern, Rodde, Venhaus, Hesselte und Gleesen entlang der Nordstrecke des DEK durch neue zu ersetzen. Die Fertigstellung aller Schleusenneubauten und Nebenarbeiten ist für 2033 geplant.