Jahresbericht

Unternehmensförderung

Rund 28.000 Anrufer bei der Corona-Finanzierungs-Hotline

Die Corona-Pandemie traf im März 2020 die Wirtschaft im IHK-Bezirk Nord Westfalen mit voller Wucht. Ohne Vorwarnung und innerhalb kürzester Zeit brachen in vielen Wirtschaftsbereichen die Umsätze massiv ein und gingen teilweise bis auf null zurück. Die finanziellen Auswirkungen auf die betroffenen Betriebe waren enorm – und damit auch die Unsicherheit, ob und wie es weitergehen wird.
Gleich zu Beginn der Corona-Einschränkungen hat die IHK Nord Westfalen daher ihr Beratungsangebot zu öffentlichen Finanzierungsprodukten stark ausgeweitet. Bereits am 16. März wurde eine Finanzierungshotline eingerichtet, an die sich Ratsuchende wenden konnten.
Unter der Rufnummer 0251 707-111 informierten Finanzierungsexperten der IHK über öffentliche Förderprogramme, berieten bei der Antragstellung, gaben Tipps für das weitere Vorgehen sowie die Vorbereitung auf die Bankgespräche. Viele der Anrufenden waren anfangs sehr verunsichert und die meisten der von den Corona-Auswirkungen akut betroffenen Unternehmen hatten vorher noch keinerlei Berührungspunkte zu öffentlichen Finanzierungshilfen.
Allein in den ersten zehn Tagen meldeten sich über 2.400 Betriebe, bis zum Ende des Jahres waren es rund 28.000 Telefonate, die von den Experten des Teams Unternehmensförderung geführt wurden. Die Hotline war in den ersten Wochen auch samstags und sonntags erreichbar. Sämtliche Informationen zu öffentlichen Förderprogrammen, zu Ansprechpersonen und zu neuen Finanzierungshilfen bzw. Änderungen in bestehenden Programmen wurden tagesaktuell auf einer eigens hierfür eingerichteten Internetseite eingestellt. Für Kleinbetriebe, denen am Tag ihres Anrufs noch nicht mit einem konkreten Förderprogramm geholfen werden konnte, wurde ein Newsletter aufgelegt, mit dem rund um die geplanten Soforthilfen, aber auch zu später auftretenden Änderungen in den Fördervoraussetzungen und zu neuen Förderprogrammen informiert wurde.
Zeitgleich setzte sich die IHK auf Landes- und auf Bundesebene für die Betriebe im IHK-Bezirk Nord Westfalen ein. Im Mittelpunkt standen zu Anfang direkte Stabilisierungshilfen und ein verbesserter Förderkreditzugang für von der Corona-Pandemie betroffene Unternehmen. Später ging es auch um neue Förderprogramme mit längeren Laufzeiten und einer höheren Risikoübernahme durch die Förderinstitute.
In Gesprächen mit der Bezirksregierung Münster wurden bereits vor dem Start der ersten Hilfen ein enger Austausch sowie direkte Ansprechpersonen für konkrete Fragen der Umsetzung benannt. So konnte gewährleistet werden, dass trotz der schnellen Umsetzung bei noch unklaren Parametern die bestmögliche Beratung der Betriebe möglich war. Auch mit dem NRW-Wirtschaftsministerium wurde ein „heißer Draht“ geschaltet und viele offene Fragestellungen zu neuen Förderprogrammen konnten im Vorhinein beantwortet werden. Die direkten Kontakte konnten im laufenden Antragsverfahren dazu genutzt werden, Spezialfälle möglichst rechtssicher zu lösen. Nach Anlaufen der Hilfen konnten durch Mitwirken der IHK-Organisation auf Bundes- und Landesebene Schwierigkeiten ausgeräumt und Lücken geschlossen werden.

NRW-Soforthilfe für 52.000 Unternehmen

Mehr als 52.000 Solo-Selbstständige und Unternehmer*innen im Münsterland und der Emscher-Lippe-Region haben von der finanziellen Unterstützung durch Bund und Land profitiert, insgesamt wurden Anträge in Höhe von rund 554 Millionen Euro von der Bezirksregierung Münster bewilligt und ausgezahlt. Knapp 83 Prozent der Anträge wurden von Unternehmer*innen und Selbständigen mit einer Größe von bis zu fünf Beschäftigten gestellt. Rund zehn Prozent der Anträge fielen auf Firmen zwischen fünf und zehn Beschäftigte und sieben Prozent zwischen zehn und 50 Beschäftigte. Bei den Branchen liegt der mit Abstand größte Anteil auf dem Bereich der Dienstleistungen (gut 51 Prozent). Danach kommen die Bereiche Einzelhandel (zwölf Prozent), Handwerk (elf Prozent), Gastgewerbe (zehn Prozent) und Baugewerbe (fünf Prozent) als Branchen mit den meisten Anträgen.
Auch für die IHK war die Abwicklung der Corona-Soforthilfen eine Herausforderung. Die IHKs wurden vom Land als erster Ansprechpartner zur Beratung vor der Antragstellung benannt und setzten sich für eine schnelle Finalisierung und ein unbürokratisches Antragsverfahren ein, damit die Hilfe so schnell wie möglich bei den Betroffenen ankommt.
Wie wichtig die Beratung war, zeigte die starke Nutzung der IHK-Finanzierungshotline: Über 16.000 Unternehmen ließen sich allein bis zum Ablauf der Antragsfrist am Telefon zu Fragen rund um die Antragstellung und weitere Finanzierungshilfen beraten. Fast 40 IHK-Mitarbeiter*innen halfen dabei, auch samstags und sonntags. Dank der engen Zusammenarbeit zwischen der Bezirksregierung sowie der Handwerkskammer und der IHK konnte die finanzielle Unterstützung zügig dort ankommen, wo sie benötigt wurde: bei den von der Corona-Pandemie betroffenen Solo-Selbstständigen und Kleinunternehmen.
Gut lief auch die Zusammenarbeit mit dem Land NRW, dank der noch im laufenden Verfahren Verbesserungen erreicht wurden. So konnten Antragsteller*innen, die in den Monaten März und April keine Grundsicherung beantragt hatten, nun doch 2.000 Euro der Soforthilfe für Lebenshaltungskosten aufwenden. Auch Gründer*innen, die nach dem 31. Dezember 2019 gestartet sind, konnten nachträglich von der NRW-Soforthilfe profitieren, wenn sie durch die Corona-Krise unverschuldet in eine Notlage geraten waren. Die IHK war häufig noch nach dem Auslaufen der Antragsfrist die erste Adresse, insbesondere für die Betriebe, die aufgrund der vorübergehenden Aussetzung der Soforthilfen und der anschließenden genaueren Prüfungen teils Wochen auf ihr Geld warten mussten. In Zusammenarbeit mit der Bezirksregierung konnte vielen Unternehmen geholfen und Probleme ausgeräumt werden.

Unternehmensförderung goes digital

Das Team Unternehmensförderung setzte zu Beginn der Pandemie alles daran, dass bestehende Unterstützungsangebote aufrechterhalten und ausgebaut werden konnten. Trotz Kontakteinschränkungen stellte die IHK ihren Mitgliedsunternehmen den gewohnten Service weiter zur Verfügung. Schon kurz nach Beginn des ersten Lockdowns fanden im Gründungs- und Finanzierungsbereich die ersten Webinare statt. Ob „Soforthilfen von Bund und Land“, „Liquiditätssicherung in der Corona-Krise“ oder „B2B-Vertrieb“ – gemeinsam mit der NRW.BANK, dem Kompetenznetzwerk Zukunftssicherung und weiteren externen Partnern wurden innerhalb kürzester Zeit Präsenzveranstaltungen in neue Onlineangebote umgewandelt, an denen jeweils bis zu 100 Personen teilnahmen. Ergänzend standen die Finanzierungsexperten der IHK in Livestreams Rede und Antwort, beispielsweise bei einem neuen Angebot des Kreises Recklinghausen. Die Webinare und weitere Erklärvideos wurden gebündelt in einer Corona-Mediathek zur Verfügung gestellt, sodass sich auch diejenigen, die an den Terminen keine Zeit hatten, informieren konnten. Auch die etablierten monatlich stattfindenden IHK-Sprechtage wurden allesamt online durchgeführt. Den Anfang machte im April der Finanzierungssprechtag mit Bürgschaftsbank NRW und NRW.BANK, der restlos ausgebucht war. Kurz danach wurde das Onlineangebot dann erfolgreich auf den Nachfolgesprechtag ausgeweitet. Insgesamt werden die neuen Onlineangebote von den Unternehmen sehr gut angenommen. Das Einsteigerseminar für Gründende wurde in enger Zusammenarbeit im Netzwerk „Münster gründet“ auf eine Onlineversion umgestellt. Im Mai stand IHK-Referent Christian Seega potenziellen Gründerinnen und Gründern erstmals online Rede und Antwort und informierte sie über wichtige Punkte rund um die Selbstständigkeit.

Großer Andrang beim Online-Finanzierungstag

Über 300 Unternehmer*innen informierten sich über aktuelle Förderprogramme
Kleinere und mittlere Unternehmen so konkret als möglich über Förder- und Finanzierungshilfen zu informieren: Das hat sich die IHK Nord Westfalen zusammen mit ihren langjährigen Partnern NRW.BANK und Bürgschaftsbank NRW GmbH für den jährlich stattfindenden Finanzierungstag Nord-Westfalen vorgenommen. Dieses Jahr fand die Veranstaltung am 26. November erstmals komplett digital statt und stand ganz im Zeichen der Corona-Auswirkungen auf die Wirtschaft.
Das Programm umfasste unterschiedliche und wesentliche Förder- und Finanzierungsthemen, die Finanzierungsexperten der IHK Nord Westfalen sowie der NRW.BANK und der Bürgschaftsbank NRW GmbH vorstellten. Neben Wissenswertem rund um Förderprogramme, Bürgschaften und Beteiligungen spielten die corona-bedingten Unterstützungen von Land und Bund eine wichtige Rolle, so wurde unter anderem auf die aktuell schon beantragbare Überbrückungshilfe II und auf die geplante Novemberhilfe eingegangen. Auch die notwendige gute Vorbereitung auf Kreditgespräche wurde thematisiert.

Projekt Gründerland@Nord-Westfalen

Immer weniger Frauen und Männer sind bereit, ein Unternehmen zu gründen oder die Nachfolge in einem Betrieb anzutreten, die Gründerquote hat sich in den letzten 15 Jahren mehr als halbiert. Dabei sind Unternehmensgründungen der Motor für eine dynamische Wirtschaft, sie sorgen mit für neue Ideen und die notwendige Belebung. „Mehr Mut zum Unternehmertum“ forderte daher die Vollversammlung in ihrem im Sommer 2019 beschlossenen Positionspapier und unterstrich diesen Anspruch mit einem im November 2019 verabschiedeten Maßnahmenkatalog, bestehend aus knapp 30 ganz konkreten Forderungen gegenüber Politik und Verwaltung. Die IHK will in den nächsten Jahren wieder mehr Menschen davon überzeugen, dass die Selbstständigkeit ein erstrebenswertes Ziel ist und dass es sich lohnt, sein eigener Chef zu sein. Das Potenzial ist zweifellos vorhanden, denn laut einer IHK-Studie haben knapp 40 Prozent der Befragten schon einmal ernsthaft darüber nachgedacht, sich selbstständig zu machen. Aber die meisten wagen den Schritt dann doch nicht, Gründe laut der Studie sind die Angst vor dem finanziellen Risiko und dem Scheitern, der Mangel an Vorbildern im persönlichen Umfeld und fehlendes Wissen. Genau an diesen Gründen setzt die IHK mit ihren Aktivitäten an und macht Gründende und junge Unternehmen wieder zum Zielkunden der IHK.
Neben der Information und Beratung in den beiden STARTERCENTERn der IHK in Münster und Gelsenkirchen sowie neuen – pandemiebedingt meist virtuellen - Seminaren und Workshops für Gründungswillige, Gründende und junge Unternehmen runden Expertensprechtage, ein erneuerter Internetauftritt sowie eine eigene auch digital angebotene Informationsbroschüre und die runderneuerte Gründungswerkstatt das Angebot ab. Auf Veranstaltungen wie den im Kreis Borken organisierten Digital Cafés oder den zwei Mal im Jahr stattgefundenen Demodays in Zusammenarbeit mit dem Digital Hub konnten sich Start-ups, Investoren, Kunden und Partner vernetzen.
Einige erfolgreiche Kooperationsmodelle zwischen Mittelstand und Start-up sowie erfolgreiche Unternehmensgründungen präsentierte die IHK in ihrem Wirtschaftsspiegel und im Internet. Die Zusammenarbeit mit dem Digital wurde weiter ausgebaut und verschiedenste Angebote wie das Acceleratorprogramm und das ERCIS Launch Pad unterstützt. Außerdem konnte die Einrichtung eines Gründerfonds vorangetrieben werden. Die IHK war in den Jurys für das Gründerstipendium NRW aktiv und übernahm das Coaching von Stipendiaten. Sie beteiligte sich an Bewerbungen der Westfälischen Hochschule und der Hochschule Ruhr West für das Förderprogramm EXIST Potentiale, mit dem das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Hochschulen und ihre Gründungsnetzwerken dabei unterstützt, neue Impulse für gründungsfördernde Maßnahmen zu setzen. Seit den jeweiligen Förderzusagen beteiligte sich die IHK an diversen Arbeitsgruppen und Aktivitäten und brachte ihr Beratungs-Knowhow sowie die Kontakte zu Unternehmen ein.

GRÜNDERGEIST #YOUNGSTARTS MÜNSTERLAND

Mit dem Projekt Gründergeist #Youngstarts Münsterland, bei dem die IHK assoziierter Partner ist, soll die Gründungsintensität im Münsterland gestärkt und neue Nachfolgepotenziale erschlossen werden. Im Bereich Unternehmensnachfolge hat es dazu unter anderem eine größere digitale Netzwerkveranstaltung und sechs Webinare zu Spezialthemen mit über 200 Teilnehmern gegeben. Darüber hinaus erscheint seit Juni 2020 monatlich ein neuer Podcast, bei dem Nachfolger*innen über ihren Weg in die Selbstständigkeit berichten.

Relaunch der Gründungswerkstatt

Seit über 10 Jahren ist die Gründungswerkstatt Deutschland (GWD) ein digitaler Arbeitsplatz zur Vorbereitung auf die Selbstständigkeit. Bereits über 140.000 Gründungswillige nutzten das Tool, um kollaborativ Gründungsvorhaben zu planen und sich mit Expert*innen der Industrie‐ und Handelskammern (IHK), Handwerkskammern (HWK) und regionalen Wirtschaftsförderungen auszutauschen. Die IHKs in NRW sind seit dem 1. März 2010 dabei. In Nord Westfalen haben bislang rund 2.500 Gründungsinteressierte ihr Vorhaben mit der Gründungswerkstatt NRW vorbereitet.
Der erfolgreiche Dienst der Gründungswerkstatt Deutschland ging Mitte 2020 noch einen Schritt weiter: Mit der neuen Version steht das erste soziale Netzwerk exklusiv für Gründende bereit. Auch die neuen Social Media‐Funktionen und die Usability der Plattform wurden entlang den „Bedürfnissen der Nutzer“ konzipiert. Der Gründungsinteressierte steht im Mittelpunkt und Expert*innen unterstützen ihn durch Fachwissen innerhalb des geschlossenen Netzwerkes. Die Registrierung ist kostenlos. Am einzigartigen und erfolgreichen Grundprinzip der GWD hat sich nichts geändert. Mit der neuen Version ist die Nutzung aber noch einfacher geworden. Das Ziel ist es, das geschäftliche Potenzial von Gründungsideen optimal zu fördern. Das geschieht durch Vernetzung, durch kollaboratives Zusammenarbeiten und durch die Einbindung fachkundigen Rates der IHK.
Die Erarbeitung eines professionellen Businessplanes steht allerdings nach wie vor im Vordergrund der GWD:
Gründer*innen können gemeinsam am selben Businessplan oder im Projekt arbeiten. Neu sind die Vorlagen und Templates – sie sind moderner gestaltet und noch einfacher strukturiert. Die gemeinsame Bearbeitung des Businessplans – im Team, mit dem externen Berater, Investoren oder der Bank – gehört zu den einzigartigen Merkmalen der GWD und ermöglicht echtes, kollaboratives Arbeiten. Die Gründungswerkstatt als Marke der Industrie‐ und Handelskammern (IHK) ist die sichere Plattform zur Umsetzung von Geschäftsideen. Gründende können bundesweit und gemeinsam im Team an ihrer Gründungsidee arbeiten und kommunizieren. Dabei werden sie kompetent und persönlich durch einen Experten aus der eigenen Region unterstützt. Canvas, Businessplan, Finanzplan oder Dokumente teilen die Gründer*innen bei Bedarf mit ihrem Berater, ihrer Bank oder einem Investor. So haben sie stets alles Notwendige an einem Ort und schaffen Vertrauen – kostenlos, sicher und vertraulich.

Demoday als Livestream

Über 200 Personen hatten sich für den neunten Demoday angemeldet, der am 17. September erstmals als Livestream übertragen wurde. Und sie bekamen ein spannendes Programm geboten: Drei Start-ups aus dem Accelerator-Programm des Digital Hub münsterLAND präsentierten ihr Geschäftsmodell sowie den aktuellen Entwicklungsstand, anschließend mussten sie sich noch den Fragen einer Expertenjury stellen. Orderspot aus Münster entwickelt einen Marktplatz für den Sofortkauf von Laserteilen und bringt so Produzenten und Einkäufer in der Metallverarbeitenden Industrie zusammen. Das ebenfalls aus Münster stammende Start-up Liefergrün ermöglicht lokalen Einzelhändlern ein nachhaltiges Lieferkonzept und setzt dabei auf die Zusammenarbeit mit Lastenräder- oder E-Flotten. Ursprünglich aus Dortmund stammt das Start-up Bottom-up.city, welches geodatenbasierte Prognose- und Entwicklungstools für die smarte Stadt- und Quartiersentwicklung entwickelt. Der Digital Hub Accelerator ist ein Programm zur Förderung von Start-ups und zur Vernetzung mit Kooperationspartnern und Investoren in NRW. Zusammen mit der NRW.Bank und der IHK Nord Westfalen stellen die Start-ups beim abschließenden Demoday die Fortschritte während des sechsmonatigen Förderprogramms vor.

Start.up! Germany Tour und Ruhrsummit 2020

Vom 25. bis zum 28. Oktober fand die Start.up! Germany Tour NRW statt, dieses Jahr corona-bedingt komplett digital. Über 120 Start-ups aus 30 Ländern erhielten Einblicke in die Wirtschaftsstruktur Nordrhein-Westfalens, lernten Unternehmen kennen und stellten diesen ihr Geschäftsmodell vor. Bereits im Vorfeld konnten sich die Start-ups in Webinaren über den deutschen Markt informieren, unter anderem in zwei von den IHKn Nord Westfalen und Essen gemeinsam konzipierten Angeboten zu den Themen „Get a grip on German customers!“ und „How to pitch in Germany“.
Highlight der Tour war der virtuelle Besuch des Ruhrsummits, der Startups, etablierte Unternehmen und Investoren zusammenbringt. Dieses Jahr aus dem IHK-Bezirk dabei waren unter anderem Xignsys (nutzerfreundliche Umsetzung von Projekten rund um Authentifizierung, Payment und digitale Signaturen) aus Gelsenkirchen und Liefergrün (hilft Händlern nachhaltig zu liefern) aus Münster. Die IHK war mit zwei Gründungsexperten in der Expert Lounge vertreten und stand den Gründenden Rede und Antwort zum Thema Finanzierungsmöglichkeiten.

Spezielle Weiterbildung für Nachfolger*innen

WWU und HHL kooperieren auf Initiative der IHK
Der Grundstein für ein in Deutschland bislang einzigartiges Weiterbildungsangebot für Unternehmensnachfolger*innen ist am 6. Oktober in Münster gelegt worden. Die Rektoren der Handelshochschule Leipzig (HHL), Prof. Dr. Stephan Stubner, und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU), Prof. Dr. Johannes Wessels, unterzeichneten im Bildungszentrum der IHK Nord Westfalen einen Kooperationsvertrag für das Zertifikatsprogramm „Unternehmensnachfolge“ mit dem Untertitel: „Zielgerichtetes Nachfolgemanagement in Zeiten der digitalen Transformation“. Ziel des neuen Angebotes, das von der IHK Nord Westfalen initiiert wurde, ist es, Nachfolger*innen auf den anstehenden Stabwechsel im Unternehmen vorzubereiten und ihnen gleichzeitig das Rüstzeug für die digitale Transformation ihrer Unternehmen zu vermitteln.
Allein im IHK-Bezirk Nord Westfalen, der das Münsterland und die Emscher-Lippe-Region umfasst, stehen in den nächsten zehn Jahren rund 35.000 Unternehmen zur Übergabe an. Für die wirtschaftliche Entwicklung der Region ist es wichtig, dass es gelingt, genügend Nachwuchs an die Spitze dieser Unternehmen zu bringen. Eine gute Vorbereitung ist dabei entscheidend für das Gelingen des Nachfolgeprozesses.
Das Zertifikatsprogramm wird in Kooperation des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der WWU und der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der HHL angeboten und von ausgewiesenen Wissenschaftlern und Praktikern gemeinsam konzipiert und durchgeführt. Es gehe darum, Nachfolgerinnen und Nachfolger zu qualifizieren und zu vernetzen, um Herausforderungen wie die digitale Transformation zu bewältigen. Die IHK unterstützt den Nachfolgeprozess im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region seit vielen Jahren mit frühzeitiger Information über eine fachkundige Einzelberatung bis hin zur vertraulichen Vermittlung von potenziellen Nachfolgern durch den IHK-Nachfolger-Club.

Talent Match Event bringt Studierende und Unternehmen grenzüberschreitend zusammen

Am 29. Oktober fand die Premiere der grenzüberschreitenden digitalen Studierendenmesse (Talent Match Event) statt, welche vom IHK-Standort Westmünsterland begleitet wurde. 23 Unternehmen aus Bocholt und dem Achterhoek boten Praktika, Themen für Bachelorarbeiten und Jobs an, über 140 Studierende der Westfälischen Hochschule Campus Bocholt u.a. aus den Studiengängen Informatik, Maschinenbau, Bionik und Wirtschaftsinformatik sowie den niederländischen Fachhochschulen Radboud Universiteit Nijmegen und Saxion Unisersity of Applied Sciences aus Enschede waren aktiv auf der Suche nach passenden Matches. Die vom IHK-Standort Westmünsterland mitorganisierte Veranstaltung der Westfälischen Hochschule und des Internationalen Netzwerkbüros war der digitale Ersatz der etablierten Matchingmesse, die corona-bedingt abgesagt werden musste.
Nach der offiziellen Begrüßung u.a. durch Prof. Dr. Martin Maß, Dekan FB Maschinenbau an der Westfälischen Hochschule Campus Bocholt starteten die Unternehmen und die Studierenden mit den ersten Matches. Viele Betriebe hatten an diesem Nachmittag viel zu tun. Wenn gerade kein Match anstand, konnten sich die Teilnehmer in einem zweiten virtuellen Raum über aktuelle Fachkräftethemen informieren. „Die positive Resonanz seitens der Unternehmen wie auch der Studierenden zeigt uns, dass die Premiere des Talent Match Events gelungen ist“, so Prof. Dr. Martin Maß. Und auch Sven Wolf, Teamleiter Unternehmensförderung bei der IHK, freute sich über das große Interesse: „Unser Ziel ist es, dass möglichst viele Studierende der Westfälischen Hochschule im Westmünsterland einen Job finden, damit diese top-ausgebildeten Fachkräfte der Region und den hier beheimateten Unternehmen erhalten bleiben.“

IT-Sicherheit für Unternehmen: Veranstaltung in Bocholt sehr gut besucht

„Die Bedrohung durch Hacker und Datenklau nehmen die Unternehmen inzwischen sehr ernst. Viele wissen, dass sie mehr für Datensicherheit tun müssen.“ Für Sven Wolf, Teamleiter Unternehmensförderung der IHK Nord Westfalen, war es darum keine Überraschung, dass die Veranstaltung „IT-Sicherheit und Cyberangriffe“ im Autohaus Boomers in Bocholt schon Tage vor dem 11.02. restlos ausgebucht war. Gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung Bocholt informierte der IHK-Standort Westmünsterland fast 100 Unternehmensvertreter*innen über die Risiken digitaler Angriffe und zeigte praxisnahe Wege für mehr IT-Sicherheit auf.
Nach IHK-Einschätzung sind auch im Kreis Borken in vielen Betrieben die Sicherheitsvorkehrungen nicht ausreichend. Digitale Angriffe nehmen beständig zu und häufig haben die Hacker noch zu leichtes Spiel. Vertrauliche Unterlagen und persönliche Daten können fast ungeschützt eingesehen, kopiert und manipuliert werden. Laut aktueller Studien werden fast minütlich Unternehmen und Behörden in Deutschland Opfer von Cyberangriffen. Die Schäden steigen dramatisch an. Die jährliche Schadenshöhe summiert sich mittlerweile auf einen hohen zweistelligen Milliardenbetrag. Die Veranstaltung hat den Teilnehmern den Handlungsdruck verdeutlicht, ihnen aber auch konkrete Anleitungen gegeben. Gerade die produzierenden Unternehmen in Bocholt, die teils weltweit überaus erfolgreich agierten, sind besonders gefährdet.
Bei der Veranstaltung informierte Henning Voß von der Abteilung Verfassungsschutz des Ministeriums des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen, über Aktivitäten fremder Nachrichtendienste, die längst nicht nur große Konzerne auf dem Schirm haben. Einige Länder nutzen ihre Nachrichtendienste sehr aktiv und professionell zur Wirtschaftsspionage. Es ist daher wichtig, sich der Risiken bewusst zu sein und die IT-Infrastruktur entsprechend sicher aufzustellen. Chris Wojzechowski, Geschäftsführer des Start-ups AWARE7 GmbH aus Gelsenkirchen, wagte anschließend gemeinsam mit den Gästen in seiner Live-Hacking-Show den Blick auf die andere, dunkle Seite der Hacker und gab einen Einblick, wie leicht diese an Unternehmensdaten kommen. Denn wenn diese Daten über Monate hinweg offen im Netz stehen und anschließend für Betrugsmaschen, Wirtschaftsspionage oder Sabotage genutzt werden, ist kaum noch was zu retten. Um das zu verhindern, gibt es die AWARE7 GmbH, eine Ausgründung aus der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen Recklinghausen Bocholt.