IHK-Jahresbericht 2024

Unternehmensförderung

Gründerland Nord-Westfalen

Unternehmensgründungen sind unerlässlich. Sie sind mit ihren neuen Ideen und innovativen Geschäftsmodellen neben dem für seine Innovationskraft bekannten Mittelstand die zweite Säule einer dynamischen Wirtschaft. „Mehr Mut zum Unternehmertum“ lautet daher die unmissverständliche Handlungsempfehlung im Beschluss der Vollversammlung vom Sommer 2019 gefasst, sie ist in der IHK-Gründungförderung Aufgabe und Leitbild zugleich. Die IHK setzt sich dafür ein, den Einstieg in die Selbstständigkeit so einfach und unbürokratisch wie möglich zu gestalten, um mehr Menschen für die Selbstständigkeit zu gewinnen und sie unterstützt diejenigen mit ihren Serviceangeboten, die sich auf den Weg machen.

Hybride Veranstaltungsangebote

Die IHK setzt weiter auf nutzerfreundliche, digitale Formate, um ihren Mitgliedsunternehmen den gewohnten Service ortsunabhängig zur Verfügung zu stellen. Insbesondere die Onlineformate erleichtern den Zugang der Teilnahme und erzeugen eine größere Reichweite. Im Gründungsbereich haben sich die regelmäßig wiederkehrenden Veranstaltungen zur Vorbereitung auf die Existenzgründung oder die Sprechtage zu Steuerfragen für Existenzgründende in hybrider Form bewährt.

„Businessplan DIY – Von der Idee zum Konzept“

Wer sich in der Emscher-Lippe-Region selbstständig machen möchte, bekam 2024 eine praxisnahe Anleitung zur Entwicklung seines Businessplans. Die zweistündige kostenfreie IHK-Veranstaltung wird im Wechsel in den Räumen der IHK Nord Westfalen in Gelsenkirchen sowie online durchgeführt und erläutert die grundlegenden Voraussetzungen für eine erfolgreiche Unternehmensgründung wie auch die Struktur und wesentlichen Inhalte eines Businessplans. Darüber hinaus erfahren die Teilnehmenden, welche Fördermittel es gibt und welche Einrichtungen und Institutionen sie auf dem Weg in die Selbstständigkeit in der Emscher-Lippe-Region unterstützen.

Steuerberatersprechstunde für Gründende

Damit Gründende und junge Unternehmen nicht schon bei der Gründung ihres Unternehmens in lauernde Steuerfallen tappen, bieten die IHK Nord Westfalen und die Steuerberaterkammer Westfalen-Lippe seit 2016 eine steuerrechtliche Erstberatung an. Alle im Jahr 2024 angebotenen Sprechstunden waren ausgebucht.

Gründungsimpulse im Mühlenhof

Jede Menge Gründergeist liegt in der Sommerluft! Open-Air und kostenfrei ließen sich die rund 90 Teilnehmende bei den Gründungsimpulsen 2024 inspirieren. Im lockeren Fußmarsch ging es dazu in kleinen Gruppen von Station zu Station. Fünf junge Unternehmen und Start-ups berichteten an verschiedenen Stationen auf dem Gelände des Mühlenhof Freilichtmuseum in Münster über ihre Gründungserfahrungen und gaben zusätzlich Informationen zu speziellen Themen wie: Impulsen zu KI, Vertrieb, Übernahme Nachfolge, Leidenschaft und Nachhaltigkeit. Dabei waren aelai, Local Benefits, Fensterbau Uckelmann, Lecker Leeze und Nevalu.

Gründungstage in Münster

In gewohnter Weise fanden die Gründungstage von Münster gründet! im November, wieder eine Woche vor der bundesweiten Gründungswoche Deutschland statt. Geboten wurde ein ausgewogenes dreitägiges Programm, mit 30 Workshops, Seminaren und Events zu wichtigen Themen der Unternehmensgründung und Selbstständigkeit. Zudem boten die Gründungstage neben dem fachlichen Know-how auch gute Möglichkeiten für den Austausch mit Gleichgesinnten und um neue Kontakte zu knüpfen. Organisiert und ausgerichtet wurde das Angebot vom Netzwerk Münster gründet! und erreichte rund 500 Gründungsinteressierte.
Münster gründet! ist die Interessengemeinschaft der Institutionen in Münster, die im Bereich der Existenzgründung aktiv sind. Gemeinsam haben sie zum Ziel, Gründerinnen und Gründern in Münster den Start in die Selbstständigkeit zu erleichtern und ihnen mit Kompetenz und Erfahrung sowie mit Veranstaltungen und Services zur Seite zu stehen. Mitglieder im Netzwerk von Münster gründet! Sind neben der IHK Nord Westfalen die Handwerkskammer Münster und die Wirtschaftsförderung Münster sowie die Technologieförderung Münster, die Sparkasse Münsterland Ost, die Volksbank Münsterland Nord eG, die Agentur für Arbeit Ahlen-Münster, das Jobcenter der Stadt Münster , die Finanzämter in Münster, Kompanera, FH Münster, REACH – EUREGIO Start-up Center, Volkshochschule Münster und der Digital Hub münsterLAND.

Willkommen in der Welt der Start-ups

Die IHK Nord Westfalen hilft mittelständischen Unternehmen, Kooperationschancen zu erkennen und zu nutzen – beispielsweise mit persönlicher Beratung, als Mitveranstalter der Start.up! Germany Tour und als Partner der Accelerator Demodays des Digital Hubs münsterLAND. Gleichzeitig unterstützt sie Start-ups während der Gründung und darüber hinaus mit zahlreichen Angeboten.

Accelerator Demoday - Digitale Start-ups mit viel Potenzial

Die Zusammenarbeit zwischen mittelständischen Unternehmen und Start-ups kann eine Region entscheidend voranbringen. Der Digital Hub münsterLAND fördert daher Gründer vielversprechender Geschäftsmodelle und deren Vernetzung mit der lokalen Wirtschaft in einem sechsmonatigen „Accelerator“-Programm.
Die Themen sind vielfältig, eines jedoch haben alle Start-ups gemeinsam: Das Geschäftsmodell ist digital und skalierbar. Das heißt, es besteht die Chance auf großes Umsatzwachstum ohne dass die Kosten in gleichem Maße mitwachsen. Dies ist auch bei der Bewerbung um die Förderung eine Voraussetzung, neben der Bereitschaft und Absicht, Kooperationen mit der regionalen Wirtschaft einzugehen. Die vielversprechendsten Start-ups aus den jeweils vier Accelerator-Batches (Durchläufen) eines Jahres und auch aus vorangegangenen Batches erhalten die Möglichkeit zur Präsentation ihres Potentials bei einem der sogenannten Demodays, die mit Unterstützung durch die IHK Nord Westfalen und die NRW Bank organisiert werden. 2024 gab es zwei Demodays in Münster und vier Demodays „on Tour“ in Ibbenbüren, Gelsenkirchen, Bocholt und Gescher, um die innovativen Ansätze auch in die Fläche zu tragen und den Start-ups weitere Präsentationsmöglichkeiten zu bieten. Insgesamt kamen dabei mehr als 300 Interessentinnen und Interessenten aus den Netzwerken und der regionalen Wirtschaft zusammen und in den Austausch zu potenziellen Kooperationen mit aufstrebenden Technologieunternehmen und deren neuesten Entwicklungen. Neben den Start-up-Pitches bieten die Demoday-Veranstaltungen auch Raum für den Austausch zu den aktuellen Herausforderungen der Start-up- und Digitalszene.

Mittelstand trifft Start-ups – bundesweit

„Mittelstand trifft Start-ups – bundesweit“, ist ein Online-Format, das von der IHK Berlin angeschoben und gemeinsam mit IHKs aus dem gesamten Bundesgebiet, so auch der IHK Nord Westfalen, 2022 auf die Bahn gebracht wurde und etablierten Unternehmen die Möglichkeit bietet ausgewählte neue branchenspezifische Lösungen digital ambitionierter Start-ups virtuell kennen zu lernen und das bundesweit. Ziel ist es, Start-ups und Mittelstand über regionale und unternehmenskulturelle Grenzen hinweg zueinander zu bringen. Die eingereichten Angebote aller teilnehmenden Start-ups werden von den IHK-Gründungsexperten bewertet und daraus die Top-Fünf ermittelt, die ihre Lösung den interessierten mittelständischen Unternehmen im Online-Pitch präsentieren können. Kein Angebot geht verloren, denn für Einreichung wird zudem ein Infoblatt angelegt und in einer Übersicht den interessierten Unternehmen im Nachgang zur Verfügung gestellt.
Bei der dritten Ausgabe von „Mittelstand trifft Start-ups – bundesweit“ am 14. März ging es um das Thema „Fachkräfte – Smarte Tools zum Finden, Binden & Steuern“ mit Fokus auf die HR-Abteilungen von KMU, branchenübergreifend.
Mit Local Benefits und AEKYI von der Lean Ocean Software GmbH kamen zwei der insgesamt 32 bundesweit teilnehmenden Start-ups aus dem IHK-Bezirk, aus Münster. Local Benefits schaffte es sogar unter die nachfolgend aufgeführten TOP-Fünf, die präsentierten. Vielfach wurde durch „Mittelstand trifft Start-ups – bundesweit“ der Grundstein für künftige Kooperationen gelegt. Damit kann auch die dritte Ausgabe als Erfolg gewertet werden. Weitere Runden sind in Planung.

Start.up! Germany Tour 2024

Finalisten knüpfen Kontakte in Gelsenkirchen! 16 Start-ups aus aller Welt tauschten sich am 25. April im ZINQ-Futurium im Klimahafen Gelsenkirchen mit Unternehmen aus der Emscher-Lippe-Region über Konzepte zur Transformation der Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität aus. Die Start.up! Germany Tour ist ein internationaler Wettbewerb, den die IHK Nord Westfalen in Kooperation mit weiteren IHKs in NRW veranstaltet. Damit werden ausgewählte junge Unternehmen aus den Sparten Green Tech, Industrial Solutions und Life Science aus dem Ausland nach Nordrhein-Westfalen geholt, um sie mit der regionalen Wirtschaft zu verbinden.
Die Start.up! Germany Tour, die erstmals 2017 durchgeführt wurde, verfolgt zwei Ziele: Auf der einen Seite erhalten regionale Unternehmen die Möglichkeit, mehrere innovative Start-ups auf einen Schlag zu treffen und Kooperationen mit ihnen anzubahnen. Auf der anderen Seite erhalten die Start-ups Einblicke in den Wirtschaftsstandort NRW und viele Hilfestellungen bei der Markterschließung.
Dr. Thomas Pinger, Forschungs- und Entwicklungsleiter beim Gelsenkirchener Unternehmen ZINQ, begrüßte die internationalen Gäste und stellte die Aktivitäten rund um das „Race to Triple Zero“‘ vor. Bei diesem „Wettlauf“ gehe es um drei Ziele gleichzeitig: Null Abfall (Zero waste), keine Umweltverschmutzung (Zero Pollution) und Treibhausgasneutralität (Zero Carbon). Start-ups mit ihren innovativen Ideen könnten dabei einen wertvollen Beitrag leisten.
Wolfgang Jung, Geschäftsführer des Wissenschaftsparks Gelsenkirchen, stellte die Unternehmensinitiative Klimahafen Gelsenkirchen vor. Diese Konzentration von nachhaltig agierenden Unternehmen sei für Start-ups mit nachhaltigen Produkten und Geschäftsmodellen aus aller Welt interessant. Madleen Leufker von der IHK informierte anschließend über die Green-Tech-Region Nord-Westfalen und die Unterstützungsangebote der IHK in diesem Bereich.
Die Start.up! Germany Tour 2024 startete am 5. März mit zehn Webinaren, in denen sich die Start-ups bereits im Vorfeld über den deutschen Markt informieren konnten. Den Abschluss der Tour bildete das „Grand Final“ bei der NRW.BANK in Düsseldorf.

ruhrSUMMIT

Am 28. Mai traf sich das internationale Start-​up-Ökosystem beim ruhrSUMMIT in der Jahrhunderthalle Bochum, um sich zu vernetzen, auszutauschen und die digitale Zukunft mitzugestalten. An der größten Start-up-Konferenz im Ruhrgebiet nahmen über 3000 Besucher und 180 Ausstellende teil.
Das Event bot zahlreiche Networking-Möglichkeiten sowie ein umfangreiches Bühnenprogramm. Die Ausstellungsfläche ruhrMETROPOLIS umfasste zehn thematisch unterschiedliche Towns, in denen Unternehmen, Start-ups und Initiativen ihre Innovationen präsentieren konnten. Die IHK Nord Westfalen engagiert in jedem Jahr und bietet Unternehmen, die mit dieser Szene in den aktiven Austausch treten möchten, die Möglichkeit, sich auf dem Messestand des IHK Ruhr Corporate Town zu präsentieren.
Der ruhrSUMMIT hat sich als ein bedeutendes Event für den Austausch und die Förderung von Start-ups und digitale Geschäftsmodelle im Ruhrgebiet etabliert und findet am 27. Mai 2025 bereits zum 10. Mal statt.

IHK Nord Westfalen Partner bei JUGEND GRUENDET

Im März 2024 richtete die IHK Nord Westfalen bereits zum dritten Mal in Präsenz einen von drei Vorentscheiden für den deutschlandweiten Wettbewerb JUGEND GRÜNDET aus.
JUGEND GRÜNDET ist ein bundesweiter Businessplan-Wettbewerb für Schülerinnen, Schüler und Auszubildende rund um die Themen Innovation und Gründung. Für den Vorentscheid in Münster hatten sich im Jahr 2024 über 1000 Teams beworben und einen Businessplan eingereicht. Davon waren 33 ausgewählt worden, um sich bei den Regionalentscheiden in Münster, München oder Berlin für das Bundesfinale zu qualifizieren. Elf dieser innovativen Teams gab die IHK in Münster die Bühne in ihrem Bildungszentrum, um die von ihnen entwickelten Geschäftsideen vor einer hochkarätigen Jury zu präsentieren. Die Sieger qualifizierten sich direkt fürs Bundesfinale in Stuttgart.
Eine Gründungsidee, die hervorragend zur bevorstehenden Fußballeuropameisterschaft passte, gewann das Regionalfinale in Münster. Das Siegerteam entwickelt ein Trainingssystem für Fußballer, das auf einer Vibrationsweste im Verbund mit einer Trainer-App basiert. Weitere innovative Geschäftsideen drehten sich um eine Demokratie-App für Jugendliche, eine smarte Logistik-Software für schnelle Paketlieferungen oder einen 3D-Drucker, der das Kunststoffrecycling für jedermann ermöglicht. Der Wettbewerb wird seit über 20 Jahren Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert, von der SIE - Steinbeis Innovation Education gGmbH ausgetragen und organisiert und unter anderem von der IHK Nord Westfalen unterstützt.
Der IHK-Bezirk Nord Westfalen war vertreten mit Letizia Avis Fuentes von der Gesamtschule Buer-Mitte. Sie kam zwar mit ihrem Team nicht ins Bundesfinale, freute sich aber über das „sehr positive Feedback von der Jury für unseren Pitch.“ Mit Antonia Mommsen und Max Jonathan Keller geht es dem Team um die Entwicklung und Vermarktung einer hormonfreien, nicht-invasiven und reversiblen Verhütungslösung für den Mann.

„Wir müssen mehr Menschen für die Selbstständigkeit begeistern, je früher, desto besser“, begründet IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel das Engagement. Gemeinsam mit dem Leiter des Geschäftsbereichs Unternehmensförderung, Sven Wolf, gratulierte er allen Teams und hob hervor, dass sich die Teilnehmenden bereits in jungen Jahren betriebswirtschaftliches Wissen angeeignet und gleichzeitig praxisnah erste Erfahrungen im Gründungsbereich gesammelt haben. Wolf unterstich, dass wirtschaftliche Zusammenhänge stärker als bisher in Schule und Ausbildung integriert werden müssen. JUGEND GRÜNDET bietet hierfür eine ausgezeichnete Plattform.
Weitere Infos: www.jugend-gründet.de

Erfolgreiches gründen im Nebenerwerb

Unternehmensgründungen im Nebenerwerb liegen weiter im Trend. Mit einer fünfteiligen Webinar-Reihe „Gründung im Nebenerwerb” erreichte die IHK im Jahr 2024 mit zwei Durchgängen mehr als 1.700 Gründungsinteressierte und damit fast doppelt so viele Menschen wie im Jahr zuvor. Inhaltlich ging es neben rechtlichen Voraussetzungen sowie Steuern und Finanzen auch um das erforderliche Marketing und den Erfahrungsaustausch mit Beispielen aus der Praxis. „Deutlich mehr als die Hälfte aller Gründungen erfolgen im Nebenerwerb, Tendenz steigend“, weiß IHK-Gründungsberater Christian Seega. Aus seiner Sicht, „ist das eine hervorragende Möglichkeit, unternehmerisches Handeln auszuprobieren und dabei weiter finanziell und sozial abgesichert zu sein“. Nicht selten entwickelt sich aus dem Nebenerwerb später eine vollberufliche Selbstständigkeit, wie zum Beispiel bei LOREDANA CHANTAL (Instagram). Sie und Denise Terhaar, von therapie I pfoten Ahaus gaben den Teilnehmenden beim Gründungstalk neben einem spannenden Einblick in die Entwicklung ihrer Unternehmen auch zahlreiche Praxistipps. Angesichts des großen Interesses an einer „Gründung im Nebenerwerb“, wurde die gleichnamige Veranstaltungsreihe in das regelmäßige Angebot der IHK-Gründungsberatung aufgenommen.
Die nächste Webinar-Reihe startet am 18. März 2025.

Grünes Gründen Münsterland

Im März fiel der Startschuss für drei EFRE-Verbundprojekte im Münsterland. Die Bezirksregierung Münster bewilligte die EFRE-Mittel für die Projekte Kreislaufwirtschaft Münsterland, Sustainable Innovation Münsterland und Grünes Gründen Münsterland.
Das Projekt Grünes Gründen Münsterland will die Gründungskultur und die Gründungsintensität im Münsterland stärken. Als Nachfolgeinitiative des etablierten Projekts Gründergeist #Youngstarts Münsterland nimmt Grünes Gründen Münsterland ökologisch sowie sozial nachhaltige Gründungsideen im Münsterland in den Blick. Das Projektteam will Gründungsinteressierte in der Start- und Entwicklungsphase für das Thema Nachhaltigkeit begeistern, zum Umdenken bewegen und Gründungsvorhaben unterstützen, die einen Beitrag zur ökologischen Transformation leisten. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Wissenstransfer und der Kooperation zwischen Wissenschaft und Gründungsszene.
Für das Projekt wurden insgesamt Fördermittel in Höhe von ca. 1,04 Millionen Euro an neun Verbundpartner bewilligt. Verbundpartner sind: Münsterland e.V., Handwerkskammer Münster, IHK Nord Westfalen, Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Warendorf, Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld, Fachhochschule Münster, Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Borken, Technologieförderung Münster, Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft Steinfurt.
Förderlogos - NRW+EFRE2
Als Leadpartner setzt der Münsterland e.V. die Projekte gemeinsam mit den regionalen Partnern um. „Wir wollen mit allen drei Projekten zielgerichtet die ökologische Transformation der Region vorantreiben und freuen uns deshalb enorm über die bewilligten EFRE-Fördermittel“, betont Klaus Ehling, Vorstand des Münsterland e.V. „Für eine erfolgreiche Transformation ist ein Wissenstransfer aus Hochschulen heraus in die Wirtschaft essenziell. Themen wie beispielsweise Kreislaufwirtschaft oder erneuerbare Energien spielen hier eine große Rolle. Nachhaltige Innovationen in diesen Bereichen sind die Basis für eine zukunftsfähige regionale Wirtschaft. Die drei Projekte widmen sich diesen Herausforderungen auf unterschiedlichen Ebenen und mit vielfältigen Ansätzen.“

Nacht der Grünen Gründungen

Geschäftsmodelle nachhaltig und zukunftssicher gestalten, darum ging es in der „Nacht der Grünen Gründungen“ am 12. November in Münster, im Rahmen der Gründungstage. Die Gemeinschaftsveranstaltung aus dem Verbundprojekt „Grünes Gründen Münsterland“ zeigte rund 60 teilnehmenden Gründungsinteressierten und jungen Unternehmen auf, wie Gründung im Wandel zu mehr Nachhaltigkeit gelingen kann. Der von der „Gründerplattform“ bekannte Experte Dr. Thomas Neumann erklärt, wie umweltbewusstes Gründen von Beginn an funktioniert und vermittelte Praxistipps zum Nachahmen. In der anschließenden Podiumsrunde berichten Céline Wappler (Lecker Leeze, Münster), Dr. Marvin van Acken (agriportance GmbH, Münster) und Loy Dönne (Nevalu, Altenberge) von ihrer Motivation, ihren Erfahrungen und ihrem Weg zum eigenen nachhaltigen Konzept. Anschließend gab es Gelegenheit zum informellen Austausch und zum Netzwerken.

Festival der jungen Wirtschaft

Frische Gründungsideen treffen auf junges Unternehmertum: Beim „Festival der jungen Wirtschaft“ am 27. August, in der IHK Nord Westfalen in Münster war „Mut und Aufbruch zum Unternehmertum spürbar“, resümierte Sven Wolf, IHK-Geschäftsbereichsleiter für Unternehmensförderung. Jungen Unternehmen fehlt im Vergleich zu etablierten Unternehmen häufig das Netzwerk, in dem sie Informationen, Unterstützung oder auch Kooperationspartner finden können. „Und genau hier will das Festival nachhaltige Impulse setzen“, freute sich Wolf über einen intensiven Austausch im IHK-Bildungszentrum. Gut 200 Jungunternehmerinnen und -unternehmer, junge Führungskräfte sowie Gründerinnen und Gründer brachte das Festival zusammen, das seine vierte Auflage erlebte.
Mitveranstalter neben der IHK waren der Venture Club Münster und die Wirtschaftsjunioren Nord Westfalen. „Denn auch für die junge Wirtschaft ist der Austausch mit Gründenden und Start-ups von großer Bedeutung“, betonte WJ-Vorsitzende Johanna Münzer. „Wir können viel voneinander lernen, wenn sich junge Menschen mit etablierten Unternehmen und Gründerinnen und Gründern vernetzen.“
Das Festival bot ein abwechslungsreiches Angebot für Austausch, Inspiration und Vernetzung. In der Finance Lounge informierten NRW.BANK, Deutsche Bank, Volksbank im Münsterland und Sparkasse Münsterland Ost über Förderprogramme und Unternehmensfinanzierung. Vier Workshops boten Unternehmerwissen zu den Themen Versicherungen, Präsentationstechniken, Wachstumssteuerung und Teampsychologie.
I m Hauptprogramm berichteten Kerim Benoua und Jannick Hagedorn über die noch junge Erfolgsgeschichte von „Gustav Grün“ in Münster. Benoua ist Mitgründer der Restaurantkette, die sich innerhalb von sieben Jahren weit über das Münsterland hinaus etabliert hat. Dass das Münsterland in Sachen Gründungsideen viel zu bieten hat, wurde beim Gründer-Wettbewerb deutlich. Aus zahlreichen Bewerbungen von Unternehmen, die nicht länger als drei Jahre bestehen, waren dafür von einer Jury sechs Finalisten ausgewählt worden: qodev aus Münster, Berkel-Trailer aus Vreden, Dorfladenbox aus Ennigerloh, Ährenbrüder aus Telgte, ColorTones aus Münster und Nevalu aus Altenberge. Eindrucksvoll und wortgewandt warben die Gründerinnen und Gründer für ihre Geschäftsmodelle und um die Gunst des Publikums.
Am Ende setzte sich Nevalu durch. Die Geschäftsidee: 3D-gedruckte Deko-Objekte aus lokal recyceltem Kunststoff. Das Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro war von den Wirtschaftsjunioren Nord Westfalen gestiftet worden.
Nicht nur die Teilnehmer des Festivals haben profitiert. „Die IHK hat durch den vielfachen persönlichen Austausch wieder eine Menge Impulse für ihre Gründungsberatung bekommen“, resümierte Sven Wolf. „Es ist wichtig, dass es uns gelingt, mehr Menschen davon zu überzeugen, dass die Selbstständigkeit ein lohnendes und attraktives Ziel ist“, verdeutlichte er. „Neben den innovativen Start-ups dürfen wir dabei die normalen, sogenannten Chancengründungen – ob im Voll- oder im Nebenerwerb nicht aus dem Blick verlieren.“

Sustainable Finance – IHK fordert praxisnahe EU-Regulierungen für den Mittelstand

Zur Umsetzung ihres „Green Deal“ hat die EU-Kommission ein komplexes System von Regularien geschaffen. Ziel des Gesamtregelwerks „Sustainable Finance“ ist die Lenkung von zukünftigen Kapitalströmen in Richtung Nachhaltigkeit. Durch komplexe und oft praxisferne Pflichten zum Berichtswesen, zur Offenlegung und zur Erhebung von Nachhaltigkeitsdaten droht eine bürokratische Überforderung des Mittelstands. Befürchtet werden zudem Nachteile bei Finanzierungen und beim Zugang zu Fördermitteln.
Im Jahr 2024 hat die IHK Nord Westfalen ihre bereits in den Vorjahren gestarteten zahlreichen Aktivitäten rund um dieses für die Real- und Finanzwirtschaft bedeutsame Thema fortgeführt:

Information, Sensibilisierung und Unterstützung der Unternehmen:

Über das komplexe Regelwerk und dessen Auswirkungen hat die IHK Nord Westfalen ihre Gremien und Mitgliedsunternehmen in verschiedenen Veranstaltungen, Webinaren und über die Sozialen Medien laufend und umfangreich informiert.
Das von der IHK Nord Westfalen in Zusammenarbeit mit dem FC Schalke 04 organisierte „Sustainable Finance – Forum auf Schalke“ in der Gelsenkirchener Veltins Arena hat über die Grenzen Nord Westfalens hinaus auch in den öffentlichen Medien große Aufmerksamkeit erhalten. Experten aus Real- und Finanzwirtschaft sowie Wirtschaftsprüfung und Hochschule gaben den rund 170 Teilnehmern motivierende Tipps zur Umsetzung der EU-Regularien. In der anschließenden Podiumsdiskussion erläuterten regionale Unternehmensvertreter der Stölting Service Group und der Gelsenwasser AG ihre Umsetzungskonzepte in der Praxis.
Darüber hinaus referierten die IHK-Experten über die EU-Regelungen und Auswirkungen unter anderem auf Sitzungen der IHK-Regionalausschüsse, im Rahmen eines Nachhaltigkeit-Workshops für Unternehmen in der Westfälischen Hochschule Bocholt und anlässlich eines Treffens der wirtschaftsfördernden Akteure der Emscher-Lippe-Region in Datteln. Gepflegt wird zudem ein laufender Austausch mit der regionalen Finanzbranche über die Anforderungen an die Unternehmen im Rahmen von Finanzierungen.

Interessenvertretung

Die IHK Nord Westfalen unterstützt aktiv die Bemühungen der IHK-Organisation auf EU- und bundespolitischer Ebene, auf praxisnahe und von der Realwirtschaft leistbare Regulierungen hinzuwirken. Im Rahmen einer bundesweiten IHK-Arbeitsgruppe liefern die Experten der IHK Nord Westfalen fachlichen Input für (kritische) Stellungnahmen zu EU-Konsultationspapieren, Positionspapieren und Verbesserungsvorschlägen. Die IHK-Organisation hält vereinfachte, praxisnahe Berichtsstandards für kleiner und mittlere Unternehmen (VSME) zur Entlastung des Mittelstands für zielführend. Im November 2024 hat der Bundesrat diese Vorschläge in einer Stellungnahme aufgenommen und befürwortet.

Unterstützung Empirische Studie der Westfälischen Hochschule

Die im Januar 2024 von der Westfälischen Hochschule veröffentlichte empirische Studie „Nachhaltigkeitsreporting für kleine und mittlere Unternehmen“ hat die IHK Nord Westfalen fachlich und durch eine Befragung ihrer Mitgliedsunternehmen mittels eines elektronischen Fragebogens begleitet. Ende November hat die Westfälische Hochschule hierzu eine Folgestudie gestartet, die ebenfalls wieder von der IHK unterstützt wird.
Nachhaltigkeit ist der Dreiklang aus ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten rund um ein Unternehmen. Egal, ob es um das Thema Unternehmensführung, Mobilität, Energie oder Umwelt geht: Die IHK unterstützt und berät, wie sich Unternehmen nachhaltiger aufstellen können, vermittelt auf Wunsch an weitere Experten und bietet Austauschformate.
Weitere Aktivitäten der IHK zum Thema „Nachhaltigkeit“

222. IHK-Finanzierungssprechtag im September - 1 Mrd. Euro für Zukunftspläne

Ob für Gründung, Nachfolge oder Erweiterungs- und Umstrukturierungsvorhaben: Tipps zur Förderung und Finanzierung holen sich kleine und mittlere Unternehmen aus Münsterland und Emscher-Lippe-Region seit fast 20 Jahren beim Finanzierungssprechtag der IHK Nord Westfalen. 222 Sprechtage fanden seitdem statt. Auf insgesamt mehr als eine Milliarde Euro summiert sich der Kapitalbedarf, über den dabei beraten wurde. „Bei rund 1.100 Projekten haben Experten von NRW.BANK, Bürgschaftsbank Nordrhein-Westfalen und IHK geholfen, die Finanzierung durch Förderprogramme sicherzustellen“, resümiert Sven Wolf, der für Unternehmensförderung zuständige IHK-Geschäftsbereichsleiter.
„Wir machen Unternehmen nicht nur auf öffentliche Fördermittel aufmerksam. In vertraulichen Einzelgesprächen bewerten externe Fachleute auch die Investitionsvorhaben“, berichtet Wolf. Das sei eine gute Vorbereitung auf die Gespräche mit der heimischen Kreditwirtschaft und trage enorm zu einem erfolgreichen Abschluss bei. Angeboten wird der IHK-Finanzierungssprechtag sowohl online als auch in Präsenz. Grundsätzlich beträgt das Investment mindestens 150.000 Euro. Bei fast jedem Sprechtag sind aber auch Planungen von Unternehmen dabei, bei denen es um mehrere Millionen Euro geht.
Beim Finanzierungssprechtag sind die Beratungsthemen klar unter den Fachleuten verteilt. „Wir bringen unsere Expertise zu den Förderkreditprogrammen des Landes und des Bundes ein“, erklärt Stephan Sterzenbach, Leiter Förderberatung Westfalen der NRW.BANK, anlässlich des 222. Sprechtags. „Wenn wir vorab einige Angaben zum Unternehmen und dem Investitionsprojekt erhalten, können wir umso gezielter individuell beraten.“ Für die meisten gewerblichen Investitionen und innovative Vorhaben gebe es ein passendes Förderprogramm. Zwei Investitionsbereiche hebt Sterzenbach als Konstanten in der Beratungsarbeit hervor: Gründungen und Nachfolgen, die, allen Krisen zum Trotz, auf jedem Finanzierungssprechtag vertreten sind.
Für die Bürgschaftsbank NRW GmbH bilden diese sogar einen Schwerpunkt. „Jedes Jahr betreffen 50 bis 60 Prozent unserer Beratungen Gründungs- und Nachfolgeprojekte“, berichtet Tim Deden, Regionalleiter Nord. Dass die Finanzierungssprechtage stark nachgefragt werden, wundert ihn nicht: „An diesen Tagen sitzt geballte Förderkompetenz für Finanzierung aus NRW an einem Tisch“, sagt er. Die Bürgschaftsbank könne mit einer Ausfallbürgschaft in die Bresche springen, wenn es einem Unternehmen an Sicherheiten für ein Darlehen der Hausbank fehle, erläutert er ein Angebot seines Instituts.
Auch der 222. Finanzierungssprechtag am 18. September in Gelsenkirchen war ausgebucht. Ein Teilnehmer war Marco Schlarpp, der im Mai 2024 mit der neugegründeten MS Oberflächentechnik Gelsenkirchen GmbH die Wirth Gruppe Ruhr aus Gelsenkirchen übernommen hatte. Nun möchte er ein Erweiterungsvorhaben angehen. Die Angebote der IHK hat er bereits mehrfach genutzt. „Ich kann nur jedem Unternehmer empfehlen, Projekte mit Finanzierungsbedarf im Sprechtag zu erörtern. Die Fachleute dort sind immer auf dem neusten Stand“, betonte Schlarpp nach seinem Gespräch.

Regionale Wirtschaftsförderung - IHK unterstützt Zuschüsse für Investitionen und Beratung

Aus dem Regionalen Wirtschaftsförderungsprogramm des Landes NRW (RWP) können Unternehmen bis zu 45 Prozent Zuschüsse beantragen, wenn sie Investitionen in der Emscher-Lippe-Region tätigen. Die IHK Nord Westfalen bietet individuelle Einzelberatungen, oftmals unter Einbeziehung der Förderexperten der NRW.BANK an. Termine können im Rahmen der monatlichen Finanzierungssprechtage oder individuell vereinbart werden.
Die IHK-Förderexperten begleiten RWP-Anträge von Mitgliedsunternehmen auch durch fachliche Stellungnahmen. Im Jahr 2024 konnten so unter Berücksichtigung einiger Großvorhaben Investitionen in einer Rekordhöhe von insgesamt von 137 Millionen Euro angeschoben werden. Diese Vorhaben wurden bei der Umsetzung mit Zuschüssen von 17 Millionen Euro unterstützt.
Aufgrund der hohen Bedeutung für die Emscher-Lippe-Region setzt sich die IHK Nord Westfalen aktiv für die RWP-Förderung ein. Im Vorfeld der zum 1. März 2024 neu aufgelegten Förderrichtlinie übermittelten die IHK-Förderexperten fachliche Anmerkungen und Anregungen aus der Beratungspraxis zum Richtlinienentwurf an das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes NRW (MWIKE).
Die IHK Nord Westfalen berät und unterstützt auch bei Förderzuschüsse für Beratungskosten. Als Erstberatungsstelle stellten die IHK-Förderexperten Beratungsschecks für das im Jahr 2024 neu eingeführte Förderprogramm „Fit für die Zukunft“ (FFZ) aus. Unternehmen mit Arbeitsstätten in Bottrop, Dorsten, Gladbeck und Marl können Beratungszuschüsse beantragen, wenn sie sich mindestens in einem der vier Themenfelder Green Economy, Arbeitsorganisation, Digitalisierung oder Personalentwicklung beraten lassen.

Broschüre „Kreditverhandlungen sicher und erfolgreich führen“ überarbeitet

Wer entscheidet über den Kredit? Wie läuft das Entscheidungsverfahren ab? Welche Kriterien sind ausschlaggebend? Und welche Spielräume gibt es? Unternehmerinnen, Unternehmer und Betriebe, die diese Fragen nicht beantworten können, erhalten mit der IHK-Broschüre „Kreditverhandlungen sicher und erfolgreich führen“ einen umfassenden Überblick.
In der überarbeiteten Broschüre findet sich neu eine Checkliste Nachhaltigkeit und Standortbestimmung. Diese soll Unternehmen helfen, sich auf wichtige Themen wie Nachhaltigkeit, Klima, Energie und soziale Aspekte in ihren Arbeits- und Organisationsprozessen vorzubereiten – insbesondere für Bankgespräche. Das gilt nicht nur für Betriebe, die zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet sind.

IHK-Nachfolgereport im Dezember veröffentlicht - 41.000 Firmen vor der Übergabe

In der IHK-Region Nordwestfalen stehen 41.000 eigentümergeführte Familienbetriebe mit rund 220.000 Beschäftigten in den nächsten zehn Jahren vor der Herausforderung, geeignete Nachfolgerinnen und Nachfolger für die Unternehmensspitze zu finden. „Der Generationswechsel ist eine Herausforderung für die Unternehmen. Wir brauchen jetzt mehr Mut zur Selbstständigkeit und gleichzeitig mehr Wertschätzung für unternehmerisches Handeln“, unterstreicht Sven Wolf, Geschäftsbereichsleiter Unternehmensförderung und Weiterbildung der IHK Nord Westfalen, bei der Vorstellung der Nachfolgezahlen und des Nachfolgereports NRW, den die IHK Nord Westfalen federführend erstellt hat.
Im Vergleich zur Erhebung vor fünf Jahren hat sich die Lage weiter zugespitzt. Nach Berechnungen im Auftrag der IHK liegt die Zahl der übergabereifen Unternehmen aktuell um 6.000 höher als noch 2019. Nahezu jeder zweite Inhaber ist inzwischen älter als 55 Jahre. Besonders hoch ist der Druck bei den knapp 26.000 Betrieben, deren Inhaberinnen und Inhaber 60 Jahre oder älter sind.
Der IHK-Nachfolgereport NRW, in dem Antworten vieler Unternehmen aus der Emscher-Lippe-Region eingeflossen sind, macht einmal mehr deutlich, dass der Nachfolgeprozess in der Regel nicht nur komplex ist, sondern auch störanfällig ist. Mehr als die Hälfte der Befragten sehen die stetig wachsende Bürokratie als Hauptverzögerungsfaktor. Bei 39 Prozent hemmt der Fachkräftemangel den Generationsübergang. Viele Unternehmen klagen zudem, dass wirtschaftliche Unsicherheiten, etwa durch aktuelle Krisen oder hohe Energiekosten, langfristig angelegtes unternehmerisches Engagement erschweren. „Dies alles zeigt den dringenden Handlungsbedarf der Politik. Bürokratische Hemmnisse müssen identifiziert und abgebaut werden, zudem braucht Wertschöpfung wieder mehr Wertschätzung“, so Wolf.
Besonders besorgniserregend ist, dass zwölf Prozent der Inhaberinnen und Inhaber ihre Unternehmen übergeben wollen, weil ihre Motivation nachgelassen hat. Zehn Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer sind sogar überzeugt, dass eine Stilllegung oder Liquidation des Unternehmens unumgänglich sein wird. Wir können es uns aber nicht leisten, Unternehmen zu verlieren, weil die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen einfach keine Lust mehr auf Selbstständigkeit machen“, warnte Wolf, bei der Veröffentlichung und ergänzte: „Eigentümergeführte Unternehmen mit ihrer Individualität und Innovationskraft prägen und stärken den Standort.“
Die rechtzeitige und professionelle Planung sei ein entscheidender Erfolgsfaktor für das Gelingen der Nachfolgeregelung. Ab einem Alter von 55 Jahren sollte die abgebende Generation beginnen, die Übergabe zu planen, rät Michael Meese, Teamleiter Gründung und Unternehmensförderung. „Fünf bis zehn Jahre Vorbereitungszeit sind keine Seltenheit“, weiß Meese aus seiner langjährigen Begleitung von Unternehmen beim Generationenübergang.
Als eine gute Entwicklung bewertet er deshalb, dass sich deutlich mehr Unternehmerinnen und Unternehmer zu einem früheren Zeitpunkt mit der Nachfolgeregelung beschäftigen als noch vor Jahren. „Trotzdem wird es für die abgebende Generation in den kommenden Jahren schwieriger, das Unternehmen in gute Hände zu übergeben“, prognostiziert Meese. Denn die klassischen Gründerjahrgänge der 25- bis 45-Jährigen schrumpften und die frühere Selbstverständlichkeit einer familieninternen Übernahme durch Tochter oder Sohn existiere nicht mehr. Nur noch 40 Prozent der Unternehmer planen, ihren Betrieb innerhalb der Familie zu übergeben. Und 80 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer finden es schwierig geeignete externe Nachfolgende zu finden.

IHK-Forum Unternehmensnachfolge

Was wird aus der Firma, wenn der Chef oder die Chefin in den Ruhestand geht? Vor dieser Frage stehen viele Unternehmen im Münsterland und in der Emscher-Lippe Region. Entsprechend groß war der Andrang am 8. Oktober beim 8. Forum Unternehmensnachfolge der IHK Nord Westfalen in Münster. Mehr als 200 Unternehmerinnen und Unternehmer wollten wissen, wie man ein familiengeführtes Unternehmen erfolgreich in jüngere Hände übergibt.
Die wichtigste Botschaft des Hauptgeschäftsführers der IHK Nord Westfalen Dr. Fritz Jaeckel war bei seiner Begrüßung an alle abgebenden Unternehmerinnen und Unternehmer war: „Bereiten Sie sich rechtzeitig und professionell auf den Generationswechsel vor. Den es wird immer schwieriger werden, geeignete Unternehmensnachfolger zu finden.“ Die klassischen Gründerjahrgänge schrumpften und den Automatismus der familieninternen Übernahme durch Tochter oder Sohn von früher gebe es nicht mehr.
Paul-Heinrich Fallenberg, Rechtsanwalt, Steuerberater und Partner bei der HLB Schumacher GmbH, Münster, erläuterte, warum steuerliche und rechtliche Aspekte frühzeitig in den Generationenübergang mit einbezogen werden müssen.
Anschließend berichteten Nachfolger und Nachfolgerinnen aus drei verschiedenen Betrieben von ihren Erfahrungen. Das Logistikunternehmen Giesker & Laakmann GmbH & Co. KG aus Nottuln wird gleich von drei Familienmitgliedern in vierter Generation weitergeführt, und zwar den Geschwistern Julia und Stefan Laakmann sowie ihrer Cousine Sarah Laakmann. „Ohne die Unterstützung externer Experten hätten wir diesen komplexen Prozess vermutlich nicht erfolgreich bewältigt“, erläuterte Sarah Laakmann.
Ebenso wie die Laakmanns musste auch Carolina Volk unerwartet früh in die Geschäftsführung des Tiefbauunternehmens Völker Tiefbau GmbH aus Gladbeck einsteigen. Sie gab anderen Nachfolgerinnen und Nachfolgern den Tipp, durchaus einen Plan zu entwickeln, aber nicht zu starr daran festzuhalten, wenn sich die Gegebenheiten verändern. Marco Schlarpp übernahm mit seiner neu gegründeten MS Oberflächentechnik Gelsenkirchen GmbH die Wirth Gruppe Ruhr aus Gelsenkirchen, ist also ein familienexterner Nachfolger für den Betrieb von Axel Wirth.

Webinar-Reihe „FOKUS Unternehmensnachfolge“

Impulse für die Unternehmensnachfolge setzen, darauf konzentrierte sich die neunteilige Webinar-Reihe „FOKUS Unternehmensnachfolge“, welche federführend von unserer neuen Nachfolgeberaterin Juliane Melchers-Hürkamp in Kooperation mit IHKn in NRW durchgeführt wurde.
In 90-minütigen, digitalen Austauschformaten erhielten die Teilnehmenden kompakt und praxisorientiert Hinweise und Impulse zur Gestaltung von Nachfolgeprozessen. Das Themenfeld erstreckte sich dabei von der Unternehmensbewertung, über die Gestaltung der Nachfolgefinanzierung in Verbindung mit möglichen öffentlichen Fördermöglichkeiten, bis hin zum Umgang mit Verhandlungssituationen, Konflikten in Familienunternehmen sowie der rechtlichen und steuerrechtlichen Gestaltung der Prozesse.
Einen sehr praxisnahen Blick mit persönlichen Eindrücken, Erfahrungen und einem Strauß an Tipps zur Unternehmensnachfolge speziell für Frauen bot in diesem Jahr das Webinar „Nachfolge ist weiblich“. Beginnend informierte Simone Plum (NRW.BANK) in Form eines Impulsvortrages über Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten zur Unternehmensnachfolge und nahm dabei konkret die Stärken von Frauen in diesem Prozess in den Blick. Der Impulsvortrag wurde ergänzt um ein digitales Podiumsgespräch, zu welchem Johanna Münzer (Münzer Großhandel, Emsdetten / Vorsitzende der Wirtschaftsjunioren Nord Westfalen) sowie Yvonne Bouguila (Allround Werbeservice, Bochum) hinzukamen. Alle Frauen berichteten aus ihren unterschiedlichen Perspektiven über persönliche Erfahrungen bei der Gestaltung des Nachfolgeprozesses, über Möglichkeiten zur Kommunikation in der Familie, Herausforderungen bei dem Aufbau der passenden Finanzierung und damit verbundenen, teils herausfordernden Gesprächen, bis hin zu Gestaltung der Work-Life-Balance als Nachfolgerin mit Kind.
Im Webinar „Der Suchprozess“ informierte Michael Meese, Teamleiter Gründung und Unternehmensförderung der IHK Nord Westfalen, zusammen mit weiteren Kollegen der IHKs aus NRW im Webinar über die Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten der IHK im Nachfolgebereich. Im Fokus stand hier insbesondere die Suche nach geeigneten Nachfolgerinnen und Nachfolgern sowie der Einsatz geeigneter Plattformen wie die nexxt-change-Unternehmensbörse, der IHK-Nachfolgepool und die Unternehmenswerkstatt NRW (UWD).
Insgesamt meldeten sich über die gesamten Webinar-Reihe über 800 Nachfolgeinteressierte, Nachfolgesuchende und Unternehmerinnen und Unternehmer, die ihr Unternehmen übergeben möchten, an.
Die initiale Entwicklung der Webinar-Reihe erfolgte 2023 in Kooperation mit dem Projekt „NextSTEP_Neue Wege in der Sicherung der Unternehmensnachfolge“. Durch aktive Mitwirkung im Arbeitskreis Unternehmensnachfolge auf Landesebene konnte bereits vor Projektende die Fortführung der Webinar-Rreihe unter aktiver Beteiligung der IHK Nord Westfalen erreicht werden.

Landesweiter IHK-Nachfolgepool hilft bei der Suche nach externen Nachfolgenden

Die IHKs in NRW haben ihre regionalen Nachfolgeclubs in einem gemeinsamen Pool zusammengeführt. Gelistet sind in dem landesweiten Pool auch die Fach- und Führungskräfte aus dem Münsterland und der Emscher-Lippe-Region, die bisher über die IHK Nord Westfalen nach Unternehmen für die Übernahme gesucht haben. Da der Suchradius für die potenziellen Nachfolgerinnen und Nachfolger frei wählbar ist, kann für Nord-Westfalen auf deutlich mehr als die aktuell 150 persönlich bekannten und qualifizierten Nachfolgerinnen und Nachfolger aus dem Nachfolge-Club für die Suche nach geeigneten Nachfolgerinnen und Nachfolgern zurückgegriffen werden. Durch das größere Angebot an Nachfolgekandidatinnen und -kandidaten erhöhen wir die Erfolgschancen für unsere Unternehmen, die eine externe Nachfolgelösung anstreben.

Unternehmenswerkstatt (UWD) wird angenommen und stetig erweitert

Erstmalig war die Unternehmenswerkstatt (UWD) das ganze Jahr über mit den Modulen Gründung, Sicherung und Nachfolge aktiv. Im Jahr 2024 haben fast 230 (angehende) Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Region Nordwestfalen die virtuellen Projekträume genutzt, um ihre Vorhaben professionell vorzubereiten und sich dabei von IHK-Fachexperten begleiten zu lassen.
Traditionell steht das Thema Gründung hoch im Kurs. 185 Gründerinnen und Gründer machten sich mithilfe der UWD auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Davon entfielen auf das Münsterland 125 und die Emscher-Lippe-Region 60 Vorhaben.
Durch den überarbeiteten Unternehmenswertrechner, der auf die Bedürfnisse von kleinen und mittleren Unternehmen abgestimmt ist, nutzen immer mehr Übergabe- und Übernahmeinteressierte den Service der UWD im Nachfolgebereich. Darüber hinaus steht seit Herbst 2024 ein umfangreicheres Angebot an Musterverträgen und -erklärungen für unterschiedlichste betriebliche Themen zur Verfügung.
In NRW stieg die Zahl der Seitenaufrufe auf der Homepage bis zum 30. Juni 2024 auf knapp 840.000, ein Zuwachs von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Plakatmotiv der UWD