Region

Deutsch-niederländische Zusammenarbeit

Deutsch-Niederländische Grenzlandkammern - Aktuelle Angebote

Der Austausch und die Zusammenarbeit entlang der Grenze Nordrhein-Westfalens zu den Niederlanden ist für viele Unternehmen in den Regionen von besonderer Bedeutung und wird kontinuierlich ausgebaut. Um auch interessierten Unternehmen die Kontakte und Informationen zugänglich zu machen, bieten die vier IHKs und die Deutsch-Niederländische Handelskammer regelmäßige Veranstaltungen an. Darüber hinaus stehen die Ansprechpartner aus den Bezirken und der AHK Niederlande gerne für Fragen zur Verfügung.

Mehr als nur gute Nachbarn

Die Niederlande (niederländisch: Nederland) liegen im nördlichen Westeuropa und sind einer der vier autonomen Landesteile des Königreichs der Niederlande, zu dem noch die karibischen Gebiete Aruba, Curacao und Sint Maarten gehören. Das Land mit seinen über 17 Millionen Einwohnern ist das am dichtesten besiedelte Europas. Die Niederlande sind eine parlamentarische Monarchie mit einem König als Staatsoberhaupt und einem Ministerpräsidenten als Regierungsoberhaupt. Das Parlament ist ähnlich wie in Deutschland in einem Zweikammersystem organisiert. Die Hauptstadt ist Amsterdam, der Regierungssitz ist allerdings Den Haag.
Die Niederlande werden im Norden und Westen durch die Nordsee, im Süden durch Belgien und im Osten durch Deutschland begrenzt. Der IHK-Bezirk Nord-Westfalen hat eine 108 Kilometer lange gemeinsame Grenze zu den Niederlanden, NRW knapp 400 Kilometer.
Die Niederlande gehören zur Europäischen Union und waren bereits Gründungsmitglied der EWG. Für die deutsche Wirtschaft spielt das Nachbarland eine bedeutende Rolle. Es gibt kaum zwei andere Länder auf der Welt, deren Volkswirtschaften so eng miteinander verbunden sind.

Wirtschaftliche Verflechtungen

Im vergangenen Jahr erreichte das Handelsvolumen zwischen Deutschland und den Niederlanden 215 Mrd. Euro, was die Niederlande weiterhin zum wichtigsten Handelspartner Deutschlands in Europa und weltweit zum drittwichtigsten macht. Dies geht aus den vorläufigen Handelszahlen hervor, die das Statistische Bundesamt im Februar 2024 veröffentlichte. Der leichte Rückgang des Handelsvolumens um 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist teilweise auf die deutlich gesunkenen Energiepreise zurückzuführen. Obwohl die Menge des gehandelten Energiesektors gleich blieb, führten die niedrigeren Preise im Jahr 2023 zu einem Rückgang des Handelsvolumens um 20 Prozent in diesem Sektor. Es gab auch einen Rückgang im Chemie-Sektor.
Hingegen verzeichneten andere Bereiche ein Wachstum des Handelsvolumens. Insbesondere der Export von Maschinenbauartikeln, der für Deutschland von großer Bedeutung ist, stieg um 15 Prozent auf 34,5 Milliarden Euro.
Für Nordrhein-Westfalen sind die Niederlande sogar der Handelspartner Nummer Eins, dies gilt sowohl für Importe als auch für Exporte. 2023 importierte NRW Waren in Höhe von rund 39,5 (2022: 55) Milliarden Euro. Damit beläuft sich der Anteil der Niederlande an NRWs Importen auf 22,04 Prozent. Das Exportvolumen NRWs in die Niederlande beläuft sich auf rund 26 (2027: 22) Milliarden Euro, das sind 18,5 Prozent des NRW-Exports.
Das Bruttoinlandsprodukt der Niederlande ist im Jahr 2022 um 4,3 Prozent gewachsen (Deutschland: 1,8). Getragen wurde das Wirtschaftswachstum von der verarbeitenden Industrie und dem Baugewerbe sowie von Handel und Gastgewerbe. Die Arbeitslosenquote ist auf 3,5 Prozent im vierten Quartal 2023 gefallen. Das BIP ist im 4 Quartal 2034 um 0,4 Prozent gestiegen.
Die niederländische Wirtschaft zeichnet sich durch Offenheit, Flexibilität und eine deutlich internationale Ausrichtung aus. Das Land gilt zudem als die führende Distributionsdrehscheibe Europas, nicht zuletzt durch seine großen und gut ausgebauten Seehäfen. Die wirtschaftlichen Eckpfeiler bilden Handel und Logistik sowie ein ausgeprägter Dienstleistungssektor. Zudem sind die Niederlande einer der weltweit größten Agrarexportnationen, mehr als die Hälfte der Gesamtfläche wird landwirtschaftlich genutzt. Der Industrieanteil an der Bruttowertschöpfung ist eher gering.

Enge Beziehungen zu Nordrhein-Westfalen

Die Niederlande sind der bei weitem wichtigste Handelspartner von Nordrhein-Westfalen. 2023 wurden Waren im Wert von 39,5 Milliarden Euro nach NRW importiert, während umgekehrt Güter im Wert von 26 Milliarden Euro in die Niederlande exportiert wurden. Der Rotterdamer Hafen spielt dabei für die NRW-Wirtschaft eine sehr bedeutende Rolle. 60 Prozent aller verschifften Güter werden über diesen Seehafen transportiert.
Ebenfalls ist der grenzüberschreitende Arbeitsmarkt in NRW deutlich ausgeprägter als in den anderen deutsch-niederländischen Grenzgebieten, wenn auch auf einem weiterhin ausbaufähigen Niveau. 2021 wohnten ca. 43.000 Menschen wohnten in Deutschland und arbeiten in den Niederlanden. Den umgekehrten Weg nehmen 7.900 Menschen auf sich, 6.820 davon aus NRW.

Aktivitäten der IHK

Die IHK unterstützt Unternehmen durch eine Vielzahl an Informationsveranstaltungen, Tagesseminaren und Netzwerktreffen bei dem Auf- und Ausbau ihrer geschäftlichen Beziehungen zu den Niederlanden. Darüber hinaus wirkt sie in verschiedenen Projekten, Ausschüssen und Arbeitskreisen mit, um die noch immer vorhandenen Grenzbarrieren zwischen den beiden Ländern abzubauen.
Ein Schwerpunkt der IHK in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ist die betriebliche Ausbildung. Im Rahmen des EUREGIO-Paktes „Arbeitsmarkt über Grenze“ hat sich die IHK dafür eingesetzt, den grenzüberschreitenden Arbeits- und Ausbildungsmarkt zu stärken. Denn die unentdeckten Potentiale sind trotz der bereits engen Verflechtungen der beiden Länder enorm. Die IHK informiert nun auch in niederländischer Sprache über die betriebliche Ausbildung. Auf der übersetzten Internetseite werden verschiedene Ausbildungsberufe erläutert und bei niederländischen Schülern sowie deren Eltern für eine Ausbildung im deutschen dualen System geworben. Im Rahmen des Paktes wird auch über das Anerkennungsverfahren, besonders von niederländischen beruflichen Abschlüssen informiert. Zweisprachige autorisierte Beschreibungen von ausgewählten IHK-Berufen helfen Unternehmen bei der passenden Besetzung eines Ausbildungs- oder Arbeitsplatzes. Deutsche Auszubildende können sich zudem über geeignete Formen der Kooperation und des Austausches informieren, um Erfahrungen in den Niederlanden zu sammeln.

Deutsch-Niederländische Handelskammer

Die Deutsch-Niederländische Handelskammer (DNHK) fördert seit 110 Jahren die deutsch-niederländischen Geschäftsbeziehungen. Ob Marktanalysen, Adressrecherchen, Rechtsauskünfte oder Personalvermittlung: Die DNHK mit ihren rund 40 zweisprachigen Mitarbeitern bietet Unternehmen einen umfassenden Service für das Nachbarland und sorgt für Kontakte mit potenziellen Geschäftspartnern und Kunden. Viele Veranstaltungen und Publikationen der Handelskammer bieten darüber hinaus ein gern genutztes Kommunikationsforum.
Die DNHK ist Teil des Netzwerks der Auslandshandelskammern (AHKs), die als Institutionen der deutschen Außenwirtschaftsförderung anteilig vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert werden. Der Deutsche Industrie-und Handelskammertag e. V. (DIHK) koordiniert und entwickelt dieses Netz der Deutschen Auslandshandelskammern stetig weiter. Die AHKs beraten, betreuen und vertreten weltweit deutsche Unternehmen, die ihr Auslandsgeschäft auf- oder ausbauen wollen. An über 130 Standorten in 90 Ländern sind die AHKs Ansprechpartner für Unternehmen. Gleichzeitig sind sie Bindeglieder zwischen den Kulturen, denn sie sind jeweils in zwei Mentalitäten und mehreren Sprachen zuhause.

Deutsch-Niederländische Grenzlandkammern

Entlang der Grenze Nordrhein-Westfalens zu den Niederlanden liegen die Bezirke der Industrie- und Handelskammern (IHK) Aachen, Niederrheinische IHK Duisburg Wesel Kleve zu Duisburg, Mittlerer Niederrhein sowie Nord Westfalen. Sie decken die Region von Aachen im Süden, über Mönchengladbach, Moers, Kleve bis nach Gronau im Norden ab.
Der Austausch und die Zusammenarbeit über die Grenze ist für viele Unternehmen in den Regionen von besonderer Bedeutung. Nicht zuletzt, weil die Niederlande für Nordrhein-Westfalen der mit Abstand wichtigste Auslandsmarkt ist. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit wird kontinuierlich ausgebaut und der Austausch in Netzwerken vorangetrieben.
Weitere Informationen sind unter www.ihk-niederlande.de hinterlegt.

EUREGIO

Die EUREGIO ist ein Zusammenschluss von 129 deutschen und niederländischen Städten, Gemeinden und Kreisen, der sich seit 1958 für den Aufbau sowie die Verstärkung grenzüberschreitender Zusammenarbeit und Strukturen im deutsch-niederländischen Grenzgebiet engagiert. Ziel ist es, dass die Teilregionen zu „einem“ Versorgungsgebiet zusammenwachsen, zu einem integrierten und starken Lebens- und Wirtschaftsraum, in dem die Grenze keine trennende und hemmende Wirkung mehr hat.
Um das Ziel eines grenzüberschreitenden Versorgungsgebietes zu verwirklichen, setzt die EUREGIO sich für den Abbau von grenzbedingten Hindernissen ein und unterstützt dabei „Grenzbürger“, Unternehmen, Organisationen und Kommunen. Ein wichtiger Baustein hierfür ist der GrenzInfoPunkt EUREGIO, der eine persönliche Beratung von Arbeitnehmern, Arbeitgebern, Arbeitssuchenden, Auszubildenden, Studenten, Pensionären, Rentnern, Patienten und Konsumenten anbietet. Mit Beteiligung der Finanzämter und der Rentenversicherungsträger werden zudem spezielle Steuer- und Rentensprechstunden organisiert. Der GrenzInfoPunkt EUREGIO ist Teil des INTERREG V A-Projektes „UNLOCK, Personal über die Grenze!“.

Kontinuierlicher Ausbau der Niederlande-Aktivitäten

Basierend auf dem im Jahre 2021 unterzeichnete Memorandum of Understanding zwischen den regionalen Entwicklungsagenturen Oost-NL, Twente Board und der IHK Nord Westfalen sowie den Supporting Partnern (Stadt Enschede, Stadt Münster, EUREGIO, Münsterland e.V., WTC, Handwerkskammer Münster) wird die Zusammenarbeit mit den Niederlanden kontinuierlich weiter intensiviert.
Um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit voranzubringen, wurde eine grenzüberschreitende Strategie entwickelt, die sich auf vier Themen konzentriert:
  1. Advanced Manufacturing & Robotics
  2. Energie
  3. MedTech
  4. Kreislaufwirtschaft
Im Rahmen dieser Strategie finden regelmäßige Veranstaltungen zu den oben genannten Themenfeldern statt. So wurde im April eine 30-köpfige niederländische Delegation in Münster empfangen, bei der sich alles rund um das Thema Batterieforschung drehte. Ziel des Termins war es, Unternehmen, Hochschulen und Institutionen aus den nahegelegenen Niederlanden für das Projekt Batterieforschungsfabrik zu begeistern und Themen für eine Zusammenarbeit zu identifizieren.
Als Grenzlandkammer für die Niederlande organisierte die IHK Nord Westfalen zudem eine zweitägige Delegationsreise in die östlichen Niederlande. Auf dem Programm bei der „Smart Factory Field Lab Tour“ standen Besuche bei erstklassigen High-Tech Unternehmen, Open Innovation Hubs und Field Labs aus den Bereichen Smart Industry, Industrie 4.0, KI sowie Robotics. Knapp 20 Teilnehmer erhielten praxisnahe Einblicke in die open innovation Kultur der Niederländer.
Wie deutsche und niederländische Unternehmen die Energiesysteme der Zukunft nutzen können, um Herausforderungen wie die aktuelle Energiekrise zu bewältigen, war im Dezember Thema beim Deutsch-Niederländischen Wirtschaftsdialog in Münster. Knapp 40 Teilnehmende aus Nord-Westfalen und der Ostniederlande diskutierten mögliche Lösungen für eine sichere Energieversorgung.