10. Oktober 2024

41.000 Betriebe vor dem Generationswechsel

IHK-Forum Unternehmensnachfolge mit 200 Teilnehmern
Münsterland/Emscher-Lippe-Region. – Was wird aus der Firma, wenn der Chef oder die Chefin in den Ruhestand geht? Vor dieser Frage stehen viele Unternehmen im Münsterland und in der Emscher-Lippe Region. Entsprechend groß war gestern (9. Oktober) der Andrang beim 8. Forum Unternehmensnachfolge der IHK Nord Westfalen in Münster. Mehr als 200 Unternehmerinnen und Unternehmer wollten wissen, wie man ein familiengeführtes Unternehmen erfolgreich in jüngere Hände übergibt.
„Bis 2033 stehen im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region 41.000 Unternehmen mit 220.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zur Übergabe an“, veranschaulichte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel die Dimension eines Umbruchs mit hoher wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Bedeutung. Jaeckel bezog sich auf Berechnungen in einer Studie, die in diesem Jahr im Auftrag von IHK NRW durchgeführt wurde. In fast jedem zweiten eigentümergeführten Familienunternehmen sind danach die Inhaberinnen und Inhaber älter als 55 Jahre. Im Vergleich zur Erhebung aus dem Jahr 2019 hat sich die Zahl der betroffenen Unternehmen noch einmal um 6.000 erhöht.
Jaeckel prognostizierte, dass es für die abgebende Generation in den kommenden Jahren noch schwieriger werde, geeignete Unternehmensnachfolger zu finden. Denn die klassischen Gründerjahrgänge der 25- bis 45-Jährigen schrumpften und den Automatismus der familieninternen Übernahme durch Tochter oder Sohn von früher gebe es nicht mehr. Seine wichtigste Botschaft an alle Unternehmen lautet daher: „Bereiten Sie sich rechtzeitig und professionell auf den Generationswechsel vor.“
Der Mangel an Führungsnachwuchs mache es zudem erforderlich, die gesellschaftliche Akzeptanz des Unternehmertums zu stärken, so Jaeckel weiter. „Die Selbstständigkeit muss ein lohnenswertes Ziel sein. Es muss Spaß machen und attraktiv sein, sein eigener Chef zu sein und eigene Ideen umzusetzen.“
Paul-Heinrich Fallenberg, Rechtsanwalt, Steuerberater und Partner bei der HLB Schumacher GmbH, Münster, erläuterte, warum steuerliche und rechtliche Aspekte frühzeitig in den Generationenübergang mit einbezogen werden müssen.
Anschließend berichteten Nachfolger und Nachfolgerinnen aus drei verschiedenen Betrieben von ihren Erfahrungen. Das Logistikunternehmen Giesker & Laakmann GmbH & Co. KG aus Nottuln wird gleich von drei Familienmitgliedern in vierter Generation weitergeführt, und zwar den Geschwistern Julia und Stefan Laakmann sowie ihrer Cousine Sarah Laakmann. „Ohne die Unterstützung externer Experten hätten wir diesen komplexen Prozess vermutlich nicht erfolgreich bewältigt“, erläuterte Sarah Laakmann.
Ebenso wie die Laakmanns musste auch Carolina Volk unerwartet früh in die Geschäftsführung des Tiefbauunternehmens Völker Tiefbau GmbH aus Gladbeck einsteigen. Sie gab anderen Nachfolgerinnen und Nachfolgern den Tipp, durchaus einen Plan zu entwickeln, aber nicht zu starr daran festzuhalten, wenn sich die Gegebenheiten verändern.
Marco Schlarpp übernahm mit seiner neu gegründeten MS Oberflächentechnik Gelsenkirchen GmbH die Wirth Gruppe Ruhr aus Gelsenkirchen, ist also ein familienexterner Nachfolger für den Betrieb von Axel Wirth.

IHK-Serviceangebot Unternehmensnachfolge

Die IHK Nord Westfalen unterstützt Nachfolgeprozesse in Unternehmen seit vielen Jahren mit Informationsveranstaltungen, fachkundiger Einzelberatung und vertraulicher Vermittlung von potenziellen Nachfolgerinnen und Nachfolgern durch den IHK-Nachfolgepool. Die Nachfolgegeneration kann zudem die vielfältigen Angebote der IHK-Weiterbildung zur Vorbereitung nutzen. Ziel der IHK ist es, den Unternehmensbestand der Region und damit die Arbeitsplätze so weit wie möglich zu erhalten.