4. Juni 2024

ZukunftsForum GE: Herausforderungen und Chancen

Teamplayer und Strukturwandel-Champion
 
Gelsenkirchen. – Die Emscher-Lippe-Region ist moderner Wirtschafts- und Industriestandort, Vorreiter in Sachen Wasserstoff, Sitz wichtiger Bildungs- und Kultureinrichtungen und ein Stück Heimat: Dieses vielfältige Bild zeichnet das ZukunftsForum GE, das gestern (3. Juni) bei ZINQ in Gelsenkirchen eröffnet wurde. Bis Anfang Juli stehen unterschiedliche „Beiträge für eine erfolgreiche Zukunft“ auf dem Programm, darunter eine Zukunftswerkstatt OGS, der Gelsenkirchener Energiedialog und eine Zukunftswerkstatt Sport. Als „Champion des Strukturwandels“ versteht sich die Region, nicht nur im Vorfeld der EURO 2024. Der Champion sieht sich aber auch herausgefordert. Nachhaltigkeit, Bildungschancen, Fachkräftemangel und Flächenbedarf sind einige der großen Themen, über die die Arbeitgeberverbände Emscher-Lippe, der FC Schalke 04, die Stadt Gelsenkirchen und die IHK Nord Westfalen als Veranstalter der Reihe ins Gespräch kommen wollen.
Unternehmerin Beatrix Brand zum Beispiel bekannte sich zu den Zielen der Nachhaltigkeit, warnte aber davor, Wirtschaft und Gesellschaft zu überfordern. „Es bewegt sich was, wir setzen unter anderem auf Wärmerückgewinnung und Photovoltaik“, erklärte die Geschäftsführerin der August Friedberg GmbH. Doch der Weg zu CO2-neutralem Stahl sei weit und koste Geld, mahnte sie und wünschte sich vor allem eine verlässliche Industriepolitik und Planungssicherheit. Wasserstoff spielt für Dr. Fritz Jaeckel, Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen, eine entscheidende Rolle auf dem Weg zur CO2-Neutralität. Der Klimahafen Gelsenkirchen sei einmalig in Deutschland. „Die Versorgung eines Industriegebiets mit Wasserstoff hat Modellcharakter“, unterstrich er – und müsse deshalb ein Erfolg werden.
Eine andere Form der Nachhaltigkeit brachte in den Diskussionsrunden, die IHK-Vizepräsidentin Tatjana Hetfeld moderierte, Prof. Bernd Kriegesmann ins Spiel. „Wir müssen an sozialer Nachhaltigkeit arbeiten, an Bildungsgerechtigkeit“, erklärte der Präsident der Westfälischen Hochschule. Lesen, Schreiben, Rechnen gehörten stärker in die Lehrpläne. Es seien junge Menschen notwendig, die Ingenieure werden wollen und die dafür sorgen, dass Maschinen mit weniger Energieeinsatz und mehr Materialeffizienz laufen: „Das ist nachhaltig“. Die Menschen, die dafür gebraucht würden, seien schon hier. „Um sie müssen wir uns kümmern“, meinte Oberbürgermeisterin Karin Welge, die nicht allein auf Fachkräftezuwanderung aus dem Ausland setzen wollte. Dass Fachkräfte weiterhin gebraucht würden, daran ließ Jaeckel keinen Zweifel. Im IHK-Bezirk Nord-Westfalen habe die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten die Marke von einer Million überschritten. „Das ist unglaublich in Zeiten, in denen die Wirtschaft so zu kämpfen hat.“ Beim „Kampf um die Köpfe“ gehe es darum, Menschen an die Region zu binden, ihnen Perspektive zu geben.
Doch darüber hinaus braucht die Wirtschaft auch Platz. So sehr sich Bodo Klimpel, Vorsitzender des Präsidiums der WiN Emscher-Lippe GmbH, über das Planungsrecht für den „newPark“ freute – nach Jahrzehnten wollte er nicht mehr von „new“ sprechen. Mehr Tempo und mehr Unterstützung forderte Garrelt Duin, Regionaldirektor des Regionalverbandes Ruhr. Förderung nach dem Gießkannenprinzip hielt er für kaum sinnvoll, aber die Altflächensanierung werde noch immer nicht von der EU gefördert, kritisierte er. Für Prof. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender von Emschergenossenschaft und Lippeverband, ist Fläche ein entscheidendes Zukunftsthema: Angesichts des Bedarfs für Unternehmen, Wohnungen, Kitas, Schulen oder auch den Hochwasserschutz sprach er sich für eine „multifunktionale Flächennutzung“ aus.
Übereinstimmend lobten die Diskussionsteilnehmer die „Macherqualität in der Emscher-Lippe-Region“. Das „Teamplay“ würdigte Matthias Tillmann als Vorstandsvorsitzender des FC Schalke 04. Das Ruhrgebiet sei nur gemeinsam erfolgreich, ergänzte Paetzel, der „Kirchturmdenken“ nicht mehr wahrnehme. Sichtbar wird die enge Vernetzung zwischen Unternehmen, Verbänden, der Stadt und dem FC Schalke 04 durch eine Aktion der UnternehmensElf, die ZINQ-Geschäftsführer und IHK-Vizepräsident Lars Baumgürtel und IHK-Standortleiter Dr. Jochen Grütters vorstellten. Mit elf überdimensionalen, individuell von den Unternehmen gestalteten Bällen aus feuerverzinktem Stahl sowie den Bällen des FC Schalke 04 und der Stadt Gelsenkirchen zeigt die Initiative zur EM ihr Gesicht für Gelsenkirchen als kreative, innovative und gastfreundliche Stadt.