28. Juni 2024

Jaeckel: „Stromversorgung gefährdet“

Experten stützen IHK-Forderung: Mehr Gaskraftwerke
Münsterland/Emscher-Lippe-Region. - Die IHK Nord Westfalen wertet den Bericht der unabhängigen Expertenkommission zum Energiewende-Monitoring als Bestätigung ihrer zentralen Forderung an die Bundesregierung, die Kraftwerksstrategie nachzubessern und mehr wasserstofffähige Gaskraftwerke in Nordrhein-Westfalen zu planen und zu bauen.
Nach der Abschaltung der Kohlekraftwerke sollen diese Gaskraftwerke ab 2030 für Strom sorgen und später mit klimaneutralem Wasserstoff betrieben werden. „Wenn es bei den Plänen der Bundesregierung bleibt, ist die Versorgungssicherheit der Wirtschaft gefährdet“, warnt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel und verweist auf das Monitoring zur Energieversorgung von IHK NRW von Anfang des Jahres. Danach reicht die bundesweit geplante Gaskraftkapazität von rund zehn Gigawatt nicht aus. „Allein für Nordrhein-Westfalen werden etwa acht Gigawatt benötigt“, so Jaeckel. Dabei ist die IHK-Organisation auf einer Linie mit der nordrhein-westfälischen Landesregierung, die die Bundesregierung ebenfalls aufgefordert hatte, die Kraftwerksstrategie nachzubessern.
 Kritisch sieht die IHK Nord Westfalen angesichts des Kohleausstiegsgesetzes auch den Zeitplan der Kraftwerksstrategie. Zu Jahresbeginn hatte das Bundeswirtschaftsministerium Eckpunkte der Strategie vorgestellt. „Aber wann sie final vorliegt und was sie konkret beinhalten wird, ist derzeit noch offen“, kritisiert Jaeckel. Besonders für die Industrie sei das keine befriedigende Situation. Die Kraftwerksstrategie sei dringend nötig, weil sie die Grundlage für den Bau der sogenannten Back-up-Kraftwerke liefere, die immer dann einspringen müssten, wenn die Erneuerbaren Energien nicht ausreichend Leistung liefern könnten.
Die Kraftwerksstrategie ist laut Jaeckel jedoch nicht die einzige Herausforderung. „Schließlich müssen in NRW auch Standorte für die Gaskraftwerke gefunden und die Infrastruktur ertüchtigt und finanziert werden“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer weiter. Optimalerweise sollten die Standortentscheidungen für die Kraftwerke zudem netzdienlich sein, also Netzengpässe vermeiden. Es gibt aber noch weitere Fragen, die aus Sicht der IHK offen sind: Zum Beispiel, wie das künftige Strommarktdesign gestaltet werden soll und in welchem Tempo der Ausbau des Wasserstoffkernnetzes erfolgen kann. „Bekanntlich liegt der Ausbau der Stromnetze um Jahre hinter dem Zeitplan zurück. Das darf uns beim Wasserstoffnetz nicht passieren“, so Jaeckel. „Jetzt müssen Brüssel, Berlin und Düsseldorf in der Energiepolitik an einem Strang ziehen, damit wir schnell in die Umsetzung kommen.“
Zudem müsse die Kraftwerksstrategie um eine Speicherstrategie für Wasserstoff ergänzt werden, auch wenn wir hier noch ganz am Anfang stünden. Die Region hat mit den Kavernenspeichern sehr gute Voraussetzungen, denn einer der beiden Kavernenspeicher für Wasserstoff NRWs befindet sich in Gronau Epe.