7. Juni 2024

IHK unterstützt Kommunen bei Innenstadtentwicklung

„Von Freizeitparks lernen“
Münsterland/Emscher-Lippe-Region. – Die IHK Nord Westfalen setzt sich für starke Innenstädte ein und unterstützt die Gemeinden und Städte im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region dabei, ihre Ortszentren den sich rasant ändernden Bedingungen anzupassen. Eine „kundenorientierte Innenstadtentwicklung“ ist laut IHK das Leitbild, nach dem die Kommunen sich entwickeln sollten, um ihre Attraktivität zu sichern. Ein entsprechendes Positionspapier hat die Vollversammlung der IHK gestern Abend (6. Juni) beschlossen. Dabei sollte sich die Innenstadtentwicklung nach Vorstellung der IHK an der sogenannten Customer Journey orientieren, also der „Reise eines Kunden“ in und durch die Innenstadt bis zum Einkauf oder etwa dem Besuch von attraktiven Veranstaltungen. 
„Der Einzelhandel als alleiniger Frequenzbringer reicht nicht mehr aus – ein neuer Angebotsmix für die Menschen muss entstehen“, heißt es in dem Papier. Eine vielfältige Gastronomie und Dienstleistungen gehören neben attraktiven Veranstaltungen auf jeden Fall dazu: „Die Innenstadt der Zukunft wird ein Ort des Erlebens, der Begegnung und des Austausches sein“. Christoph Berger, Vorsitzender im IHK-Handelsausschuss und Inhaber des Modehaus Ebbers im Zentrum von Warendorf, sagte deshalb: „Die lebendige Innenstadt von heute ist in ihren Anforderungen am besten mit einem Freizeitpark vergleichbar.“ Eine angenehme, ansprechende Atmosphäre sei bei beiden Orten entscheidend. In der Innenstadt sind es für Berger schöne Straßenzüge, Plätze, Grünanlagen und historische Bauten, im Freizeitpark fantasievoll gestaltete Welten und Thematisierungen. Zudem werde an beiden Orten großer Wert auf Sicherheit und Sauberkeit gelegt. Und beide Orte hätte das Ziel, „dass Besucher immer wieder kommen“. Das könne durch wechselnde Angebote, Sonderaktionen und kontinuierliche Verbesserungen erreicht werden. Berger zeigte sich überzeugt: „Wir können bei der Innenstadtentwicklung von den Freizeitparks lernen.“ 
Sieben zentrale Handlungsfelder haben Unternehmen in einem Workshop festgelegt. Das daraus resultierende Aufgabenspektrum für Politik, Verwaltung und Innenstadtakteure reicht  von der Schärfung des Zentrenprofils über die Sicherstellung der Erreichbarkeit wie auch der Nachhaltigkeit bis zur Digitalisierung. Unabhängig vom Verkehrsmittel gelte es, die Anreise zu vereinfachen. Besonders die Nutzung der Zentren vielfältiger zu gestalten, ist dem Vorsitzenden des IHK-Handelsausschusses ein Anliegen. „Das Thema Freizeit muss zurück in die Innenstadt und darf nicht weiter in die Industriegebiete ausgelagert werden“, forderte Berger und fragte: „Warum keine Bolderhalle im ehemaligen Kaufhaus?“ Daneben müsse es auch viele nichtkommerzielle Angebote geben, damit die Innenstadt ein übergreifender sozialer Treffpunkt bleibe.
„Innenstadt ist ein besonderer Wirtschaftsraum“, begründet Berger, warum es sich lohnt „so viel Aufwand“ für die Ortszentren zu betreiben. Dieser Wirtschaftsraum sei größer als die Summe seiner Einzelteile. Eine lebendige Innenstadt sei für die gesamte Wirtschaft von Bedeutung. Sie trage dazu bei, qualifizierte Fachkräfte anzuziehen und zu halten. „Eine belebte Innenstadt signalisiert wirtschaftliche Vitalität, von der Unternehmen profitieren können, indem sie als Teil eines prosperierenden, zukunftsorientierten Umfelds wahrgenommen werden“, so Berger. Aus seiner Sicht ist das Thema Zentrenentwicklung bei den meisten Städten und Gemeinden trotz vorhandener Förderprogramme „noch nicht gut genug platziert“. Die Wirtschaft als Gesamtheit über die IHK wie auch die Unternehmen einzeln vor Ort müssten „die Kommunen noch stärker anschieben“. Dabei helfe das Positionspapier, um mit entsprechendem Rückhalt aus der Vollversammlung Gespräche zu führen.