19. Dezember 2024
© Schubert/IHK Nord Westfalen
Insgesamt verbuchte die IHK Nord Westfalen bis zum Ende des Jahres 8.549 neue Ausbildungsverträge. Im Münsterland lag die Zahl der neuen Ausbildungsverträge in IHK-Berufen zum Jahresende mit 5.911 allerdings rund drei Prozent niedriger als im Dezember 2023. Grund ist nach erster Einschätzung der IHK eine Mischung aus einem Mangel an passenden Bewerbungen und möglicherweise ersten Auswirkungen der seit fünf Jahren stagnierenden wirtschaftlichen Entwicklung. In der Emscher-Lippe-Region verbuchte die IHK Nord Westfalen demgegenüber noch einmal einen leichten Zuwachs von 0,5 Prozent auf 2.638.
Kritik an „irreführenden Azubi-Zahlen“
IHK zur Meldung von IT.NRW und Ausbildungsbilanz 2024
Münster/Düsseldorf. - Als „unvollständig und irreführend für alle Schülerinnen und Schüler in der Berufsorientierungsphase“, kritisiert die IHK Nord Westfalen die heute (19. Dezember) von IT.NRW veröffentlichte Nachricht zum Berufsbildungsjahr 2024. Danach ging die Zahl der neuen Auszubildenden im Vergleich zum Vorjahr um 1,4 Prozent zurück, im Zehnjahresvergleich sogar um 8,5 Prozent. „Das vermittelt das Bild, dass eine Berufsausbildung immer weniger beliebt ist bei den Schülerinnen und Schülern“, kritisiert IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel. „Dabei ist das Gegenteil der Fall.“
Denn die Zahl der Schulabgänger, die potenziell für den Beginn einer Ausbildung infrage kommen, ist noch viel stärker zurückgegangen. Im Zehnjahresvergleich beträgt der Verlust sogar 12,9 Prozent. Das lässt für Jaeckel den Schluss zu, dass „Ausbildung bei den Schülerinnen und Schülern an Beliebtheit gewonnen hat“.
Dr. Fritz Jaeckel, Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen.
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Der IHK-Hauptgeschäftsführer fordert bei der Veröffentlichung der Zahlen von Auszubildenden oder Studierenden durch IT.NRW, immer auch die Zahl der Schulabgänger und deren Entwicklung als Vergleichsmaßstab mitzuliefern. „Unvollständige Nachrichten über die vermeintlich sinkende Attraktivität konterkarieren das Bemühen der Landesregierung, die Berufsausbildung zu stärken und senden falsche Signale an Schüler und deren Eltern wie auch an die Lehrerinnen und Lehrer, die mit der Berufsorientierung befasst sind“, sagte Jaeckel.
Allein im IHK-Bezirk Nord Westfalen ist die Zahl der Schulabgänger seit 2014 (32.648) bis 2023 um 18,3 Prozent gesunken (26.665). Die Zahl der Ausbildungseinsteiger hingegen fiel nur um 9,3 Prozent (2014: 17.808 - 2023: 16.203).
Anders ausgedrückt: Begannen im IHK-Bezirk Nord Westfalen, der das Münsterland und die Emscher-Lippe-Region umfasst, im Jahr 2014 rechnerisch 54,7 Prozent der Schulabgänger eine Ausbildung, waren es 2023 schon 60,8 Prozent. „Der Anteil der Ausbildung an einem Schuljahrgang steigt also, Ausbildung bleibt der wichtigste Einstieg in das Berufsleben“, betonte Jaeckel.
Das belegt auch die Regionalauswertung des DIHK-Fachkräftereports, der heute (19. Dezember) in Berlin vorgestellt wurde. Danach fehlen den Unternehmen im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region weiterhin vor allem Absolventen der betrieblichen Aus- und Weiterbildung. Von den Unternehmen, die derzeit offene Stellen nicht besetzen können, suchen 52 Prozent Absolventen der höheren Berufsbildung, also zum Beispiel Fachwirte, Meister oder IT-Professionals, 46 Prozent Absolventen mit einer betrieblichen Ausbildung, aber nur 34 Prozent Absolventen mit Hochschulabschluss.
Die Jahresbilanz der IHK Nord Westfalen fiel angesichts der rückläufigen Zahl an Schulabgängern wie erwartet negativ aus. Doch während die Zahl der Schulabgänger im IHK-Bezirk Nord Westfalen von 2023 auf 2024 um drei Prozent zurückging, fiel das Minus bei den Ausbildungsverträgen in IHK-Berufen mit 2,1 Prozent erneut geringer aus.
Für die Kreise und kreisfreien Städte fiel die Bilanz sehr unterschiedlich aus: In Bottrop stieg die Zahl der neuen Auszubildenden noch einmal um 2,6 Prozent auf insgesamt 279. Im Kreis Recklinghausen, der mit 1.563 neuen Ausbildungsverträgen der ausbildungsstärkste Kreis im IHK-Bezirk ist, verbuchte die IHK ein Plus von 0,4 Prozent. Genau ein Ausbildungsvertrag mehr als im Vorjahr steht in der Bilanz für Gelsenkirchen (796 / + 0,1 Prozent).
© IHK Nord Westfalen
Im Münsterland konnte die IHK nur in der Stadt Münster, die im IHK-Gesamtvergleich der Kreise und kreisfreien Städte mit 1.576 in diesem Jahr neu geschlossenen Ausbildungsverträgen ganz vorn liegt, ein Plus verbuchen (+ 1 Prozent). Den stärksten Rückgang für die Ausbildung in IHK-Berufen verzeichnet die IHK Nord Westfalen im Kreis Borken (1.478 / - 6,5 Prozent), gefolgt vom Kreis Warendorf (893 / - 4,6 Prozent) und dem Kreis Steinfurt (1.385 / - 3,6 Prozent). Fast genau im Durchschnitt des IHK-Bezirks liegt der Rückgang im Kreis Coesfeld (579 / - 2,2 Prozent).