30. März 2023
Der Ast, auf dem man sitzt
IHK-Regionalausschuss Münster diskutiert über
Anforderungen an den Wirtschaftsstandort Münster
Anforderungen an den Wirtschaftsstandort Münster
Münster. - Die Wirtschaft mischt sich in die Diskussion über ihre Zukunft in Münster ein und möchte ein gehöriges Wort mitreden: „Erfolgreiche Unternehmen und hohe Gewerbesteuererträge für den städtischen Haushalt sind keine Selbstverständlichkeit“, betonte IHK-Vizepräsidentin Isabel Habla gestern (29. März) im IHK-Regionalausschuss für die Stadt Münster im Stadtweinhaus. Gute Standortbedingungen und insbesondere auch die ausreichende Verfügbarkeit von Entwicklungsflächen für Unternehmen seien auch zukünftig unabdingbar, so ihre klare Botschaft an Politik und Verwaltung.
Der IHK-Regionalausschuss für die Stadt Münster tagte im Stadtweinhaus: (v.l.) stellvertretender Ausschussvorsitzender Julian Sievers, Ausschussvorsitzende Isabel Habla, Stadtkämmerin Christine Zeller, Dr. Olaf Arndt (PROGNOS AG), Prof. Thomas Hauff (Stadt Münster) und Joachim Brendel (IHK-Geschäftsbereichsleiter Branchen und Infrastruktur).
© MünsterView/IHK Nord Westfalen
Auf die von Dr. Olaf Arndt, PROGNOS AG, im Auftrag der Stadt erarbeitete Systematik für eine Zukunftsstrategie des Wirtschaftsstandortes Münster reagierten die Unternehmerinnen und Unternehmer dann auch eher mit gemischten Gefühlen: „Die technologischen Aushängeschilder der Stadt, wie etwa die Batterieforschungsfabrik, können ihren Mehrwert für die Stadt nur dann entfalten, wenn an dieser Technologie interessierte Unternehmen auch die Möglichkeit bekommen, sich im Umfeld der Forschung anzusiedeln“, bezog die Ausschussvorsitzende klar Position. Der Stadt Münster müsse es besser als bisher gelingen, ihre Stärken bei Wissenschaft und Lebensart auch in unternehmerische Erfolgsgeschichten und industriell-gewerbliche Arbeitsplätze umzusetzen. „Vermarktbare Flächen sind für einen Wirtschaftsstandort wie Münster vielleicht nicht alles – aber ohne Flächen sind alle anderen Standortvorteile nur die Hälfte wert“, bringt Isabel Habla ihr Anliegen auf den Punkt.
Dass eine wachsende Stadt auch vor wachsende finanzielle Herausforderungen gestellt wird, verdeutlichte der Bericht von Stadtkämmerin Christine Zeller. „Die Aufrechterhaltung der finanziellen Handlungsfähigkeit und Autonomie der Stadt muss für uns alle oberste Priorität haben, um unserem Gestaltungsanspruch auch in Zukunft gerecht werden zu können“, formulierte die Kämmerin der Stadt eine klare Botschaft. Es brauche daher einen Fokus auf Schwerpunktthemen und eine Auseinandersetzung mit der Aufwandsseite; Spielräume für Zusätzliches seien nicht gegeben. „Gerade in diesen Krisenzeiten ist verantwortliches und abgewogenes Handeln unerlässlich“, so Zeller.
Angesichts der Tatsache, dass die Gewerbesteuereinnahmen in Münster aktuell rund 25 Prozent der städtischen Einnahmen ausmachen, zeigte Habla kein Verständnis dafür, dass einzelne Stimmen im Stadtrat die Ausweisung weiterer Flächen für die wirtschaftliche Entwicklung grundsätzlich infrage stellen: „Da sägt man an dem Ast, auf dem man sitzt“, so Habla.
Vor dem Hintergrund der geschilderten Haushaltssituation der Stadt sprachen sich die im Ausschuss versammelten Unternehmen dafür aus, auch liebgewonnene Gewohnheiten auf den Prüfstand zu stellen: „Der vielzitierte Münster-Standard ist nicht nur ein Qualitäts-, sondern auch ein Kostentreiber – für die Stadt selbst, aber auch bei privaten Investitionen“, so Habla. Kosten und Nutzen müssten wieder in ein vernünftiges Verhältnis gebracht werden.