30. März 2022
Corona bringt Tiefpunkt bei Gründungen
IHK-Auswertung: 1.000 weniger als vor Corona
Münsterland. – Im Münsterland wagen immer weniger Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit. Die Zahl „echter“ Unternehmensgründungen, die die IHK Nord Westfalen aus den Gewerbeanzeigen herausgefiltert hat, ist 2021 auf 3.300 gesunken. „Das sind 42 Prozent weniger als noch vor zehn Jahren“, beschreibt Sven Wolf die anhaltende Abwärtsentwicklung. Der Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Unternehmensförderung und Weiterbildung zeigt sich alarmiert: „Unternehmensgründungen und Start-ups mit ihren neuen Ideen und innovativen Geschäftsmodellen sind neben dem für seine Innovationskraft bekannten Mittelstand die zweite Säule einer dynamischen Wirtschaft“, verdeutlicht er die „große Herausforderung, vor der die Region steht“.
Um die Zahl der sogenannten „Unternehmensgründungen mit wirtschaftlicher Bedeutung“, die im Vor-Corona-Jahr 2019 noch bei 4.300 lag, zu ermitteln, hat die IHK ein bundesweit etabliertes Schema angewandt. Der Hauptgrund für den negativen Trend, der durch die Corona-Pandemie nochmals verstärkt wurde, liegt für Wolf klar auf der Hand. „Die bislang gute Konjunktur und die für Fachkräfte exzellente Lage auf dem Arbeitsmarkt haben dazu geführt, dass immer weniger Menschen eine Veranlassung dafür sehen, ihren sicheren und gut bezahlten Arbeitsplatz gegen eine risikobehaftete Existenzgründung einzutauschen.“
Diese Entwicklung habe aber auch etwas Gutes, so Wolf weiter: „Es wird selten aus der Not heraus gegründet, wir registrieren viele Chancengründungen, die in der Regel stabiler und nachhaltiger sind.“ Dies spiegelt sich auch in der Beratungspraxis der IHK wider. Über die Erstinformation, die Erstellung des Businessplan bis zum E-Learning von zu Hause bietet die IHK mit ihrem STARTERCENTER Münsterland Gründungsinteressierten ein umfangreiches Unterstützungsangebot. Über 1.400 Kontakte gab es im vergangenen Jahr zu Gründungsinteressierten, 150 von ihnen hat die IHK auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit eng begleitet.
Dennoch warnt Wolf: „Auch wenn es positiv ist, dass es überwiegend Chancengründungen gibt, muss es uns in Zukunft wieder gelingen, insgesamt mehr Menschen davon zu überzeugen, dass die Selbstständigkeit ein lohnendes und attraktives Ziel ist“, so der IHK-Geschäftsbereichsleiter. Dafür müsse der Einstieg in die Selbstständigkeit so einfach und unbürokratisch wie möglich gemacht werden. Das sei schon mit kleinen Maßnahmen zu erreichen. „Wichtige Hebel zur Entlastung sind der Abbau von Berichtspflichten und Aufbewahrungspflichten, die Anpassung von Schwellenwerten und Freistellungsklauseln für Gründer, wo immer diese möglich sind“, betont Wolf.